Der Weihnachtsabend

Charles Dickens

Der Weihnachtsabend, by Charles Dickens

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Title: Der Weihnachtsabend Eine Geistergeschichte
Author: Charles Dickens
Translator: Julius Seybt
Release Date: August 31, 2007 [EBook #22465]
Language: German
Character set encoding: ISO-8859-1
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Produced by Norbert H. Langkau, Irma Knoll and the Online Distributed Proofreading Team at http://www.pgdp.net

Der Weihnachtsabend.
Eine Geistergeschichte
von
Charles Dickens.
Aus dem Englischen
von
Julius Seybt.

Leipzig.
Druck und Verlag von Philipp Reclam jun.

Inhalt
Erstes Kapitel: Marleys Geist. 3 Zweites Kapitel: Der erste der drei Geister. 25 Drittes Kapitel: Der zweite der drei Geister. 45 Viertes Kapitel: Der letzte der drei Geister. 71 F��nftes Kapitel: Das Ende. 89

Erstes Kapitel.
Marleys Geist.
Marley war tot, damit wollen wir anfangen. Ein Zweifel dar��ber kann nicht stattfinden. Der Schein ��ber seine Bestattung wurde von dem Geistlichen, dem K��ster, dem Leichenbesorger und den vornehmsten Leidtragenden unterschrieben. Scrooge unterschrieb ihn und Scrooges Name wurde auf der B?rse respektiert, wo er ihn nur hinschrieb. Der alte Marley war so tot wie ein Th��rnagel.
Merkt wohl auf! Ich will nicht etwa sagen, da? ein Th��rnagel etwas besonders Totes f��r mich h?tte. Ich selbst m?chte fast zu der Meinung geneigt sein, ein Sargnagel sei das toteste St��ck Eisenwerk auf der Welt. Aber die Weisheit unsrer Altvordern liegt in dem Gleichnisse und meine unheiligen H?nde sollen sie dort nicht st?ren, sonst w?re es um das Vaterland geschehen. Man wird mir daher erlauben, mit besonderem Nachdruck zu wiederholen, da? Marley so tot wie ein Th��rnagel war.
Scrooge wu?te, da? er tot war? Nat��rlich wu?te er's. Wie konnte es auch anders sein? Scrooge und er waren, ich wei? nicht seit wie vielen Jahren, Handlungsgesellschafter. Scrooge war sein einziger Testamentsvollstrecker, sein einziger Administrator, sein einziger Erbe, sein einziger Freund und sein einziger Leidtragender. Und selbst Scrooge war von dem traurigen Ereignis nicht so entsetzlich ger��hrt, da? er selbst an dem Begr?bnistage nicht ein vortrefflicher Gesch?ftsmann gewesen w?re und ihn mit einem unzweifelhaft guten Handel gefeiert h?tte.
Die Erw?hnung von Marleys Begr?bnistag bringt mich zu dem Ausgangspunkt meiner Erz?hlung wieder zur��ck. Es ist ganz unzweifelhaft, da? Marley tot war. Das mu? scharf ins Auge gefa?t werden, sonst kann in der Geschichte, die ich eben erz?hlen will, nichts Wunderbares geschehen. Wenn wir nicht vollkommen fest ��berzeugt w?ren, da? Hamlets Vater tot ist, ehe das St��ck beginnt, w��rde durchaus nichts Merkw��rdiges in seinem n?chtlichen Spaziergang bei scharfem Ostwind auf den Mauern seines eignen Schlosses sein. Nicht mehr, als bei jedem andern Herrn in mittleren Jahren, der sich nach Sonnenuntergang rasch zu einem Spaziergang auf einem luftigen Platze, zum Beispiel Sankt Pauls Kirchhof, entschlie?t, blo? um seinen schwachen Sohn in Erstaunen zu setzen.
Scrooge lie? Marleys Namen nicht ausstreichen. Noch nach Jahren stand ��ber der Th��r des Speichers ?Scrooge und Marley.? Die Firma war unter dem Namen Scrooge und Marley bekannt. Zuweilen nannten Leute, die ihn noch nicht kannten, Scrooge Scrooge und zuweilen Marley; aber er h?rte auf beide Namen, denn es war ihm ganz gleich.
O, er war ein wahrer Blutsauger, der Scrooge! ein gieriger, zusammenscharrender, festhaltender, geiziger alter S��nder; hart und scharf wie ein Kiesel, aus dem noch kein Stahl einen warmen Funken geschlagen hat; verschlossen und selbstbegn��gt und f��r sich, wie eine Auster. Die K?lte in seinem Herzen machte seine alten Z��ge erstarren, seine spitze Nase noch spitzer, sein Gesicht von Runzeln, seinen Gang steif, seine Augen rot, seine d��nnen Lippen blau, und klang aus seiner kr?chzenden Stimme heraus. Ein frostiger Reif lag auf seinem Haupt, auf seinen Augenbrauen, auf den starken kurzen Haaren seines Bartes. Er schleppte seine eigene niedere Temperatur immer mit sich herum; in den Hundstagen k��hlte er sein Comptoir wie mit Eis; zur Weihnachtszeit w?rmte er es nicht um einen Grad.
Aeu?ere Hitze und K?lte wirkten wenig auf Scrooge. Keine W?rme konnte ihn w?rmen, keine K?lte ihn fr?steln machen. Kein Wind war schneidender als er, kein fallender Schnee mehr auf seinen Zweck bedacht, kein schlagender Regen einer Bitte weniger zug?nglich. Schlechtes Wetter konnte ihm nichts anhaben. Der ?rgste Regen, Schnee oder Hagel konnten sich nur in einer Art r��hmen, besser zu sein als er: Sie gaben oft im Ueberflu?, und das that Scrooge nie.
Niemals trat ihm jemand auf der Stra?e entgegen, um mit freundlichem Gesicht zu ihm zu sagen: Mein lieber Scrooge, wie geht's, wann werden Sie mich einmal besuchen? Kein Bettler sprach ihn um eine Kleinigkeit an, kein Kind frug ihn, welche Zeit es sei, kein Mann und kein Weib hat ihn je in seinem Leben um den Weg gefragt. Selbst der Hund des Blinden schien ihn zu kennen, und wenn er ihn kommen sah, zupfte er seinen Herrn, da? er in ein Haus trete und wedelte dann mit dem
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