Die Soldaten | Page 9

Jacob Michael Reinhold Lenz
scheckern, sobald sie den Arm r��ckt, macht er Miene zu schreiben, nach vielem Lachen gibt sie ihm mit der nassen Feder eine gro?e Schmarre ��bers Gesicht. Er l?uft zum Spiegel, sich abzuwischen, sie schreibt fort.)
Desportes. Ich belaure Sie doch. (Er kommt n?her, sie droht ihm mit der Feder, endlich steckt sie das Blatt in die Tasche, er will sie daran verhindern, sie ringen zusammen, Marie k��tzelt ihn, er macht ein erb?rmliches Geschrei, bis er endlich halb atemlos auf den Lehnstuhl f?llt.)
Wesener (tritt herein). Na, was gibt's--die Leute von der Stra?e werden bald hereinkommen.
Marie (erholt sich). Papa, denkt doch, was der grobe Flegel, der Stolzius, mit f��r einen Brief schreibt, er nennt mich Ungetreue! denk doch, als ob ich die S?ue mit ihm geh��tet h?tte; aber ich will ihm antworten darauf, da? er sich nicht vermuten soll, der Grobian.
Wesener. Zeig mir her den Brief--ei sieh doch die Jungfer Zipfersaat--ich will ihn unten im Laden lesen.
(Ab.) (Jungfer Zipfersaat tritt herein.)
Marie (hier und da launigt herumknicksend). Jungfer Zipfersaat, hier hab ich die Ehre, dir einen Baron zu pr?sentieren, der sterblich verliebt in dich ist. Hier, Herr Baron, ist die Jungfer, von der wir so viel gesprochen haben, und in die Sie sich neulich in der Kom?die so sterblich verschameriert haben.
Jungfer Zipfersaat (besch?mt). Ich wei? nicht, wie du bist, Mariel.
Marie (einen tiefen Knicks). Jetzt k?nnen Sie Ihre Liebesdeklaration machen. (L?uft ab, die Kammert��r hinter sich zuschlagend. Jungfer Zipfersaat ganz verlegen tritt ans Fenster. Desportes, der sie ver?chtlich angesehen, pa?t auf Marien, die von Zeit zu Zeit die Kammert��r ein wenig er?ffnet. Endlich steckt sie den Kopf heraus: h?hnisch.) Na, seid ihr bald fertig? (Desportes sucht sich zwischen die T��r einzuklemmen, Marie sticht ihn mit einer gro?en Stecknadel fort, er schreit und l?uft pl?tzlich heraus, um durch eine andere T��r in jenes Zimmer zu kommen. Jungfer Zipfersaat geht ganz verdr��?lich fort, derweil das Geschrei und Gejauchz im Nebenzimmer fortw?hrt. Weseners alte Mutter kriecht durch die Stube, die Brille auf der Nase, setzt sich in eine Ecke des Fensters, und strickt und singt, oder kr?chzt vielmehr mit ihrer alten rauhen Stimme.)
Ein M?dele jung ein W��rfel ist, Wohl auf den Tisch gelegen: Das kleine R?sel aus Hennegau Wird bald zu Gottes Tisch gehen.
(Z?hlt die Maschen ab.)
Was l?chelst so froh mein liebes Kind,Dein Kreuz wird dir'n schon kommen.Wenn's hei?t, das R?sel aus HennegauHab' nun einen Mann genommen.
O Kindlein mein, wie tut's mir so weh,Wie dir dein ?ugelein lachen, Und wenn ich die tausend Tr?nelein seh,Die werden dein B?ckelein waschen.
(Indessen dauert das Geschecker im Nebenzimmer fort. Die alte Frau geht hinein, sie zu berufen.)

Dritter Akt

Erste Szene
In Armentieres. Des Juden Haus.
Rammler (mit einigen verkleideten Leuten, die er stellt. Zum letzten). Wenn jemand hineingeht, so huste--ich will mich unter die Treppe verstecken, da? ich ihm gleich nachschleichen kann.
(Verkriecht sich unter die Treppe.)
Aaron (sieht aus dem Fenster). Gad, was ein gewaltiger Camplat ist das unter meinem eignen Hause.
Mary (im Rocklor eingewickelt kommt die Gasse heran, bleibt unter des Juden Fenster stehen, und l??t ein subtiles Pfeifchen h?ren).
Aaron (leise herab). Sein Sie's, gn?diger Herr? (jener winkt.) Ich werde soglach aufmachen.
Mary (geht die Treppe hinauf. Einer hustet leise. Rammler schleicht ihm auf den Zehen nach, ohne da? der sich umsieht. Der Jude macht die T��re auf, beide gehen hinein).
(Der Schauplatz verwandelt sich in das Zimmer des Juden. Es ist stockdunkel. Mary und Aaron fl��stern sich in die Ohren. Rammler schleicht immer von weitem herum, weicht aber gleich zur��ck, sobald jene eine Bewegung machen.)
Mary. Er ist hier drinne.
Aaron. O wai mer!
Mary. Still nur, er soll Euch kein Leides tun, la?t mit Euch machen, was er will, und wenn er Euch auch knebelte, in einer Minute bin ich wieder bei Euch mit der Wache, es soll ihm ��bel genug bekommen. Legt Euch nur zu Bette.
Aaron. Wenn er mich aber ams Leben bringt, he?
Mary. Seid nur ohne Sorgen, ich bin im Augenblick wieder da. Er kann sonst nicht ��berf��hrt werden. Die Wache steht hier unten schon parat, ich will sie nur hereinrufen. Legt Euch--
(Geht hinaus. Der Jude legt sich zu Bette. Rammler schleicht n?her hinan.)
Aaron (klappt mit den Z?hnen). Adonai! Adonai!
Rammler (vor sich). Ich glaube gar, es ist eine J��din. (Laut, indem er Marys Stimme nachzuahmen sucht.) Ach, mein Sch?tzgen, wie kalt ist es drau?en.
Aaron (immer leiser). Adonai!
Rammler. Du kennst mich doch, ich bin dein Mann nicht, ich bin Mary. (Zieht sich Stiefel und Rock aus.) Ich glaube, wir werden noch Schnee bekommen, so kalt ist es.
(Mary mit einem gro?en Gefolge Officieren mit Laternen st��rzen herein, und schlagen ein abscheulich Gel?chter auf. Der Jude richtet sich erschrocken auf.)
Haudy. Bist du toll geworden, Rammler, willst du mit dem Juden Unzucht treiben?
Rammler (steht wie versteinert da. Endlich zieht er seinen Degen). Ich will euch in Kreuzmillionen St��cken zerhauen alle miteinander. (L?uft verwirrt heraus. Die andern lachen nur noch rasender.)
Aaron. Ich bin w?s Gad halb tot gewesen.
(Steht auf. Die andern

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