Der zerbrochene Krug, by
Heinrich von Kleist
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Title: Der zerbrochene Krug
Author: Heinrich von Kleist
Release Date: October, 2004 [EBook #6647] [Yes, we are more than
one year ahead of schedule] [This file was first posted on January 9,
2003]
Edition: 10
Language: German
Character set encoding: ISO-Latin-1
*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK, DER
ZERBROCHENE KRUG ***
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Der zerbrochene Krug
Heinrich von Kleist
Ein Lustspiel (1811)
Personen:
Walter, Gerichtsrat Adam, Dorfrichter Licht, Schreiber Frau Marthe
Rull Eve, ihre Tochter Veit Tümpel, ein Bauer Ruprecht, sein Sohn
Frau Brigitte Ein Bedienter, Büttel, Mägde usw.
Die Handlung spielt in einem niederländischen Dorf bei Utrecht
Erster Auftritt
Adam sitzt und verbindet sich ein Bein. Licht tritt auf.
Licht Ei, was zum Henker, sagt, Gevatter Adam! Was ist mit Euch
geschehn? Wie seht Ihr aus?
Adam Ja, seht. Zum Straucheln brauchts doch nichts als Füße. Auf
diesem glatten Boden, ist ein Strauch hier? Gestrauchelt bin ich hier;
denn jeder trägt Den leid'gen Stein zum Anstoß in sich selbst.
Licht Nein, sagt mir, Freund! Den Stein trüg jeglicher--?
Adam Ja, in sich selbst!
Licht Verflucht das!
Adam Was beliebt?
Licht Ihr stammt von einem lockern Ältervater, Der so beim Anbeginn
der Dinge fiel, Und wegen seines Falls berühmt geworden; Ihr seid
doch nicht--?
Adam Nun?
Licht Gleichfalls--?
Adam Ob ich--? Ich glaube--! Hier bin ich hingefallen, sag ich Euch.
Licht Unbildlich hingeschlagen?
Adam Ja, unbildlich. Es mag ein schlechtes Bild gewesen sein.
Licht Wann trug sich die Begebenheit denn zu?
Adam Jetzt, in dem Augenblick, da ich dem Bett Entsteig. Ich hatte
noch das Morgenlied Im Mund, da stolpr ich in den Morgen schon,
Und eh ich noch den Lauf des Tags beginne, Renkt unser Herrgott mir
den Fuß schon aus.
Licht Und wohl den linken obenein?
Adam Den linken?
Licht Hier, den gesetzten?
Adam Freilich!
Licht Allgerechter! Der ohnehin schwer den Weg der Sünde wandelt?
Adam Der Fuß! Was? Schwer! Warum?
Licht Der Klumpfuß?
Adam Klumpfuß! Ein Fuß ist, wie der andere, ein Klumpen.
Licht Erlaubt! Da tut Ihr Eurem rechten unrecht. Der rechte kann sich
dieser--Wucht nicht rühmen, Und wagt sich ehr aufs Schlüpfrige.
Adam Ach, was! Wo sich der eine hinwagt, folgt der andre.
Licht Und was hat das Gesicht Euch so verrenkt?
Adam Mir das Gesicht?
Licht Wie? Davon wißt Ihr nichts?
Adam Ich müßt ein Lügner sein--wie siehts denn aus?
Licht Wie's aussieht?
Adam Ja, Gevatterchen.
Licht Abscheulich!
Adam Erklärt Euch deutlicher.
Licht Geschunden ists, Ein Greul zu sehn. Ein Stück fehlt von der
Wange, Wie groß? Nicht ohne Waage kann ichs schätzen.
Adam Den Teufel auch!
Licht bringt einen Spiegel. Hier! Überzeugt Euch selbst! Ein Schaf, das,
eingehetzt von Hunden, sich Durch Dornen drängt, läßt nicht mehr
Wolle sitzen, Als Ihr--Gott weiß wo?--Fleisch habt sitzen lassen.
Adam Hm! Ja! 's ist wahr. Unlieblich sieht es aus. Die Nas hat auch
gelitten.
Licht Und das Auge.
Adam Das Auge nicht, Gevatter.
Licht Ei, hier liegt Querfeld ein Schlag, blutrünstig, straf mich Gott,
Als hätt ein Großknecht wütend ihn geführt.
Adam Das ist der Augenknochen.--Ja, nun seht, Das alles hatt ich nicht
einmal gespürt.
Licht Ja, ja! So gehts im Feuer des Gefechts.
Adam
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