Der Todesgruß der Legionen, 3. Band

Johann Ferdinand Martin Oskar Meding
Der Todesgruß der Legionen, 3.
Band

The Project Gutenberg EBook of Der Todesgruß der Legionen, Dritter
Band
by Johann Ferdinand Martin Oskar Meding, AKA Gregor Samarow
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Title: Der Todesgruß der Legionen, Dritter Band
Author: Johann Ferdinand Martin Oskar Meding, AKA Gregor
Samarow
Release Date: October 6, 2004 [EBook #13659]
Language: German
Character set encoding: ISO-8859-1
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TODESGRUß DER LEGIONEN, ***

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Der Todesgruß der Legionen

Zeit-Roman
von
Gregor Samarow.

Dritter Band.

Berlin, 1874.
Druck und Verlag von Otto Janke.

Erstes Capitel.
Der Kaiser Napoleon ging in heftiger Bewegung in seinem Cabinet auf
und nieder; die krankhafte Abgespanntheit, welche sonst auf seinem
Gesicht zu liegen pflegte, war verschwunden, an deren Stelle war eine
lebhafte Aufregung getreten, seine Lippen zuckten, seine Augen
blickten unruhig hin und her, und sein sonst so wohl geordneter Bart
war durch das Spiel seiner zitternden Finger aus der Ordnung gebracht.
Auf seinem Schreibtisch lag eine große Anzahl von Telegrammen über
einander geworfen. Er hielt eine Photographie in Cabinetformat in der
Hand, die er, von Zeit zu Zeit stehen bleibend, aufmerksam betrachtete.
"Welch eine Anhäufung von Unruhe und Aufregung," sagte er mit
einem tiefem Athemzug, "die Erwartung wegen des Ausfalls des
Plebiscits wäre allein genügend, um mich in Spannung und in diese so
schmerzvolle Nervenerregung zu versetzen,--da muß noch dieses
Complott hinzutreten, das mir vor zehn Jahren gleichgültig gewesen
wäre, das mir auch heute gleichgültig ist, so weit es sich dabei um die

Gefahr für mein Leben handelt,--diesem Complott aber liegt eine
größere Gefahr zu Grunde. Mein Tod ist nur ein Theil des Plans, den
man hier verfolgt, und so abenteuerlich und thöricht diese Absicht der
Zerstörung der Tuilerien und der öffentlichen Gebäude im ersten
Augenblick erscheinen mag, so liegt darin doch eine tiefe Kenntniß der
so scharf concentrirten Zustände. Würde der Streich gelungen sein, so
gehörte ganz Frankreich dem Aufstande. Und," sprach er dumpf, vor
sich hin starrend, "bin ich denn schon sicher, daß er nicht gelingen wird,
bin ich sicher, daß was heute verhindert ist, sich nicht morgen
wiederholen kann."
Er blickte lange auf die Photographie, welche er in seiner Hand hielt
und prüfte genau mit scharfem forschendem Blick die Züge des Bildes.
"Dieser Mensch," sagte er dann, "ist kein Fanatiker,--das ist kein
exaltirter Kopf, der aus überspannten Theorien in dem Gedanken sich
für eine große Idee zu opfern, zum Mörder wird,--dies Gesicht ist
gemein und gleichgültig. Dieser Mensch ist einfach ein Werkzeug--und
wenn er unschädlich gemacht wird, kann man Werkzeuge wie ihn
überall wiederfinden,--und man wird sie wiederfinden, wenn dieser
Zustand dumpfer Gährung weiter besteht, wenn die allgemeine
Unzufriedenheit, wenn das allgemeine Gefühl der Erniedrigung
Frankreichs, das in der That in diesem Augenblick die öffentliche
Stimmung beherrscht, den tollkühnen Unternehmungen der
Verschwörer zu Hülfe kommt. Haben nicht vielleicht Diejenigen doch
Recht," sagte er in tiefem Gedanken, "welche mir rathen, durch eine
militairische Aktion das Gefühl der Nation wieder mit dem Kaiserthum
zu verbinden."
Er warf die Photographie auf den Tisch und ging die Hände auf den
Rücken gelegt, den Kopf tief auf die Brust gesenkt mehrere Male
langsam im Zimmer auf und nieder.
"Eine glänzende Action," sagte er dann--"ja--aber wenn sie nicht
glänzend wäre--wenn das launenhafte Glück nicht über meinen Fahnen
schwebte--was dann? Dann würde all das Unheil, welches jetzt unter
der Oberfläche glimmt, in hellen Flammen emporlodern, und diese
Flammen würden über den Trümmern meines Gebäudes

zusammenschlagen--warum aber soll das Glück sich von mir wenden?"
rief er dann stehen bleibend und den aufleuchtenden Blick seines
großen geöffneten Auges auf eine Marmorbüste Cäsars richtend,
welche auf schwarzem Fuß in der Nähe seines Schreibtisches stand.
"War es mir doch bisher günstig wie jenem Römer, dem Vorbild
meines Hauses, der zwar unter den Dolchen der Verschwörer fiel, auf
dessen Thaten aber sich der glänzende Thron des Augustus
erbaute,--warum vermag ich nicht mehr an mein Glück zu
glauben--wenn dieses Plebiscit günstig ausfällt, so steht ja wieder der
Wille der ganzen Nation hinter mir, und auf diese neue Kraft gestützt,
sollte ich es wohl wagen können, dem Glück zu gebieten, denn das
Glück beugt sich dem kühnen Muth und dem festen Entschluß,--aber
wenn das Plebiscit ungünstig ausfällt," sprach er, wieder in sich
zusammensinkend, mit dumpfem traurigem Ton. "Doch nein," rief er
dann, "nein, das ist unmöglich, Alles ist gut vorbereitet, und die ersten
Nachrichten über den Erfolg der Abstimmungen lauten überraschend
günstig."
Er trat an den Tisch und durchblätterte die auf demselben liegenden
Telegramme. Dann nahm er einen Bleistift, schrieb einige Zahlen ab
und addirte dieselben.
"Paris," sagte er, "Marseille, Toulouse,
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