diesem Haus oft gesagt haben soll--'die Kr?fte der Natur sind niemals b?se in gerechter Hand.'"
Aber ich will in meiner Geschichte fortfahren.--Einige Monde sp?ter, nachdem der Meister unter trostvollem Zuspruch an die beiden Ehegatten das Schlo? verlassen hatte, hielt eines Tages ein W?gelchen mit einer gro?en Holzkiste auf dem Hof; und da der Graf und seine Gemahlin, welche in der Nachmittagsstunde m��?ig am Fenster standen, von Neugierde getrieben hinabgegangen waren, war ihnen von dem Fuhrmann ein auf Pergament geschriebener Brief des Cyprianus ��berreicht. Die Kiste aber enthielt die bei seinem Abschied verhei?ene Dankesgabe. "M?ge"--so lautete das Schreiben--"dieser Spiegel so viele Tage der Freude eurem Leben zulegen, als er mich Stunden heiligster Arbeit gekostet hat. Wollt aber nicht vergessen, das Letzte in allen Dingen steht allezeit in der Hand des unergr��ndlichen Gottes.--Nur eines ist zu verh��ten. Niemals darf das Bild einer argen Tat in diesen Spiegel fallen; die heilsamen Kr?fte, welche bei seiner Anfertigung mitgewirkt haben, w��rden sich sonst in ihr Widerspiel verkehren; insonders m?chte den Kindern, so--das walte Gott!--euch bald umgeben werden, daraus eine t?dliche Gefahr erwachsen, und nur eine S��hne, aus des ��belt?ters eigenem Blut entsprossen, vermochte die Heilkraft des Spiegels wieder herzustellen. Allein die G��te eures Hauses ist so gro?, da? solches nicht geschehen kann; und somit wollt in Hoffnung und Vertrauen diese Gabe aus der Hand eines dankbaren Freundes empfangen."
Und wie der Meister es gewollt, in Hoffnung und Vertrauen empfingen die Ehegatten sein Geschenk. Als die Kiste in den Flur getragen und ge?ffnet war, zeigte sich zuerst ein Gestell, k��nstlich in Bronze gearbeitet. Dann hob man den Spiegel heraus; ein hohes schmales Glas von einem wunderbar bl?ulichen Lichtglanz. "Ist es nicht, mein Gemahl", rief die Gr?fin, die einen Blick hineingeworfen, "als liege die drinnen abgespiegelte Welt in sanftem Mondenschein?" Der Rahmen war von geschliffenem Stahl, in dessen tausenden Facetten der gefangene und gebrochene Lichtstrahl wie in farbigem Feuer blitzte.
Bald war das sch?ne Werk in dem Schlafgemach der Eheleute aufgestellt; und an jedem Morgen, w?hrend die Dienerin ihr das blonde Haar str?hlte oder die seidene Flechte in einen Knoten legte, sa? die gute Gr?fin mit gefalteten H?nden vor dem Spiegel des Cyprianus und schaute and?chtig und voll Hoffnung in ihr eigenes liebes Antlitz. Wenn aber die Fr��hsonne auf die Facetten des Rahmens leuchtete, dann sa? das Bild der sch?nen Frau wie in einem Kranz von Sternenfunken. Oft nach seinem ersten Gang durch Feld und Wald trat ihr Gemahl wieder in das Schlafgemach und lehnte schweigend hinter ihrem Stuhl; und wenn sie ihn dann im Spiegel sah, so meinte sie jedes Mal, da? seine Augen weniger finster blickten.
Eine geraume Zeit war vergangen, als die Gr?fin eines Morgens, da die Kammerzofe sie schon verlassen, im Vor��bergehen noch einen Blick in den Spiegel tun wollte. Aber es schien ein Hauch auf dem Glas, so da? sie ihr Antlitz nicht deutlich zu sehen vermochte. Sie nahm ihr Schwei?t��chlein und suchte es fortzuwischen; aber es half nicht; und sie sah nun wohl, da? es nicht ober-, sondem innerhalb des Glases war. N?herte sie sich dem Spiegel, so trat ihr Antlitz klar daraus hervor; wenn sie aber weiter zur��cktrat, so schwamm es wie ein rosiger Duft zwischen ihr und ihrem Spiegelbild.--Sinnend steckte sie ihr T��chlein ein und ging den Tag ��ber schweigend und voll stiller Ahnung im Haus umher, so da? ihr Gemahl, der ihr im Korridor begegnete, ausrief: "Was l?chelst du denn so selig, Herzensfrau?"--Sie schwieg noch immer und legte nur die Arme um seinen Hals und k��?te ihn.
Tag f��r Tag aber, wenn ihr Gemahl und die Dienerin sie verlassen, stand sie in der Einsamkeit vor dem Spiegel des guten Meisters, und mit jedem Morgen sah sie das Rosenw?lkchen deutlicher hinter dem Glas schwimmen.
So war der Mai gekommen, und von drau?en aus dem G?rtlein wehte der Veilchenduft durchs offene Fenster; da trat die gute Gr?fin eines Morgens wieder vor den Spiegel. Kaum hatte sie hineingeblickt, da brach ein 'Ach!' des Entz��ckens aus ihren Lippen, und ihre H?nde fuhren nach dem Herzen; denn in der Fr��hlingssonne, die hell in den Spiegel leuchtete, erkannte sie deutlich ein schlummerndes Kinderantlitz, das aus dem Rosenw?lkchen blickte. Mit verhaltenem Atem stand sie; sie konnte sich an dem Anblick nicht ers?ttigen.
Da h?rte sie von drau?en vor der Br��cke H?rnerschall, und sie entsann sich, es m��sse ihr Gemahl sein, der von der Jagd zur��ckkehrte. Sie schlo? die Augen und blieb wartend stehen, bis er, gefolgt von seinem Hund, zu ihr ins Gemach trat. Dann umfing sie ihn mit beiden Armen, und in den Spiegel zeigend, sprach sie leise: "Dich gr��?t der Erbe deines Hauses! "--Nun hatte der gute Graf auch das kleine Antlitz in dem Rosenw?lkchen erkannt; aber, der Freudenblitz aus seinen Augen verschwand auf einmal, und die Gr?fin sah im Spiegel, wie er erbla?te. "Siehst du es denn nicht?" fl��sterte sie.
"Ich sehe es freilich, Herzensfrau", erwiderte er; "aber es erschreckt
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