er, sag ich, seine Helden den Soldaten zur Tapferkeit ermuntern oder in dem Kriegsrate eine Beratschlagung anheben l??t; sooft ist auch der Anfang ihrer Rede: H?ret, was ich vortragen werde, und überlegt es! Zum Exempel in der Odyssee:
"Keklute dae nun meu, Ithakhsioi, oti ken eipo." [Greek]
Und darauf folgt denn auch oft:
"Oy eiath' oi d' ara tau mala men chluon, aed' epithonto," [Greek]
das ist: so sprach er, und sie gehorchten dem, was sie geh?ret hatten.
Chrysander. Gehorchten sie ihm? Nu, das ist vernünftig! Homer mag doch wohl kein Narr sein. Sieh zu, da? ich von dir auch widerrufen kann. Denn wieder zur Sache: ich kenne, mein Sohn--
Damis. Einen kleinen Augenblick Geduld, Herr Vater. Ich will mich nur hinsetzen und diese Anmerkung aufschreiben.
Chrysander. Aufschreiben? was ist hier aufzuschreiben? Wem liegt daran, ob das Sprüchelchen aus dem Homer oder aus dem Gesangbuche ist?
Damis. Der gelehrten Welt liegt daran; meiner und Homers Ehre lieget daran! Denn ein Halbhundert solche Anmerkungen machen einen Philologen. Und sie ist neu, mu? ich Ihnen sagen, sie ist ganz neu.
Chrysander. So schreib sie ein andermal auf.
Damis. Wenn sie mir aber wieder entfiele? Ich würde untr?stlich sein. Haben Sie wenigstens die Gütigkeit, mich wieder daran zu erinnern.
Chrysander. Gut, das will ich tun; h?re mir nur jetzt zu. Ich kenne, mein Sohn, ein recht allerliebstes Frauenzimmer; und ich wei?, du kennst es auch. H?ttest du wohl Lust--
Damis. Ich soll ein Frauenzimmer, ein liebenswürdiges Frauenzimmer kennen? Oh, Herr Vater, wenn das jemand h?rte, was würde er von meiner Gelehrsamkeit denken?--Ich ein liebenswürdiges Frauenzimmer?--
Chrysander. Nun wahrhaftig; ich glaube nicht, da? ein Gastwirt so erschrecken kann, wenn man ihm schuld gibt, er kenne den oder jenen Spitzbuben, als du erschrickst, weil du ein Frauenzimmer kennen sollst. Ist denn das ein Schimpf?
Damis. Wenigstens ist es keine Ehre, besonders für einen Gelehrten. Mit wem man umgeht, dessen Sitten nimmt man nach und nach an. Jedes Frauenzimmer ist eitel, hoff?rtig, geschw?tzig, z?nkisch und zeitlebens kindisch, es mag so alt werden, als es will. Jedes Frauenzimmer wei? kaum, da? es eine Seele hat, um die es unendlich mehr besorgt sein sollte als um den K?rper. Sich ankleiden, auskleiden und wieder anders ankleiden; vor dem Spiegel sitzen, seinen eignen Reiz bewundern; auf ausgekünstelte Mienen sinnen; mit neugierigen Augen mü?ig an dem Fenster liegen: unsinnige Romane lesen und aufs h?chste zum Zeitvertreibe die Nadel zur Hand nehmen: das sind seine Besch?ftigungen; das ist sein Leben. Und Sie glauben, da? ein Gelehrter, ohne Nachteil seines guten Namens, solche n?rrische Gesch?pfe weiter als ihrer ?u?erlichen Gestalt nach kennen dürfe?
Chrysander. Mensch, Mensch! deine Mutter kehrt sich im Grabe um. Bedenke doch, da? sie auch ein Frauenzimmer war! Bedenke doch, da? die Dinger von Natur nun einmal nicht anders sind! Obschon, wie wir Lateiner zu reden pflegen, nulla regula sine exceptione. Und so eine Exzeption ist sicherlich das M?dchen, das ich jetzt im Kopfe habe und das du kennst.--
Damis. Nein, nein! ich schw?re es Ihnen zu; unsere Muhmen ausgenommen und Julianen--
Chrysander. Und Julianen? bene!--
Damis. Und ihr M?dchen ausgenommen, kenne ich kein einziges Weibsbild. Ja, der Himmel soll mich strafen, wenn ich mir jemals in den Sinn kommen lasse, mehrere kennenzulernen!
Chrysander. Je nun, auch das! wie du willst! Genug, Julianen, die kennst du.
Damis. Leider!
Chrysander. Und eben Juliane ist es, über die ich deine Gedanken vernehmen m?chte.--
Damis. über Julianen? meine Gedanken über Julianen? O Herr Vater, wenn Sie noch meine Gedanken über Erinnen oder Korinnen, über Telesillen oder Praxillen verlangten--
Chrysander. Schocktausend! was sind das für Illen? Den Augenblick schwur er, er kenne kein Frauenzimmer, und nun nennt er ein halb Dutzend Menscher.--
Damis. Menscher? Herr Vater!
Chrysander. Ja, Herr Sohn, Menscher! Die Endung gibt's gewi? nicht? Netrix, Lotrix, Meretrix.--
Damis. Himmel, Menscher! griechische berühmte Dichterinnen Menscher zu nennen!--
Chrysander. Ja, ja, Dichterinnen! das sind mir eben die rechten. Lotrix, Meretrix, Poetrix--
Damis. Poetrix? O wehe, meine Ohren! Poetria mü?ten Sie sagen: oder Poetris--
Chrysander. Is oder ix, Herr Buchstabenkr?mer!
Dritter Auftritt
Chrysander. Damis. Lisette.
Lisette. Hurtig herunter in die Wohnstube, Herr Chrysander! Man will Sie sprechen.
Chrysander. Nun, was für ein Narr mu? mich jetzo st?ren? Wer ist es denn?
Lisette. Soll ich alle Narren kennen?
Chrysander. Was sagst du? Du hast ein unglückliches Maul, Lisette. Einen ehrlichen Mann einen Narren zu schimpfen? Denn ein ehrlicher Mann mu? es doch sein; was wollte er sonst bei mir?
Lisette. Nu, nu; verzeihen Sie immer meinem Maule den Fehler des Ihrigen.
Chrysander. Den Fehler des meinigen?
Lisette. O gehen Sie doch! der ehrliche Mann wartet.
Chrysander. La? ihn warten. Habe ich doch den Narren nicht kommen hei?en.--Ich werde gleich wieder da sein, mein Sohn.
Lisette (beiseite). Ich mu? doch sehen, ob ich aus dem wunderlichen Einfall meiner Jungfer etwas machen kann.
Vierter Auftritt
Lisette. Damis.
Damis. Nun? geht Lisette nicht mit?
Lisette. Ich bin Ihre gehorsamste Dienerin. Wenn Sie befehlen, so werde ich gehorchen. Aber nur eines m?chte ich erst wissen. Sagen Sie mir, um des Himmels willen, wie k?nnen Sie best?ndig so allein sein? Was machen Sie denn den
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