ganzen Tag auf Ihrer Studierstube? Werden Ihnen denn nicht alle Augenblicke zu Stunden?
Damis. Ach, was nutzen die Fragen? Fort! fort!
Lisette. ��ber den B��chern k?nnen Sie doch unm?glich die ganze Zeit liegen. Die B��cher, die toten Gesellschafter! Nein, ich lobe mir das Lebendige; und das ist auch Mamsell Julianens Geschmack. Zwar dann und wann lesen wir auch; einen irrenden Ritter, eine Banise, und so etwas Gutes; aber l?nger als eine Stunde halten wir es hintereinander nicht aus. Ganze Tage damit zuzubringen wie Sie, hilf Himmel! in den ersten dreien w?ren wir tot. Und vollends nicht ein Wort dabei zu reden wie Sie; das w?re unsre H?lle. Ein Vorzug des ganzen m?nnlichen Geschlechts kann es nicht sein, weil ich Mannspersonen kenne, die so fl��chtig und noch fl��chtiger sind als wir. Es m��ssen nur sehr wenig gro?e Geister diese besondere Gaben besitzen.--
Damis. Lisette spricht so albern eben nicht. Es ist schade, da? ein so guter Mutterwitz nicht durch die Wissenschaften ausgebessert wird.
Lisette. Sie machen mich schamrot. Bald d��rfte ich mich daf��r r?chen und Ihnen die Lobeserhebungen nacheinander erz?hlen, die Ihnen von der gestrigen Gartengesellschaft gemacht wurden. Doch ich will Ihre Bescheidenheit nicht beleidigen. Ich wei?, die Gelehrten halten auf diese Tugend allzuviel.
Damis. Meine Lobeserhebungen? meine?
Lisette. Ja, ja, die Ihrigen.
Damis. O besorge Sie nichts, meine liebe Lisette. Ich will sie als die Lobeserhebungen eines andern betrachten, und so kann meine Bescheidenheit zufrieden sein. Erz?hle Sie mir sie nur. Blo? wegen Ihrer lebhaften und ungek��nstelten Art, sich auszudr��cken, w��nsche ich sie zu h?ren.
Lisette. O meine Art ist wohl keine von den besten. Es hat mir ein Lehrmeister wie Sie gefehlt. Doch ich will Ihrem Befehle gehorchen. Sie wissen doch wohl, wer die Herren waren, die gestern bei Ihrem Herrn Vater im Garten schmauseten?
Damis. Nein, wahrhaftig nicht. Weil ich nicht dabeisein wollte, so habe ich mich auch nicht darum bek��mmert. Hoffentlich aber werden es Leute gewesen sein, die selbst lobensw��rdig sind, da? man sich also auf ihr Lob etwas einbilden kann.
Lisette. Das sind sie so ziemlich. Was w��rde es Ihnen aber verschlagen, wenn sie es auch nicht w?ren? Sie wollen ja Ihre Lobeserhebungen aus Bescheidenheit als fremde betrachten. Und h?ngt denn die Wahrheit von dem Munde desjenigen ab, der sie vortr?gt? H?ren Sie nur--
Damis. Himmel! ich h?re meinen Vater wiederkommen. Um Gottes willen, liebe Lisette, da? er nicht merkt, da? Sie sich so lange bei mir aufgehalten hat. Geh Sie hurtig unterdessen in das Kabinett.
F��nfter Auftritt
Damis. Chrysander.
Chrysander. Der verzweifelte Valer! er h?tte mir zu keiner ungelegnern Zeit kommen k?nnen. Mu? ihn denn der Henker eben heute von Berlin zur��ckf��hren? Und mu? er sich denn eben gleich bei mir anmelden lassen? Hui da?--Nein, Herr Valer, damit kommen Sie zu sp?t. --Nun mein Sohn--(Damis steht zerstreut, als in tiefen Gedanken.) H?rst du, mein Sohn?
Damis. Ich h?re; ich h?re alles.
Chrysander. Kurz, du merkst doch, wo ich vorhin hinauswollte? Einem Klugen sind drei Worte genug. Sapienti sat! sagen wir Lateiner. --Antworte doch--
Damis (noch immer als in Gedanken). Was ist da zu antworten?--
Chrysander. Was da zu antworten ist?--Das will ich dir sagen. --Antworte, da? du mich verstanden; da? dir mein Antrag lieb ist; da? dir Juliane gef?llt; da? du mir in allem gehorchen willst.--Nun, antwortest du das?--
Damis. Ich will gleich sehn--(Indem er in der angenommenen Zerstreuung nach einem Buche greift.)
Chrysander. Was kann in dem Buche davon stehen?--Antworte aus dem Herzen und nicht aus dem Buche.--Ex libro doctus quilibet esse potest; sagen wir Lateiner.--
Damis (als ob er in dem Buche l?se). Vollkommen recht! Aber nun wie weiter?--
Chrysander. Das weitere gibt sich, wie 's Griechische. Du sagst ja; sie sagt ja; damit wird Verl?bnis; und bald darauf wird Hochzeit; und alsdenn--Du wirst schon sehen, wie's alsdenn weitergeht.--
Damis. Wenn nun aber diese Voraussetzung--(Immer noch als ob er l?se.)
Chrysander. Ei, ich setze nichts voraus, was im geringsten zweifelhaft w?re. Juliane ist eine Waise; ich bin ihr Vormund; ich bin dein Vater; was mu? mir angelegner sein, als euch beide gl��cklich zu machen? Ihr Vater war mein Freund und war ein ehrlicher Mann, obgleich ein Narr. Er h?tte einen honetten Bankerott machen k?nnen; seine Gl?ubiger w��rden aufs Drittel mit sich haben akkordieren lassen; und er war so einf?ltig und bezahlte bis auf den letzten Heller. Wie ist mir denn? hast du ihn nicht gekannt?
Damis. Von Person nicht. Aber seine Lebensumst?nde sind mir ganz wohl bewu?t. Ich habe sie, ich wei? nicht in welcher Biographie, gelesen'
Chrysander. Gelesen? gedruckt gelesen?
Damis. Ja, ja; gelesen. Er ward gegen die Mitte des vorigen Jahrhunderts geboren und ist, etwa vor zwanzig Jahren, als Generalsuperintendent in Pommern gestorben. In orientalischen Sprachen war seine vornehmste St?rke. Allein seine B��cher sind nicht alle gleich gut. Dieses ist noch eines von den besten. Eine besondere Gewohnheit soll der Mann an sich gehabt haben--
Chrysander. Von wem sprichst denn du?
Damis. Sie fragen mich ja, ob mir der Verfasser dieses Buchs bekannt w?re?
Chrysander. Ich glaube, du tr?umest; oder es
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