Dass sie -
Eridon. Buergst du mir denn, dass sie mich wirklich liebt?
Amine. Ich dich nicht lieben! Ich!
Eridon. Wenn lehrst du mich es glauben? Wer liess sich einen Strauss
vom kecken Damon rauben? Wer nahm das schoene Band vom jungen
Thyrsis an?
Amine. Mein Eridon! -
Eridon. Nicht wahr, das hast du nicht getan? Belohntest du sie denn? O
ja, du weisst zu kuessen.
Amine. Mein Bester, weisst du nicht? -
Egle. O schweig, er will nichts wissen! Was du ihm sagen kannst, hast
du ihm laengst gesagt, Er hat es angehoert, und doch aufs neu geklagt.
Was hilft's dich? Magst du's ihm auch heut noch einmal sagen - Er wird
beruhigt gehn, und morgen wieder klagen.
Eridon. Und das vielleicht mit Recht.
Amine. Mit Recht? Ich! Untreu sein? Amine, dir? Mein Freund, kannst
du es glauben?
Eridon. Nein! Ich kann, ich will es nicht.
Amine. Gab ich in meinem Leben Dir je Gelegenheit?
Eridon. Die hast du oft gegeben.
Amine. Wenn war ich untreu?
Eridon. Nie! das ist es, was mich quaelt: Aus Vorsatz hast du nie, aus
Leichtsinn stets gefehlt. Das, was mir wichtig scheint, haeltst du fuer
Kleinigkeiten; Das, was mich aergert, hat bei dir nichts zu bedeuten.
Egle. Gut! nimmt's Amine leicht, so sag, was schadet's dir?
Eridon. Das hat sie oft gefragt; ja freilich schadet's mir!
Egle. Was denn? Amine wird nie andern viel erlauben.
Eridon. Zu wenig zum Verdacht, zu viel, sie treu zu glauben.
Egle. Mehr, als ein weiblich Herz je liebte, liebt sie dich.
Eridon. Und liebt den Tanz, die Lust, den Scherz so sehr als mich.
Egle. Wer das nicht leiden kann, mag unsre Muetter lieben!
Amine. Schweig, Egle! Eridon, hoer auf, mich zu betrueben! Frag
unsre Freunde nur, wie ich an dich gedacht, Selbst wenn wir fern von
dir getaendelt und gelacht; Wie oft ich mit Verdruss, der mein
Vergnuegen nagte, Weil du nicht bei mir warst, was mag er machen?
fragte. O wenn du es nicht glaubst, komm heute mit mir hin, Und dann
sag' noch einmal, dass ich dir untreu bin. Ich tanze nur mit dir, ich will
dich nie verlassen, Dich nur soll dieser Arm, dich diese Hand nur
fassen. Wenn mein Betragen dir den kleinsten Argwohn gibt -
Eridon. Dass man sich zwingen kann, beweist nicht, dass man liebt.
Egle. Sieh ihre Traenen an, sie fliessen dir zur Ehre! Nie dacht ich, dass
dein Herz im Grund so boese waere. Die Unzufriedenheit, die keine
Grenzen kennt Und immer mehr verlangt, je mehr man ihr vergoennt,
Der Stolz, in ihrer Brust der Jugend kleine Freuden, Die ganz
unschuldig sind, nicht neben dir zu leiden, Beherrschen wechselsweis
dein hassenswuerdig Herz; Nicht ihre Liebe ruehrt, dich ruehret nicht
ihr Schmerz. Sie ist mir wert, du sollst hinfort sie nicht betrueben:
Schwer wird es sein, dich fliehn, doch schwerer ist's, dich lieben.
Amine [fuer sich]. Ach! warum muss mein Herz so voll von Liebe sein!
Eridon [steht einen Augenblick still, dann naht er sich furchtsam
Aminen und fasst sie bei der Hand]. Amine! liebstes Kind, kannst du
mir noch verzeihn?
Amine. Ach, hab ich dir es nicht schon allzu oft bewiesen?
Eridon. Grossmuetges, bestes Herz, lass mich zu deinen Fuessen!
Amine. Steh auf, mein Eridon!
Egle. Jetzt nicht so vielen Dank! Was man so heftig fuehlt, fuehlt man
nicht allzulang.
Eridon. Und diese Heftigkeit, mit der ich sie verehre -
Egle. Waer weit ein groesser Glueck, wenn sie so gross nicht waere. Ihr
lebtet ruhiger, und dein und ihre Pein -
Eridon. Vergib mir diesmal noch, ich werde klueger sein.
Amine. Geh, lieber Eridon, mir einen Strauss zu pfluecken! Ist er von
deiner Hand, wie schoen wird er mich schmuecken!
Eridon. Du hast die Rose ja!
Amine. Ihr Lamon gab sie mir. Sie steht mir schoen.
Eridon [empfindlich]. Ja wohl -
Amine. Doch, Freund, ich geb' sie dir, Dass du nicht boese wirst.
Eridon [nimmt sie an und kuesst ihr die Hand]. Gleich will ich Blumen
bringen. [Ab.]
Vierter Auftritt
[Amine. Egle. Hernach Lamon.]
Egle. Gutherzig armes Kind, so wird dir's nicht gelingen! Sein stolzer
Hunger waechst, je mehr dass du ihm gibst. Gib acht, er raubt zuletzt
dir alles, was du liebst.
Amine. Verlier' ich ihn nur nicht, das Eine macht mir bange.
Egle. Wie schoen! Man sieht es wohl, du liebst noch nicht gar lange.
Im Anfang geht es so: hat man sein Herz verschenkt, So denkt man
nichts, wenn man nicht an den Liebsten denkt. Ein seufzender Roman,
zu dieser Zeit gelesen, Wie zaertlich der geliebt, wie jener treu gewesen,
Wie fuehlbar jener Held, wie gross in der Gefahr, Wie maechtig zu
dem Streit er durch die Liebe war, Verdreht uns gar den Kopf; wir
glauben uns zu finden, Wir wollen elend sein, wir wollen ueberwinden.
Ein junges Herz nimmt leicht den Eindruck vom Roman; Allein
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