Der Roman eines geborenen Verbrechers | Page 3

Antonino M.
Landsmann, der sofort eine Leiche war. Der Gerichtshof in Monteleone verurteilte ihn zu fünf Jahren Gef?ngnis.
Hier schlo? er Freundschaft mit den berühmtesten Camorristen jener Zeit; die berüchtigsten kalabrischen Briganten, die in den Gef?ngnissen Catanzaros sa?en, waren, wie er sagt, seine treuesten Freunde.
Er nahm an einem Aufstand im Gef?ngnis teil, der durch das Eingreifen der Zivilbeh?rden von Catanzaro beigelegt wurde. Von hier aus kam er nach Pizzo, dann nach Lucera di Puglia.
In Pizzo blieb er nur einen Monat, aber das genügte schon für ihn, die Strafgefangenen zu einem Fluchtversuch zu verleiten, der nur durch Zufall mi?lang.
Von Pizzo kam er nach Neapel in das Gef?ngnis del Carmine, wo er von dem Haupt der Camorristen herzlich aufgenommen wurde. Fortan hatte er seinen Genossen Liebe und Achtung und dem Masto blinden Gehorsam geschworen; er war Mitglied der Camorra. Mit lebhaftem Verstand begabt, begriff er rasch die Regeln der Gesellschaft, sein Name war bekannt und gefürchtet wie der eines alten Genossen. Von Neapel kam er nach Foggia und dann nach Lucera mit einigen Gef?hrten, die ihn als Haupt der Camorra anerkannten.
So fand er, ein Jüngling noch, ehe er noch den Einflu? der ersten Strafe richtig gefühlt hatte, welche Verbrecher von nicht verdorbenen Anlagen demütigt, im Gef?ngnis einen Ort, welcher der Entwickelung einer verbrecherischen Pers?nlichkeit Vorschub leistet, die nur schlechter und raffinierter aus dem Gef?ngnis heraus kommt: der impulsive und blutdürstige Charakter hat dort oft Gelegenheit, hervorzubrechen und nicht immer in richtiger Beziehung zu den Thatsachen, die entweder falsch interpretiert werden oder sich als kleine Funken erweisen, welche einen ganzen Brand entfachen, der von dem immer brennenden Herd ausgeht. Wenig fehlte und er h?tte eines Tages den Krankenw?rter erschlagen, der nach seiner Darstellung in das Chinin Kalkstaub mischte.
Von Lucera, wo ihn das Sumpffieber heimsuchte, kam er nach der Strafanstalt zu Neapel. Hier setzte er sich sofort mit den Camorristen in Beziehung und nahm Teil an einem heftigen Kampf zwischen kalabrischen und neapolitanischen Camorristen, einer wahren Schlacht, bei der sechzehn t?tlich verwundet, einem W?chter die Eingeweide ausgerissen, zwei get?tet und einer leicht verwundet wurde. Von Natur blutdürstig, fand er im Kampf seine eigentliche Atmosph?re. Als Camorrist t?towierte er sich, indem er sich auf die Brust ein Losungswort der Camorra schrieb: Tod der Schmach!
IV.
Nach verbü?ter Strafzeit kehrte er nach Parghelia zurück, blieb hier einen Monat und wurde dann Soldat. Auch als solcher setzte er sein schlimmes Leben fort. Er duldete keine Vorwürfe, keine Tadel, verachtete die Vorgesetzten, verlor ihre Achtung und zettelte Intriguen gegen sie an. Seine gewaltth?tige, blutdürstige, b?sartige Natur wurde durch ein übertriebenes Selbstgefühl angestachelt: überall witterte er Nachstellung, Mangel an Respekt, Verrat; überall sah er Kr?nkungen und Aufreizungen.
Zeitweilig war er ruhig und friedlich; w?hrend solcher immer kurzen Periode war er freundlich gegen die Kameraden, die Vorgesetzten und seine fern weilende Familie. Aber pl?tzlich war das vorbei, die Luft nahm in seinen Augen eine andere Farbe an, und Zorn- und Wutausbrüche, Flüche, Blut- und Rachedurst waren die Folgen, ohne einen anderen Grund, als da? ein Wort oder eine Handlung mi?gedeutet wurde, die für jeden anderen ohne Belang gewesen w?ren.
Eines Tages gebot ein Vorgesetzter ihm Ruhe -- er ohrfeigte ihn und versuchte ihn zu t?ten. Er wurde zu drei Jahren Gef?ngnis verurteilt; nachdem diese verbü?t waren, kam er wieder zum Regiment. Er ?nderte sich nicht. Die Perversit?t seiner Empfindungen machte ihn zum P?derasten, er knüpfte mit einem Kameraden ein Verh?ltnis an. Er schrieb einen anonymen Brief gegen seinen Sergeanten und verwundete seinen Kameraden im Gesicht, und wurde zu einem weiteren Jahre verurteilt. Im Kerker versuchte er mit einer halben Scheere, aus der er sich einen Dolch gemacht hatte, einen Kameraden umzubringen, um sich wegen einer alten Kr?nkung zu r?chen, obschon der Gegenstand seines Hasses schon an sich in einem Zustand war, der Mitleid h?tte einfl??en k?nnen. Von da kam er zur zweiten und dann zur ersten Strafkompagnie in Venedig, wo er sich durch sein tückisches und unverbesserliches Benehmen auszeichnete. Strenger Arrest, langes Fasten nützten nichts; für ihn waren die Strafen immer ungerecht; jeder mi?handelte, mi?achtete ihn.
Schon um diese Zeit (1879) brach sein heftiger und wilder Ha? gegen seinen Bruder Michele los, der, wie er meinte, ihn vernachl?ssigte und seinen Tod wünschte, um sich die v?terliche Erbschaft anzueignen, die schon zum gr??ten Teil sich angeeignet zu haben er ihn beschuldigte. Die ersten Zeichen dieses Hasses traten hervor, als er im Lazarett zu Cava dei Tirreni war, wo er einen Brief seines Bruders, der Nachricht von ihm verlangte, mit h??lichen Worten und Hohngel?chter empfing. Der einzige Grund für diese Zwietracht konnte in dem Temperament des M... gefunden werden.
Bei der Strafkompagnie versuchte er eines Tages einen Lieutenant zu ermorden, weil dieser ihn bestraft hatte. Er wartete, bis der unglückliche Lieutenant Nachts die Ronde machte, und mit dem Dolch in der Hand, den er sowohl als Gefangener wie als Soldat immer bei sich zu tragen oder im Strohsack oder im Futter
Continue reading on your phone by scaning this QR Code

 / 93
Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.