Zeiten starb man darin in einigen Betten. Jetzt wird in 559 Betten gestorben. Nat��rlich fabrikm??ig. Bei so enormer Produktion ist der einzelne Tod nicht so gut ausgef��hrt, aber darauf kommt es auch nicht an. Die Masse macht es. Wer giebt heute noch etwas f��r einen gut ausgearbeiteten Tod? Niemand. Sogar die Reichen, die es sich doch leisten k?nnten, ausf��hrlich zu sterben, fangen an, nachl?ssig und gleichg��ltig zu werden; der Wunsch, einen eigenen Tod zu haben, wird immer seltener. Eine Weile noch, und er wird ebenso selten sein wie ein eigenes Leben. Gott; das ist alles da. Man kommt, man findet ein Leben, fertig, man hat es nur anzuziehen. Man will gehen oder man ist dazu gezwungen: nun, keine Anstrengung: Voil�� votre mort, monsieur. Man stirbt, wie es gerade kommt; man stirbt den Tod, der zu der Krankheit geh?rt, die man hat (denn seit man alle Krankheiten kennt, wei? man auch, da? die verschiedenen letalen Abschl��sse zu den Krankheiten geh?ren und nicht zu den Menschen; und der Kranke hat sozusagen nichts zu tun).
In den Sanatorien, wo ja so gern und mit so viel Dankbarkeit gegen ?rzte und Schwestern gestorben wird, stirbt man einen von den an der Anstalt angestellten Toden; das wird gerne gesehen. Wenn man aber zu Hause stirbt, ist es nat��rlich, jenen h?flichen Tod der guten Kreise zu w?hlen, mit dem gleichsam das Begr?bnis erster Klasse schon anf?ngt und die ganze Folge seiner wundersch?nen Gebr?uche. Da stehen dann die Armen vor so einem Haus und sehen sich satt. Ihr Tod ist nat��rlich banal, ohne alle Umst?nde. Sie sind froh, wenn sie einen finden, der ungef?hr pa?t. Zu weit darf er sein: man w?chst immer noch ein bi?chen. Nur wenn er nicht zugeht ��ber der Brust oder w��rgt, dann hat es seine Not.
Wenn ich nach Hause denke, wo nun niemand mehr ist, dann glaube ich, das mu? fr��her anders gewesen sein. Fr��her wu?te man (oder vielleicht man ahnte es), da? man den Tod in sich hatte wie die Frucht den Kern. Die Kinder hatten einen kleinen in sich und die Erwachsenen einen gro?en. Die Frauen hatten ihn im Schoo? und die M?nner in der Brust. Den hatte man, und das gab einem eine eigent��mliche W��rde und einen stillen Stolz.
Meinem Gro?vater noch, dem alten Kammerherrn Brigge, sah man es an, da? er einen Tod in sich trug. Und was war das f��r einer: zwei Monate lang und so laut, da? man ihn h?rte bis aufs Vorwerk hinaus.
Das lange, alte Herrenhaus war zu klein f��r diesen Tod, es schien, als m��?te man Fl��gel anbauen, denn der K?rper des Kammerherrn wurde immer gr??er, und er wollte fortw?hrend aus einem Raum in den anderen getragen sein und geriet in f��rchterlichen Zorn, wenn der Tag noch nicht zu Ende war und es gab kein Zimmer mehr, in dem er nicht schon gelegen hatte. Dann ging es mit dem ganzen Zuge von Dienern, Jungfern und Hunden, die er immer um sich hatte, die Treppe hinauf und, unter Vorantritt des Haushofmeisters, in seiner hochseligen Mutter Sterbezimmer, das ganz in dem Zustande, in dem sie es vor dreiundzwanzig Jahren verlassen hatte, erhalten worden war und das sonst nie jemand betreten durfte. Jetzt brach die ganze Meute dort ein. Die Vorh?nge wurden zur��ckgezogen, und das robuste Licht eines Sommernachmittags untersuchte alle die scheuen, erschrockenen Gegenst?nde und drehte sich ungeschickt um in den aufgerissenen Spiegeln. Und die Leute machten es ebenso. Es gab da Zofen, die vor Neugierde nicht wu?ten, wo ihre H?nde sich gerade aufhielten, junge Bediente, die alles anglotzten, und ?ltere Dienstleute, die herumgingen und sich zu erinnern suchten, was man ihnen von diesem verschlossenen Zimmer, in dem sie sich nun gl��cklich befanden, alles erz?hlt hatte.
Vor allem aber schien den Hunden der Aufenthalt in einem Raum, wo alle Dinge rochen, ungemein anregend. Die gro?en, schmalen russischen Windhunde liefen besch?ftigt hinter den Lehnst��hlen hin und her, durchquerten in langem Tanzschritt mit wiegender Bewegung das Gemach, hoben sich wie Wappenhunde auf und schauten, die schmalen Pfoten auf das wei?goldene Fensterbrett gest��tzt, mit spitzem, gespanntem Gesicht und zur��ckgezogener Stirn nach rechts und nach links in den Hof. Kleine, handschuhgelbe Dachshunde sa?en, mit Gesichtern, als w?re alles ganz in der Ordnung, in dem breiten, seidenen Polstersessel am Fenster, und ein stichelhaariger, m��rrisch aussehender H��hnerhund rieb seinen R��cken an der Kante eines goldbeinigen Tisches, auf dessen gemalter Platte die S��vrestassen zitterten.
Ja, es war f��r diese geistesabwesenden, verschlafenen Dinge eine schreckliche Zeit. Es passierte, da? aus B��chern, die irgendeine hastige Hand ungeschickt ge?ffnet hatte, Rosenbl?tter heraustaumelten, die zertreten wurden; kleine, schw?chliche Gegenst?nde wurden ergriffen und, nachdem sie sofort zerbrochen waren, schnell wieder hingelegt, manches Verbogene auch unter Vorh?nge gesteckt oder gar hinter das goldene Netz des Kamingitters geworfen. Und von Zeit zu Zeit fiel etwas, fiel verh��llt auf Teppich, fiel hell auf das harte Parkett, aber es zerschlug da und dort, zersprang scharf oder
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