Die Einsamen | Page 5

Paul Heyse
spritzte, sah aufw?rts und gewahrte einige hundert Schritt in der H?he die M��hle, gef?hrlich in das Gestein eingebaut, grau wie der Felsen neben ihr. Das Rad war gehemmt, des Sonntags wegen; kein anderer Laut ��bert?nte das Get?se des Bachs als der Schrei eines Sperbers, der ��ber die Schlucht schwebend sich die Brust an dem heraufsteigenden Wasserdunst zu k��hlen schien. Indessen schritt Teresa auf der einen Seite dicht am Felsen hin. Dann und wann wurde der Weg unter ihren F��?en sichtbar, w?hrend andere Strecken v?llig ��berflutet waren. Sie sprach nichts. Auch war es nicht leicht, sich in dem L?rm der Wellen verst?ndlich zu machen, der den Hohlweg entlang hundertfach in sich selbst widerhallte. Erst in der N?he des Hauses traten die Felsw?nde breiter auseinander, der Weg hob sich aus dem Wasser heraus, und der Reiter, sobald er festen Grund unter seinem Tiere sah, sprang auf seine F��?e, im stillen froh, da? wenigstens kein dritter den abenteuerlichen Zug mit angesehen habe.
Denn die M��hle lag wie ausgestorben; ja selbst als er schon davor stand, war der Deutsche fast versucht, sie f��r eine Kulisse zu halten. Die Fensterl?den waren geschlossen, die braune T��r in der grauen Wand hatte keinen Griff und schien gar nicht praktikabel, der Schatten unter dem Dachvorsprung konnte ebensogut gemalt sein. Indessen ?ffnete das M?dchen das Gitter zu einem in den Felsen gesprengten Stall und lie? den grauen Freund hinein. Dann stie? sie die Haust��r mit leichtem Druck nach innen auf und trat dem Fremden voran ��ber die Schwelle.
Ein Blick gen��gte, um den Deutschen mit allen R?umen des Innern bekannt zu machen. In der Mitte ein ziemlich breites Gemach, das die ganze Tiefe des Hauses einnahm; der Herd an der Seite, ein schwerer Tisch und h?lzerne St��hle in der Mitte, in einem Wandschrank Hausger?t, zur Rechten nach der Seite des Felsens eine Kammer mit einem Bett, links die Mahlkammer mit dem Radwerk. Eine T��r in der Hinterwand des Hauses stand ebenfalls offen, und man sah in einen freien gr��nen Platz hinaus, auf den ein einzelner breiter Sonnenstreif fiel. Er mochte einige Morgen im Gevierte haben und war hoch genug ��ber dem Bach gelegen, da? ein G?rtchen dort h?tte gepflanzt werden k?nnen. Aber der Bergkessel, der den Grund umschlo?, war zu hoch, die Luft zu k��hl, um der Blumenzucht g��nstig zu sein. Und so wucherte denn nur das Gras auf dem Platz und eine Ziege weidete am Ufer des Wassers. Dort aber, wo durch einen Ri? des Berges jener einzelne Sonnenblick hereindrang, standen, wie ein sch?nes Wunder, zwei einzelne Orangenb?ume mitten auf der Wiese, zwar sp?rlich mit Fr��chten behangen, doch in voller Frische.
Der Bruder ist nicht zu Haus, Teresa, sagte der Deutsche.
Sie lie? das Auge ruhig ��ber den Wiesengrund schweifen und sagte dann: Seht Ihr ihn nicht dr��ben, wo die Schlucht sich wieder schlie?t? Der Bach hat an der Mauer ger��ttelt, die ihn dort in sein richtiges Bette zwingt. Nun wirft er einen Erddamm hinter die Steine, da? die Wiese nicht ��berschwemmt wird. Er denkt an alles, mein Bruder, und kann alles; Ihr k?nnt tausend Jahr suchen und findet keinen, der mehr Genie hat.
Warum verschwendet er's aber hier in der Einsamkeit?
Weil er will.
Und seid Ihr hier in der M��hle aufgewachsen, ?rmste, und habt nie mehr Sonne gesehen, als dort in die Orangenzweige scheint? Ich kann es nicht glauben; Eure Wangen sind schwerlich auf dem kurzen Ritt sonntags in die Kirche so dunkel geworden.
Nein, sagte sie; es ist noch nicht volle vier Jahr, da? wir hier wohnen und Tommaso die M��hle gekauft hat. Wollt Ihr's glauben? Er hatte vorher, wo wir in Neapel waren und er seine Fischerei trieb, keinen Gedanken, was ein M��hlrad sei und wie die Steine umlaufen. Und am ersten Tag, als wir hier heraufgekommen waren--der alte M��ller war eben gestorben--, brachte er's in Gang, als h?tte er's von klein auf getan. O ein Mensch wie Tom��, am Hof des K?nigs ist kein Kl��gerer!
W?hrend dieser Worte gelang es dem Fremden nicht, das Gesicht des Mannes zu sehen, der am ?u?ersten Ende des Wiesenlandes r��stig an seiner Arbeit war und sich nach der M��hle nicht umwandte. Er erkannte nur eine hohe Gestalt, schwarzes krauses Haar unter dem grauen Hut, eine Jacke von dunkler Farbe lose ��ber der Schulter h?ngend.--Was hat ihm nur die Stadt und das Meer und sein sch?nes Gewerbe verleidet? fragte er jetzt die Schwester, die neben ihm stand.
Sie schien die Frage ��berh?rt zu haben. Wi?t Ihr was? sagte sie, setzt Euch und fangt das Bild an, damit es fertig ist, wenn mein Bruder wieder ins Haus kommt. Dann frag' ich ihn, wer es sei, und erkennt er's, so gibt er Euch, was Ihr wollt daf��r, denn wir sind nicht arm, m��?t Ihr wissen. Als wir in Neapel lebten, hatte mein Bruder sieben Fischer unter sich und fuhr in drei K?hnen ins Meer, und h?tte auch wohl ein Landgut
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