Die Hochzeit des Moenchs

Conrad Ferdinand Meyer
Hochzeit des Moenchs, by
Conrad Ferdinand Meyer

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Title: Die Hochzeit des Moenchs
Author: Conrad Ferdinand Meyer
Release Date: December, 2005 [EBook #9495] [Yes, we are more than

one year ahead of schedule] [This file was first posted on October 5,
2003]
Edition: 10
Language: German
Character set encoding: ISO-8859-1
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HOCHZEIT DES MOENCHS ***

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Die Hochzeit des Mönchs
Conrad Ferdinand Meyer

Es war in Verona. Vor einem breiten Feuer das einen weiträumigen
Herd füllte, lagerte in den bequemsten Stellungen, welche der Anstand
erlaubt, ein junges Hofgesinde männlichen und weiblichen Geschlechts
um einen ebenso jugendlichen Herrscher und zwei blühende Frauen.
Dem Herd zur Linken saß diese fürstliche Gruppe, welcher die übrigen
in einem Viertelkreis sich anschlossen, die ganze andere Seite des
Herdes nach höfischer Sitte frei lassend. Der Gebieter war derjenige
Scaliger, welchen sie Cangrande nannten. Von den Frauen, in deren

Mitte er saß, mochte die nächst dem Herd etwas zurück und ins
Halbdunkel gelehnte sein Eheweib, die andere, vollbeleuchtete, seine
Verwandte oder Freundin sein, und es wurden mit bedeutsamen
Blicken und halblautem Gelächter Geschichten erzählt.
Jetzt trat in diesen sinnlichen und mutwilligen Kreis ein gravitätischer
Mann, dessen große Züge und lange Gewänder aus einer andern Welt
zu sein schienen. "Herr, ich komme, mich an deinem Herde zu
wärmen", sprach der Fremdartige halb feierlich, halb geringschätzig
und verschmähte hinzuzufügen, daß die lässige Dienerschaft trotz des
frostigen Novemberabends vergessen oder versäumt hatte, Feuer in der
hoch gelegenen Kammer des Gastes zu machen.
"Setze dich neben mich, mein Dante", erwiderte Cangrande, "aber
wenn du dich gesellig wärmen willst, so blicke mir nicht nach deiner
Gewohnheit stumm in die Flamme! Hier wird erzählt, und die Hand,
welche heute Terzinen geschmiedet hat auf meine astrologische
Kammer steigend, hörte ich in der deinigen mit dumpfem Gesang
Verse skandieren--, diese wuchtige Hand darf es heute nicht
verweigern, das Spielzeug eines kurzweiligen Geschichtchens, ohne es
zu zerbrechen, zwischen ihre Finger zu nehmen. Beurlaube die
Göttinnen"--er meinte wohl die Musen--"und vergnüge dich mit diesen
schönen Sterblichen." Der Scaliger zeigte seinem Gast mit einer
leichten Handbewegung die zwei Frauen, von welchen die größere, die
scheinbar gefühllos im Schatten saß, nicht daran dachte zu rücken,
während die kleinere und aufgeweckte dem Florentiner bereitwillig
neben sich Raum machte. Aber dieser gab der Einladung seines Wirtes
keine Folge, sondern wählte stolz den letzten Sitz am Ende des Kreises.
Ihm mißfiel entweder die Zweiweiberei des Fürsten--wenn auch
vielleicht nur das Spiel eines Abends--oder dann ekelte ihn der Hofnarr,
welcher, die Beine vor sich hingestreckt, neben dem Sessel Cangrandes
auf dem herabgeglittenen Mantel desselben am Boden saß.
Dieser, ein alter, zahnloser Mensch mit Glotzaugen und einem
schlaffen, verschwätzten und vernaschten Maul--neben Dante der
einzig Bejahrte der Gesellschaft--, hieß Gocciola, das heißt das
Tröpfchen, weil er die letzten klebrigen Tropfen aus den geleerten

Gläsern zusammenzunaschen pflegte, und haßte den Fremdling mit
kindischer Bosheit; denn er sah in Dante seinen Nebenbuhler um die
nicht eben wählerische Gunst des Herrn. Er schnitt ein Gesicht und
erfrechte sich, seine hübsche Nachbarin zur Linken auf das an der
hellen Decke des hohen Gemaches sich abschattende Profil des
Dichters höhnisch grinsend aufmerksam zu machen. Das Schattenbild
Dantes glich einem Riesenweibe mit langgebogener Nase und
hangender Lippe, einer Parze oder dergleichen. Das lebhafte Mädchen
verwand ein kindliches Lachen. Ihr Nachbar, ein klug blickender
Jüngling, der Ascanio hieß, half ihr dasselbe ersticken, indem er sich an
Dante wendete mit einer maßvollen Ehrerbietung, in welcher dieser
angeredet zu werden liebte.
"Verschmähe es nicht, du Homer und Virgil Italiens", bat er, "dich in
unser harmloses Spiel zu mischen. Laß dich zu uns herab und erzähle,
Meister, statt zu singen."
"Was ist euer
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