Der Verschwender | Page 6

Ferdinand Raimund
Chevalier. Sie sind ja kurzsichtig.
Dumont. Das sind der Menschen alle.
Pralling. Und wenn Sie fahren, schlafen Sie im Wagen.
Dumont. O, das macken nichts. Ein wahrer Naturfreund müssen ihrer Sch?nheit auch im Schlaf bewundern k?nnen.
Helm. Das kann ich nicht. Mein Liebling ist die Jagd.
Flottwell. Heda! bringt uns Bordeaux. Die Herren sollen sich begeistern.
Dumont. Mackt mir der Fenster auf, da? ick der Landschaft kann betrachten. (Sieht durchs Glas.)
Wolf. Hier ist Bordeaux!
(Er ordnet die Diener, welche schon bereitet standen und ihn in gefüllten Stengelgl?sern auf silbernen Tassen pr?sentieren.)
Walter (ruft). Herrlicher Wein!
Dumont (am Fenster entzückt rufend). Himmlischer Wasserfall!
Flottwell (schwingt das Glas). Auf ewge Freundschaft und auf langes Leben, meine Herren!
Alle. Der reiche Flottwell lebe lang!
Dumont (wie vorher, ohne ein Glas genommen zu haben). Ha! der Kirchhof macken sich dort gut.
Flottwell. Oh, w?r ich überreich! Ich wünscht es nur zu sein, um meine Sch?tze mit der Welt zu teilen. Was ist der Mammon auch! das Geld ist viel zu sehr geachtet. Drum ists so stolz. Es will nie in des armen Mannes Tasche bleiben und str?mt nur stets dem Reichen wieder zu.
Helm (enthusiasmiert). Wer ist so gut wie unser edler Flottwell hier?
Walter. Ich kenne kein Gemüt, das seinem gleicht.
Alle. Jawohl!
Dumont. Un enfant gaté de la nature.
Flottwell. Oh, lobt mich nicht zu viel. Ich habe kein Verdienst als meines Vaters Gold. Will mirs die Welt verzeihn, ists wohl und gut, und tut sies nicht, mag sie sich selbst mit ihrem Neid abfinden. Ich k?mpfe nicht mit ihm. Mein Glück ist kühn, es fordert mich heraus, darum will ich mein Dasein gro?artig genie?en, und wollen Sorgen mich besuchen, la? ich mich verleugnen. Düstern Philosophen glaub ich nicht. Nicht wahr, Freund Helm, man mu? das Leben von der sch?nen Seite fassen? Der Himmel ist sein herrlichstes Symbol. Die glühnde Sonne gleicht dem hei?en Brand der Liebe, der mildgesinnte Mond der innigen Freundschaft, die reiche Saat der Sterne ist ein Bild der Millionen Freuden, die im Leben keimen. Die ernsten Wolken sind zwar kummervolle Tage, doch Frohsinn ist ein flüchtger Wind, der sie verjagt.
Sockel. Ein G?ttermann! Ein wahrer G?ttermann! Verstanden!
Flottwell. Gebt doch ein Glas auch unserm wackern Baumeister. Oh, das ist gar ein wichtger Mann hier, meine Herren, der wird ein neues Schlo? uns bauen, und diese Hallen wollen wir der Zeit nicht l?nger vorenthalten. Flottwells Haus solls hei?en, noch ein Glas auf dieses Ehrenmannes Werk! (Zu Sockel, barsch.) Trinken Sie!
Sockel (erschrickt, da? er das Glas fallen l??t). Verstanden!
Alle (schwingen die Gl?ser). Flottwells Haus! Lang solls bestehn!
Flottwell (stürzt ein Glas hinein). Und nun zur Jagd, Ihr Herren! Werft die Gl?ser hin und nehmt 's Gewehr zur Hand! Der Wald ist euer Eigentum und all mein Wild. Doch hetzt mirs nicht zu sehr, ich kanns nicht leiden, denn der Hirsch weint wie ein Mensch, wenn er zu Tod gepeinigt wird. Und seit ich dieses Schauspiel sah, hab ich die J?gergrausamkeit verloren. Nun Glück zur Jagd! Der Abend führt uns wieder hier zusammen, dann wollen wir beim vollen Glas besprechen, wer eines edlern Sieges sich zu freuen hat? Ihr! oder ich!
Alle. Holla zur Jagd! (Alles ab.)
(H?rner t?nen.)
Dumont (verweilt noch am Fenster, bis die andern alle zur Tür hinaus sind, dann ruft er) Himmlische Natur! (und folgt den andern nach).

Zehnter Auftritt
Dann unter rauschender Musik Verwandlung in eine goldene Feenhalle, rückw?rts die Aussicht in eine reizende Berggegend. In der Mitte der Halle ein gro?er runder Zauberspiegel, vor ihm ein goldner Altar mit einer Opferschale auf Stufen.
Cheristane, in ein lichtblaues faltiges Gewand gehüllt, welches mit Zaubercharakteren geziert ist, und das Haupt mit einer goldnen Krone geschmückt, kommt von der Seite, ein goldnes Buch und einen Zauberstab tragend.
Cheristane. Der Kampf ist aus, ich habe mich besiegt. Beschlossen ists, ich scheide von der Erde. Wenn auch mein Herz dem Kummer unterliegt, Ich leide nur, da? er gerettet werde.
(Sie nimmt von dem mittleren Zacken ihrer Krone eine blaue Perle.)
Komm, teure Perle, die den Geist umschlie?t, Den letzten der sich beugt vor meiner Macht, Die bald für ihn in eitles Nichts zerflie?t! Ich opfre dich in diesem goldnen Schacht.
(Sie wirft die Perle in die goldne Schale. Eine blaue Flamme entzündet sich in ihr, der Donner rollt. Kurze passende Musik. Der Spiegel überzieht sich mit Rauch.)
Nun zeig dein Haupt, umkr?nzt von Zauberschein, Und blick mich an mit holden Demantaugen! Erschein! Es soll Azur dein Name sein! La? Hoffnung mich aus deinen Worten saugen!
(Musik.--Fürchterlicher Donnerschlag. Der Rauch hebt sich und in dem Spiegel erscheint Azur, in Silberdock ?gyptisch gekleidet, das Haupt umhüllt, die halbentbl??ten Arme und das Antlitz ist mit blauer Folie überzogen, statt der Augen leuchten zwei gl?nzende Steine. Magische Beleuchtung.)
Azur. Du! die du mich durch Zaubermacht geboren, Gebietest du mir Segen oder Fluch?
Cheristane. Zu Flottwells Schutzgeist hab ich dich erkoren.
Azur. Darf ich das sein? Blick in des Schicksals Buch!
(jetzt folgt eine zitternde Musik darunter.)
"Kein Fatum herrsch auf seinen Lebenswegen, Er selber bring sich Unheil oder Segen. Er selbst vermag
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