war ihr Kind ein M?dchen, so blieb sie es vierzehn Tage. Sie mochte von noch so hoher Abkunft und die Mutter eines blühenden Geschlechtes sein, sie blieb immer ein unheiliges, von Staat und Religion nur als ein notwendiges Uebel gekennzeichnetes Gesch?pf. Dieser Auffassung entsprach auch der Mythus von der Stammmutter Eva, von der alle Sünde und alles Unglück der Menschheit ausging. Das Weib, sagte Manu, ist niedertr?chtig wie die Falschheit selbst, es mu? wie Kinder und Geisteskranke mit der Peitsche oder dem Strick gezüchtigt werden.[17] Nur der Mann hat, nach dem Glauben der Chinesen, eine unsterbliche Seele;[18] Brahma verbietet dem Weibe, die Veda, das heilige Buch der Inder, zu lesen; der Koran lehrt, da? die Pforten des Paradieses den Frauen ewig verschlossen bleiben; mit den Kindern und Sklaven stehen die Hebr?erinnen auf einer Stufe, wenn auch ihnen die Berührung des Gesetzes nicht gestattet ist. Der Talmud sch?tzt die Ehre der Frau nach ihrem Verm?gen, denn nur dann gilt sie als rechtm??ige Gattin, ihre Kinder als legitime Erben, wenn sie eine Mitgift in die Ehe bringt, andernfalls ist ihre Verbindung mit dem Mann nur ein Konkubinat.[19]
Die Kulturentwicklung der alten orientalischen V?lker stand schon weit genug im Banne des Begriffs vom "heiligen" Eigentum, um das Verbrechen, arm zu sein, durch Schande zu strafen. Gro? war daher die Zahl der armen Weiber, die mit ihrer Arbeitskraft ihren Leib verkaufen mu?ten. So hart aber auch das Los der als M?gde und Sklavinnen in strengem Dienstverh?ltnis zu ihrem Herrn stehenden Frauen war, ein merkbarer Unterschied zwischen dem der begüterten und der rechtm??igen Gattinnen war nicht vorhanden; das weibliche Geschlecht als Ganzes stand gleichm??ig tief.
Gegenüber den Orientalen sind wir gewohnt, die Griechen für die Repr?sentanten einer bedeutend h?heren Kultur zu halten. Nehmen wir jedoch die Stellung der Frau zum Ma?stab für unser Urteil, so mu? es ganz anders lauten, denn sie weist neben kaum bemerkbaren Fortschritten sogar erhebliche Rückschritte auf.
Die Familie war im Orient ein Staat für sich gewesen, der Vater der Patriarch, der K?nig darin. Sie wurde in Griechenland fast bedeutungslos, denn der Staat übernahm viele ihrer wichtigsten Funktionen; der Familienvater war nicht mehr Herrscher, sondern Unterthan, seine Bürgerpflichten entrissen ihn vollkommen seiner H?uslichkeit, sein Leben als Gesetzgeber, Soldat, Advokat, Philosoph und Künstler spielte sich au?erhalb des Hauses ab, dessen Gesch?fte und Obliegenheiten er ausschlie?lich der Gattin und den Sklaven überlie?. Eines freien Mannes waren sie unwürdig und wurden um so verachteter, je mehr die Sklaverei zu einem wichtigen Faktor im sozialen Leben sich entwickelte. W?hrend der Orientale, besonders der Israelit, in der Arbeit keine Schande sah und die Züchtung und Hütung der Herden zu seinen Pflichten geh?rte, w?hrend der Schwerpunkt seines Lebens in seiner Familie, seinem Besitztum lag, und die Frau ihm dadurch, trotz aller Unterdrückung, menschlich n?her stand, sank sie in Griechenland vollst?ndig in die Reihen der Sklaven hinab.
Sie war, wie im Orient, das willenlose Eigentum des Mannes. Der Vater, wie der Vormund konnten sie, wem sie wollten, zur Gattin geben; der Gatte konnte sie verschenken oder vertauschen; blieb sie unfruchtbar, so galt es für ein Verbrechen gegen die G?tter, wenn sie nicht versto?en wurde. Die Pflicht, zum Zweck der Zeugung legitimer Kinder, die Ehe zu schlie?en, wurde vom Staate den M?nnern auferlegt;[20] durch Solons Gesetzgebung wurden die Unverheirateten einer Strafe unterworfen. Denn noch waren die L?nder nur schwach bev?lkert und vom Zuwachs tüchtiger Bürger hing das Bestehen und der Wohlstand des Staates ab. Daher besch?ftigt sich die Gesetzgebung jener Periode der Geschichte in einer so eingehenden Weise mit der Frage der Volksvermehrung.
Die Monogamie war Gesetz. Der Mann durfte nur eine legitime Frau haben; die Zahl der Konkubinen, die er sich neben ihr hielt, war aber unbeschr?nkt, und der einzige Fortschritt gegenüber den orientalischen Zust?nden bestand darin, da? ihre Kinder nicht ohne weiteres Mitglieder der Familie waren, sondern es erst durch die Legitimation ihres Vaters werden konnten. Die aus dem v?terlichen Hause meist in sehr jungen Jahren in das des Gatten eintretende Frau lebte hier wie dort in v?lliger Abgeschlossenheit, ohne irgend welche Berührung mit der Au?enwelt; sie durfte weder am ?ffentlichen noch am geselligen Leben Anteil nehmen. Das Haus war ihre Welt, über deren Grenze die tugendhafte Frau nicht hinwegschreiten durfte. Und wenn Dichter und Schriftsteller auch versuchten, sie ihr zu verkl?ren[21]--genau wie es heute geschieht--so war ihre Lage doch die einer physisch und geistig allen Lichts beraubten Gefangenen, die auch wie eine solche verachtet wurde. Von einem Griechen stammt jener bekannte Ausspruch, wonach diejenigen Frauen am meisten Ruhm verdienen, von denen am wenigsten gesprochen wird,[22] und er bedeutet nichts anderes, als da? die Frau im Guten ebensowenig wie im B?sen aus der Masse hervorragen darf. Es entsprach nur der allgemeinen niedrigen Meinung von den Frauen, wenn Demosthenes der Ansicht seiner Zeitgenossen von der Ehe Ausdruck verlieh, und sagte, da? man Frauen nur nehme, um rechtm??ige Kinder zu zeugen, Beischl?ferinnen, um eine
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