gute Pflege zu haben, und Buhlerinnen, um die Freuden der Liebe zu genie?en. Die eheliche Verbindung aus Liebe kannte der Grieche nicht.[23] Im besten Fall war sein Gef��hl f��r die Gattin die wohlwollende Anh?nglichkeit eines Patrons zu seinem Klienten.[24] Nicht die in strenger Zur��ckgezogenheit lebende, von klein auf zu k��hler Keuschheit und Zur��ckhaltung erzogene Frau war der Gegenstand seiner Leidenschaft, sondern die freie Priesterin Aphrodites, die Het?re.
Die uralte Verehrung des m��tterlichen Prinzips in der Natur, der Weiblichkeit und der Fruchtbarkeit, hatte sich mit dem allm?hlichen Verfall des Mutterrechts mehr und mehr verwandelt. Einst mu?ten sich die Jungfrauen Aegyptens einmal in ihrem Leben im Tempel der G?ttin der Fruchtbarkeit einem Fremden preisgeben, sp?ter bev?lkerten zahlreiche Frauen das ganze Jahr die Tempel der Iris, der Astarte, der Anahita oder Mylitta. Denn hart war das Los der M?gde und Sklavinnen; nur die M?dchen, welche eine Mitgift besa?en, hatten Aussicht auf eine legitime Ehe, und auch das Schicksal rechtm??iger Frauen war ein trauriges. Da kann es nicht wunder nehmen, wenn Not, Gl��ckssehnsucht und Freiheitsdurst Scharen Armer und Unterdr��ckter in den Dienst der Liebesg?ttin trieb. Geheiligt durch die Religion, gef?rdert durch Not und Unterdr��ckung--so entstand in der ?ltesten Zeit die Prostitution. Sie wuchs mit der Ausdehnung der Sklaverei,--fast alle bekannten Het?ren waren urspr��nglich Sklavinnen,--und gewann an Ansehen und Bedeutung, je tiefer die Stellung des weiblichen Geschlechtes im allgemeinen war. Ihre Bl��tezeit erlebte sie in Griechenland, als Kunst und Wissenschaft auf ihrer H?he standen und der Kultus der Sch?nheit die Religion beinahe ersetzte.
Gern trat die sch?ne Sklavin, auf die das bewundernde Auge des Gebieters gefallen war, aus dem engen dumpfen Gyn?konitis mit seiner einf?rmigen Arbeitspflicht auf den offenen Markt hinaus, um von den Dichtern besungen, den K��nstlern gemalt und gemei?elt, dem Volke verehrt zu werden. Und diejenigen Frauen, deren reger Geist sich durch das abgeschlossene Leben nicht ert?ten lie?, in deren Gemach ein Schimmer vom Glanz griechischer Bildung verlockend eindrang, betraten h?ufig genug den einzigen Weg, der ihnen offen stand, denn nur die Buhlerin war in Griechenland eine freie Frau, die ihrer Liebe folgen, die an der hohen Geisteskultur ihres Vaterlandes pers?nlichen Anteil nehmen konnte.[25] Die Geliebte des Perikles, Aspasia, die Lehrerin des Sokrates, Diotima, die Sch��lerin des Plato, Lastheneia, die des Epikur, Leontion, nahmen dem griechischen Het?rentum das Odium eines ehrlosen Gewerbes und erhoben die Het?re in den Augen der hervorragendsten M?nner ��ber die Hausfrau, deren Geistes- und Gef��hlsleben k��nstlich verk��mmert wurde.
Die Geschichte wei? von keiner einzigen Griechin zu berichten, die sich gegen Sittengesetze emp?rt h?tte, welche als Lohn auf die weibliche Tugend--die dauernde Gefangenschaft, und als Strafe auf das Laster--die Freiheit setzten. Aus der Seele der griechischen Frauen spricht Goethe, wenn er seine Iphigenie sagen l??t: "Der Frauen Schicksal ist beklagenswert", aber in Wirklichkeit besa? das weibliche Geschlecht in dem sonnigen, ruhmgekr?nten Hellas keine Priesterin, die seinem stummen Leid Worte verlieh. Nur den gr??ten Denkern der Nation, Plato und Aristoteles, scheint es zum Bewu?tsein gekommen zu sein, da? die Stellung der griechischen Frau eine unw��rdige war. Wer Platos Ausspr��che, wie z.B. die: "So haben also Mann und Weib dieselbe Natur, verm?ge deren sie geschickt sind zur Staatshut", und "die Aemter--(im Staat)--sind Frauen und M?nnern gemeinsam",[26] aus dem Zusammenhang herausrei?t, der mag sogar zu der Ueberzeugung kommen, er sei im modernsten Sinne ein Vork?mpfer der Gleichberechtigung der Geschlechter gewesen. Der Sachverhalt ist aber thats?chlich folgender: Er teilt die Bev?lkerung seines Idealstaates in drei Klassen, von denen die oberste, die der H��ter und W?chter, die geistig und k?rperlich vollendetste sein soll, weswegen die daf��r Berufenen eine ganz ungew?hnlich treffliche Erziehung genie?en m��ssen. Aber sie sollen nicht nur f��r ihre hohe verantwortliche Stellung als Staatsleiter erzogen, sie sollen schon daf��r geboren werden. Und deshalb m��ssen ihre M��tter in gleicher Weise zu geistig und k?rperlich ��ber der Masse stehenden Wesen herangebildet werden, wie ihre V?ter. Plato erkl?rt,--und das kann bei der hohen geistigen Bildung vieler Het?ren seiner Zeit nicht Wunder nehmen,--da? M?nner und Frauen gleiche F?higkeiten besitzen, und da der Staat das h?chste Interesse daran habe, da? begabte und kr?ftige Kinder geboren werden, so m��sse er die besten m?nnlichen und weiblichen Exemplare der obersten Klasse zwangsweise miteinander verm?hlen. Genau wie der Tierz��chter nach seinem Belieben Hengst und Stute zusammenf��hrt, so sollen die Oberen bestimmen, nicht nur welche M?nner und Frauen sich verm?hlen, sondern auch wie oft sie Kinder zeugen d��rfen,[27] damit "der Staat weder gr??er werde noch kleiner". Ein Kind aber, das ohne den Willen der Oberen erzeugt w��rde, dessen Eltern sich also freiwillig, aus Liebe umarmten, sollte dem Staat f��r unecht und unheilig gelten,[28] und demselben Schicksal verfallen wie die Verkr��ppelten und Schwachen. Der Staat allein sollte das Recht haben, die geeignete Frau dem geeigneten Mann zu geben, und zwar nicht ein f��r allemal, sondern so oft er es f��r n��tzlich hielt auch einem anderen. Der Kinderern?hrung und Pflege sollten diese Frauen enthoben sein; ihre Kinder sollten
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