Die Einsamen | Page 7

Paul Heyse
vor der Seele. Und die Sonne war kaum hinunter, da h?r' ich Ruderschlag und springe unter die T��r, um sie zu gr��?en--aber Tommaso war allein im Kahn und ruderte wie ein Rasender und schrie mir zu: Guten Abend, Teresa; ich soll dich gr��?en von Nino, er schl?ft schon, unten am Meeresgrund--! Und mehr h?rt' ich nicht.
Entsetzlich! die sch?ne hoffnungsvolle Jugend! Wie war es nur m?glich, das Ungl��ck, da sie zu zweien waren und den Kahn hatten?
Das schwere Netz zog ihn hinab. Der Pflock, an dem es im Kahne festhing, wich pl?tzlich aus der Fuge und scho? ��ber Bord, und er, mit den Armen ��bergebeugt, das Netz zu fassen, verstrickte sich in den Maschen, und der Kahn schlug um, und wie Tommaso wieder auftaucht, sieht er den leeren Kahn ruhig in der Abendr?te schwimmen und von Nino nur den Strohhut mit dem Bande, das ich ihm Tags vorher daran geheftet hatte.-Armer Nino!
Beklagt Ihr ihn? Er ging geradewegs in das Paradies ein und singt vor dem Thron der Madonna mit seiner goldenen Stimme. Beklagt meinen Bruder, Herr; dem liegt sein Frieden unten im Meer versunken, und kein Taucher bringt ihn herauf. Seit jenem Tag hat er nicht mehr gelacht, mein armer Tommaso. Und ehe er ins Gebirge ging, verbrannte er seinen Kahn und seine Netze, und die Leute standen am Ufer und sagten: Er hat recht, der Arme! denn man wu?te, da? sie wie Br��der gewesen waren.
Sie schwieg und sah in die Schlucht hinunter, die H?nde still in den Scho? gelegt. Er aber hielt die Bl?tter m��?ig auf den Knien und versenkte seine Gedanken in das wundersame Schicksal, das auf ihrem Gesicht zu lesen war. Alle Bitterkeit des Erlebten schien verschwunden zu sein und nur das reine Bild des J��nglings ihr vor der Seele zu stehen und die "goldne Stimme" sie zu umklingen.
Um so heftiger erschrak der Fremde, als er diese edlen Z��ge pl?tzlich sich in wilder Leidenschaft verfinstern sah. Wie ein Schwan, der eine Schlange sieht, fuhr sie mit einem kurzen zischenden Tone auf vom Sitz, zitternd am ganzen Leibe, die Brust arbeitete, die Lippen erbla?ten und ?ffneten sich krampfhaft. Was ist Euch, Teresa, um des Himmels willen? rief er. Sie versuchte vergebens, ein Wort zu sprechen. Da folgte sein Blick der Richtung des ihrigen, der fest auf einen Punkt am Ende der Schlucht geheftet war. Aber was er sah, steigerte nur sein Erstaunen; denn durchaus nichts Furchtbares war's, was langsam dort unten den ��berschwemmten Weg heraufkam, vielmehr eine Gestalt, in ihrer Art nicht minder anziehend, als ihm vorher Teresa erschienen war. Ein blondes junges Weib, ganz in Schwarz gekleidet, erstieg, behutsam durch das Wasser watend, den Weg zur M��hle. Die Schuh und Str��mpfe trug sie in der Linken, mit der Rechten hatte sie den faltigen Rock hoch zusammengesch��rzt, freilich mit etwas mehr Dreistigkeit, als vorher Teresa getan. Ein Strohhut, von dem breite schwarze B?nder flatterten, sa? ihr, wie vom Winde zur��ckgeweht, tief im Nacken und lie? das bl��hende Gesicht v?llig sehen, dessen leuchtendes Wei? und Rot schon aus der Ferne heraufschimmerte. Die Augen aber hatte sie auf den Weg gesenkt.
Wer ist diese Frau, Teresa? fragte der Deutsche, und warum verwandelt Ihr Euch so bei ihrem Anblick?
Was wird er sagen, murmelte sie vor sich hin, ohne auf die Frage zu achten. Sie ist noch sch?ner geworden, noch schlimmer. Was soll das Schwarz? Wenn der Alte gestorben w?re--! Heilige Madonna!
Eine wilde Jagd von Gedanken schien an ihr vor��berzuziehn. Sie komme nur! sagte sie endlich, sie komme nur! Wir f��rchten sie nicht, wir kennen sie. Dann, sich erinnernd, da? sie nicht allein war, sprach sie hastig: Ihr m��?t dort hinein, in die M��hlenkammer. Sie darf Euch hier nicht finden, sie ha?t mich, und wer wei?, was sie mir nachredete, wenn sie einen Fremden hier getroffen h?tte. Steht auf, Herr, und um Jesu willen, haltet Euch ruhig, da? sie Euch nicht h?rt. Ich denke, es w?hrt nicht lange.
Wenn ich Euch im Wege bin, Teresa, so will ich dort hinaus auf der anderen Seite der Schlucht.
Ihr findet Euch nicht hinaus auf jener Seite, und hinunter d��rft Ihr nicht, an der Hexe vorbei.
��berlegt Ihr's auch wohl, Teresa? Und wenn Euer Bruder in die M��hlenkammer tr?te und einen Fremden dort versteckt s?he?-Mein Bruder kennt mich, sagte sie stolz. Fort!
Nur ein Wort noch. Wer ist sie? was f��rchtet Ihr von diesem Weibe?
Alles; aber ich kenne Tommaso. Sie ist die Frau von Ninos Onkel. Als man den Toten fand, bei Puzzuoli ans Ufer gesp��lt, da blieb ihr Auge allein trocken; Gott verzeihe ihr's, ich nicht! denn sie ha?te mich, weil mich viele sch?ner fanden als sie. Nun will sie mir meinen Bruder rauben, die Listige. Tommaso aber kennt sie; er und ich--ich und er, wer will uns scheiden?--Tretet in die Kammer, Herr, und haltet Euch still. Hernach sag' ich's meinem Bruder, warum ich es getan.
Sie dr?ngte ihn hinein und
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