Energie zum Leiden, die andern Frauen unbekannt bleiben.
Andern Tages kam Sénecé wieder vorbei und sah fortweisende Zeichen. Er ging vergnügt weiter, trotzdem war er leicht verletzt. 'Also hat sie mir neulich meinen Abschied gegeben? Ich mu? sie weinen sehen', sagte sich seine Eitelkeit. Er empfand eine leichte Spur von Liebe, da er eine so sch?ne Frau und Nichte des Papstes für immer verlieren sollte. Er kroch durch den unsauberen Kellergang, der ihm solchen Widerwillen verursachte, und drang gewaltsam in den gro?en Saal des Erdgeschosses, wo die Fürstin ihn zu empfangen pflegte.
"Sie wagen es hierher zu kommen?" rief die Fürstin erstaunt.
'Das Erstaunen ist nicht aufrichtig', dachte der junge Franzose. 'Sie h?lt sich in diesem Raum nur auf, wenn sie mich erwartet.'
Der Chevalier ergriff ihre Hand; sie zitterte. In ihre Augen kamen Tr?nen; sie erschien dem Chevalier so sch?n, da? er einen Augenblick lang an Liebe dachte. Und sie verga? alle Eide, die sie w?hrend zweier Tage dem Glauben geschworen hatte, warf sich in seine Arme. 'Und dieses Glück soll künftig die Orsini genie?en!' ... Sénecé, der wie gew?hnlich die r?mische Seele falsch verstand, glaubte, sie wolle sich in guter Freundschaft von ihm trennen und wünsche den Besuch in guter Form. 'Es ziemt sich nicht für mich als Attaché der k?niglichen Gesandtschaft, die Nichte des Souver?ns, bei dem ich akkreditiert bin, zur Todfeindin, die sie sein würde, zu haben.' Sehr stolz über diese glückliche L?sung begann Sénecé, ihr vernünftig zuzureden. "Sie würden in angenehmster Harmonie leben; warum sollten sie nicht sehr glücklich sein? Was k?nnte man ihm denn auch vorwerfen? Die Liebe würde einer guten und z?rtlichen Freundschaft Platz machen. Er bitte inst?ndig um das Vorrecht, von Zeit zu Zeit an diesen Ort hier zurückkommen zu dürfen; ihre Beziehungen würden immer zarte bleiben ..." Zuerst verstand ihn die Fürstin nicht. Als sie ihn endlich mit Entsetzen begriff, blieb sie unbeweglich stehen, mit starrem Blick. Da unterbrach sie ihn bei der letzten Wendung von den zarten Beziehungen mit einer Stimme, die aus der Tiefe der Brust zu kommen schien, sagte langsam Wort für Wort:
"Das hei?t, Sie finden mich hübsch genug, um mich als Dirne in Ihrem Dienst zu behalten?"
"Aber teure und liebe Freundin, ist Ihre Eigenliebe denn verletzt?" antwortete Sénecé, jetzt wirklich erstaunt. "Wie kann es Ihnen in den Sinn kommen, sich zu beklagen? Glücklicherweise ist unsere Beziehung niemals von irgend jemand geargw?hnt worden. Ich bin ein Ehrenmann; ich gebe Ihnen von neuem mein Wort, nie soll ein lebendes Wesen das Glück, das ich genossen habe, erfahren."
"Nicht einmal die Orsini?" fragte sie in einem so kühlen Ton, da? er den Chevalier wieder irreführte.
"Habe ich Ihnen jemals von den Frauen erz?hlt," meinte der Chevalier naiv, "die ich, bevor ich Ihr Sklave wurde, geliebt habe?"
"Trotz meiner Achtung vor Ihrem Ehrenwort will ich doch diese Gefahr nicht auf mich nehmen", sagte die Fürstin in einer entschiedenen Art, welche nun den jungen Franzosen doch etwas in Erstaunen setzte. "Adieu, Chevalier ..." Und als er ein wenig unsicher ging: "Komm, küsse mich!"
Sie war sichtlich gerührt. Dann wiederholte sie in einem bestimmten Ton: "Adieu Chevalier ..."
Die Fürstin lie? Ferraterra holen. "Ich will mich r?chen", sagte sie ihm. Der Pr?lat war entzückt. 'Sie wird sich kompromittieren; sie geh?rt mir für immer.'
Zwei Tage sp?ter ging Sénecé, weil die Hitze drückend war, gegen Mitternacht auf den Corso, um Luft zu sch?pfen. Ganz Rom war auf der Stra?e. Als er seinen Wagen wieder besteigen wollte, konnte ihm sein Bedienter kaum antworten: er war betrunken. Der Kutscher war verschwunden; der Bediente meldete stammelnd, der Kutscher sei mit einem Feind in Streit geraten.
"Ah, mein Kutscher hat Feinde!" sagte Sénecé lachend.
Beim Heimweg merkte er, kaum zwei oder drei Stra?en über den Corso hinaus, da? er verfolgt werde. Vier oder fünf M?nner hielten an, wenn er stehen blieb, schritten weiter, wenn er weiterging. 'Ich k?nnte einen Bogen machen und durch eine andre Stra?e wieder auf den Corso kommen', dachte Sénecé. 'Aber dieses Gesindel lohnt nicht die Mühe, und ich bin gut bewaffnet.' Er nahm seinen blanken Dolch in die Hand.
In solchen Gedanken durcheilte Sénecé zwei drei abgelegene und immer einsamere Gassen. Er h?rte die M?nner ihre Schritte beschleunigen. In diesem Augenblick sah er auf und erblickte grade vor sich eine kleine Kirche, die den Ordensbrüdern des Heiligen Franziskus geh?rte; ihre Fenster warfen einen befremdlichen Schein ins Dunkel. Er stürzte zur Türe und pochte heftig mit seinem Dolchgriff dagegen. Die M?nner, die ihn verfolgten, waren fünfzig Schritt entfernt von ihm. Nun kamen sie auf ihn zugelaufen. Ein M?nch ?ffnete; Sénecé stürzte in die Kirche; der M?nch schlo? schnell die Türe zu. Im gleichen Augenblick schlugen die Meuchelm?rder mit den Fü?en gegen die Türe. "Die Gottlosen!" sagte der M?nch. Sénecé gab ihm eine Zechine. "Sicher wollten sie mir ans Leben", sagte er.
In dieser Kirche brannten mindestens tausend Kerzen.
"Wie? Ein Gottesdienst zu dieser Stunde?" fragte er den M?nch.
"Eccellenza, es ist
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