solchem Gram zurücke?
Was bleibt die freud’ge Höhe nicht dein Ziel,
Die Anfang ist und
Grund zum vollen Glücke?"
"So bist du," rief ich, "bist du der Virgil,
Der Quell, dem reich der Rede Strom entflossen?"
Ich sprach’s mit
Scham, die meine Stirn befiel.
"O Ehr’ und Licht der andern
Kunstgenossen,
Mir gelt’ itzt große Lieb’ und langer Fleiß,
Die
meinem Forschen dein Gedicht erschlossen.
Mein Meister, Vorbild!
dir gebührt der Preis,
Den ich durch schönen Stil davongetragen,
Denn dir entnahm ich, was ich kann und weiß.
Sieh dieses Tier, o
sieh’ mich’s rückwärts jagen,
Berühmter Weiser, sei vor ihm mein
Hort.
Es macht mir zitternd Puls’ und Adern schlagen."
"Du mußt
auf einem andern Wege fort,"
Sprach er zu mir, den ganz der
Schmerz bezwungen,
"Willst du entfliehn aus diesem wilden Ort,
Denn dieses Tier, das dich mit Graun durchdrungen,
Läßt keinen
zieh’n auf seines Weges Spur,
Hemmt jeden, bis es endlich ihn
verschlungen.
Es ist von böser, tückischer Natur
Und nimmer
fühlt’s die wilde Gier ermatten,
Ja, jeder Fraß schärft seinen Hunger
nur.
Mit vielen Tieren wird sich’s noch begatten,
Bis daß die edle
Dogge kommt, die kühn
Es würgt und hinstürzt in die ew’gen
Schatten.
Nicht wird nach Land und Erz ihr Hunger glüh’n,
Doch
wird sie nie an Lieb’ und Weisheit darben;
Inmitten Feltr’ und Feltro
wird sie blüh’n,
Zu Welschlands Heil, des Ruhm und Glück
verdarben,
Obwohl vordem Camilla für dies Land,
Eurialus, Turnus
und Nisus starben.
Nicht wird sie ruh’n, bis sie dies Tier verbannt;
Sie wird es wieder in die Hölle senken,
Von wo’s zuerst der Neid
heraufgesandt.
Du folg’ itzt mir zu deinem Heil--mein Denken
Und
Urteil ist’s--ich will dein Führer sein,
Und dich durch ew’gen Ort von
hinnen lenken.
Dort wirst du hören der Verzweiflung Schrei’n,
Wirst alte Geister schau’n, die brünstig flehen
Um zweiten Tod in
ihrer langen Pein.
Wirst jene dann im Feu’r zufrieden sehen,
Weil
sie verhoffen, zu dem sel’gen Chor,
Sei’s wann es immer sei, noch
einzugehen.
Und willst du auch zu diesem dann empor,
Würd’ger
als ich, wird eine Seel’ erscheinen,
Die geht, schied ich, als Führerin
dir vor.
Denn jener, der dort oben herrscht, läßt keinen
Eingehn,
von mir geführt, in seine Stadt,
Weil ich mich nicht verbunden mit
den Seinen.
Er herrscht im All, dort ist die Herrscherstatt,
Sein
Thron und seine Burg in jener Höhe.
Heil dem, den er erwählt dort
oben hat"
"O Dichter," Sprach ich jetzt zu ihm, "ich flehe
Bei jenem
Gotte, den du nicht erkannt,
Daß diesem Leid und schlimmerm ich
entgehe,
Bring’ an die Orte mich, die du genannt,
So, daß ich Petri
Tor erschauen möge
Und jene, wie du sprachst, zur Qual verbannt."
Da schritt er fort, ich folgte seinem Wege.
Zweiter Gesang
Der Tag verging, das Dunkel brach herein,
Und Nacht entzog die
Wesen auf der Erden
All ihren Müh’n; da rüstet’ ich allein
Mich zu
dem harten Krieg und den Beschwerden
Des Wegs und Mitleids, und
jetzt soll ihr Bild
Gemalt aus sicherer Erinn’rung werden.
O Mus’,
o hoher Geist, jetzt helft mir mild!
Erinn’rung, die du schriebst, was
ich gesehen,
Hier wird sich’s zeigen, ob dein Adel gilt!
"Jetzt,
Dichter," fing ich an, "bevor wir gehen,
Erwäge meine Kraft und
Tüchtigkeit,
Kann sie die große Reise wohl bestehen?
Du sagst, daß
Silvius’ Vater in der Zeit,
im Körper noch und noch ein sterblich
Wesen,
Sei eingedrungen zur Unsterblichkeit.
Doch da der ew’ge
Gegner alles Bösen
in seinen Empire’n zum Stifter ihn
Der Mutter
Roma und des Reichs erlesen,
Kann jeder, dem Vernunft ihr Licht
verlieh’n,
Beim hocherhabnen Zweck es wohl ergründen,
Daß er
nicht unwert solcher Huld erschien.
Denn Rom und Reich, um
Wahres zu verkünden,
Gestiftet wurden sie, die heil’ge Stadt
Zum
Sitz für Petri Folger zu begründen.
Durch diesen Gang, den du ihm
nachrühmst, hat
Er Kunde des, wodurch er siegt’, empfangen
Und
Grund gelegt zur heil’gen Herrscherstatt.
Ist das erwählte Rüstzeug
hingegangen,
So stärkt’ es in dem Glauben dann die Welt,
In dem
der Weg des Heiles angefangen.
Doch ich? Warum? Wer hat mir’s
freigestellt?
Äneas nicht noch Paul, ich, dessen Schwäche
Nicht ich,
noch jemand dessen würdig hält,
Wenn ich dorthin zu kommen mich
erfreche,
So fürcht’ ich, daß mein Kommen töricht sei.
Du, Weiser,
weißt es besser, als ich spreche."
Und wie wer will und nicht will,
mancherlei
Erwägt und prüft und fühlt im bangen Schwanken,
Mit
dem, was er begonnen, sei’s vorbei;
So ich--das, was ich leicht und
ohne Wanken
Begonnen hatte, gab ich wieder auf,
Entmutigt von
den wechselnden Gedanken.
"Verstand ich dich," so sprach der
Schatten drauf,
"So fühlst du Angst und Schrecken sich erneuen,
Und Feigheit nur hemmt deinen weitern Lauf.
Das Beste macht sie
oft den Mann bereuen,
Daß er zurückespringt von hoher Tat,
Gleich
Rossen, die vor Truggebilden scheuen.
Doch hindre sie dich nicht am
weitern Pfad,
Drum höre jetzt, was ich zuerst vernommen,
Da mir’s
um dich im Herzen wehe tat.
Mich, nicht in Höll’ und Himmel
aufgenommen,
Rief eine Frau, so selig und so schön,
Daß ihr
Geheiß mir wert war und willkommen.
Mit Augen, gleich dem Licht
an Himmelshöhn
Begann sie gegen mich gelind und Ieise,
Und
jeder Laut war englisches Getön:
O Geist, geboren einst zu Mantuas
Preise,
Des Ruhm gedauert hat und dauern wird,
Solang die Sterne
zieh’n in ihrem Kreise,
Mein Freund, doch nicht der Freund des
Glückes, irrt
In Wildnis dort, weil Wahn im Weg’ ihn störte,
So daß
er sich gewandt, von Furcht verwirrt.
Schon irrte, fürcht’ ich, also der
Betörte,
Daß ich zu spät zum Schutz mich aufgerafft,
Nach dem,
was ich
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