Der Parasit, oder die Kunst, sein Glueck zu machen. | Page 9

Friedrich von Schiller
Was erleb' ich! Mein Freund La Roche ist's, der so hart mit mir umgeht!--Was f��r ein Wahnsinn hat dich ergriffen? Ich wei? nicht, soll ich ��ber diese Wuth lachen oder b?se werden.--Aber lachen auf Kosten eines Freundes, der sich f��r beleidigt h?lt--nein, das kann ich nicht, das ist zu ernsthaft!-- Deinen alten Freund so zu verkennen!--Komm doch zu dir selbst, lieber La Roche, und bringe dich wenigstens nicht aus ��bel angebrachtem Trotz um eine so treffliche Stelle, als ich dir zugedacht habe.
Narbonne. Die Wahrheit zu sagen, Herr La Roche, diese Halsstarrigkeit gibt mir keine gute Meinung von Ihnen,--Mu? auch ich Sie bitten, gegen Ihren Freund gerecht zu sein?--Auf Ehre! Der arme Herr Selicour dauert mich von Herzen!
La Roche. Ich will das wohl glauben, gn?diger Herr! Hat er mich doch fast selbst, trotz meines gerechten Unwillens, auf einen Augenblick irre gemacht--aber nein, nein! Ich kenne ihn zu gut--zu gewi? bin ich meiner Sache.--Krieg, Krieg zwischen uns und keine Vers?hnung! Hier, sehe ich, w��rde alles weitere Reden vergeblich sein; aber wiewohl der Spitzbube mich aufs Aeu?erste treibt, lieber tausendmal Hungers sterben, als ihm mein Brod verdanken. Ich empfehle mich zu Gnaden! (Ab.)

F��nfter Auftritt.
Narbonne. Selicour.
Narbonne. Begreifen Sie diese hartn?ckige Verstocktheit--
Selicour. Hat nichts zu sagen! Er ist ein guter Narr! Ich will ihn bald wieder bes?nftigen.
Narbonne. Er ist rasch und unbesonnen, aber im Grunde mag er ein guter Mann sein.
Selicour. Ein seelenguter Mann, daf��r steh' ich--dem aber der Kopf ein wenig verschoben ist.--Es kann auch sein, da? ihn sonst Jemand gegen mich aufhetzt.
Narbonne. Meinen Sie?
Selicour. Es mag so etwas dahinter stecken.--Wer wei?? Irgend ein heimlicher Feind und Neider--denn dieser arme Teufel ist nur eine Maschine.
Narbonne. Wer sollte aber--
Selicour. Es gibt so Viele, die meinen Untergang w��nschen!
Narbonne. Haben Sie vielleicht einen Verdacht?
Selicour. Ich unterdr��cke ihn! Denn da? ich so etwas von Herrn Firmin denken sollte--Pfui! Pfui! Das w?re sch?ndlich! Das ist nicht m?glich!
Narbonne. So denk' ich auch! Der Mann scheint mir dazu viel zu rechtlich und zu bescheiden.
Selicour. Bescheiden, ja, das ist er!
Narbonne. Sie kennen ihn also?
Selicour. Wir sind Freunde.
Narbonne. Nun, was halten Sie von dem Manne?
Selicour. Herr Firmin, mu? ich sagen, ist ein Mann, wie man sich ihn f��r das Bureau eigentlich w��nscht--wenn auch eben kein Kopf, doch ein geschickter Arbeiter. Nicht zwar, als ob es ihm an Verstand und Kenntnissen fehlte--Keineswegs! Er mag viel wissen, aber man sieht's ihm nicht an.
Narbonne. Sie machen mich neugierig, ihn zu kennen.
Selicour. Ich hab' ihm schon l?ngst darum angelegen, sich zu zeigen --aber vielleicht f��hlt er sich f��r eine subalterne Rolle und f��r die Dunkelheit geboren. Ich will ihn indessen--
Narbonne. Bem��hen Sie sich nicht!--Gegen einen Mann von Verdiensten kann unser Einer unbeschadet seines Rangs die ersten Schritte thun.-- Ich selbst will Herrn Firmin aufsuchen.--Aber jetzt wieder auf unser voriges Thema zur��ck zu kommen, das dieser La Roche unterbrochen hat.--
Selicour (verlegen). Es ist schon etwas sp?t.--
Narbonne. Hat nichts zu sagen.
Selicour. Es wird auch jetzt die Zeit zur Audienz sein.
Narbonne (sieht nach der Uhr). Ja, wahrhaftig.
Selicour. Wir k?nnen es ja auf morgen--
Narbonne. Gut! Auch das!
Selicour. Ich will also--
Narbonne. Noch ein Wort--
Selicour. Was beliebt?
Narbonne. Ein Gesch?ft kann ich Ihnen wenigstens noch auftragen, das zugleich F?higkeit und Muth erfordert.
Selicour. Befehlen Sie!
Narbonne. Mein Vorg?nger hat durch seine ��ble Verwaltung ein Heer von Mi?br?uchen einrei?en lassen, die trotz aller unsrer Bem��hungen noch nicht abgestellt sind. Es w?re daher ein Memoire aufzusetzen, worin man alle Gebrechen aufdeckte und der Regierung selbst ohne Schonung die Wahrheit sagte.
Selicour. Erlauben aber Euer Excellenz--eine solche Schrift k?nnte f��r ihren Verfasser, k?nnte f��r Sie selbst bedenkliche Folgen haben.
Narbonne. Das k��mmert mich nicht--Keine Gefahr, keine pers?nliche R��cksicht darf in Anschlag kommen, wo die Pflicht gebietet.
Selicour. Das ist w��rdig gedacht!
Narbonne. Sie sind der Mann zu diesem Werk--Ich brauche Ihnen weiter nichts dar��ber zu sagen.--Sie kennen das Uebel so gut und besser noch, als ich selbst.
Selicour. Und ich bin, hoffe ich, mit Ihnen dar��ber einerlei Meinung.
Narbonne. Ohne Zweifel. Dies Gesch?ft hat Eile. Ich verlasse Sie; verlieren Sie keine Zeit, es ist gerade jetzt der g��nstige Augenblick --ich m?chte es wo m?glich noch heute an die Beh?rde absenden.--Kurz und b��ndig--es kann mit Wenigem viel gesagt werden! Leben Sie wohl! Gehen Sie ja gleich an die Arbeit! (Er geht ab.)

Sechster Auftritt.
Selicour. Madame Belmont.
Mad. Belmont. Sind Sie allein, Herr Selicour? Ich wollte erwarten, bis er weggegangen w?re--er darf nichts davon wissen.
Selicour. Wovon ist die Rede, Madame?
Mad. Belmont. Wir wollen heute Abend ein kleines Concert geben, und meine Charlotte soll sich dabei h?ren lassen.
Selicour. Sie singt so sch?n!
Mad. Belmont. Sie geben sich auch zuweilen mit Versen ab? Nicht wahr?
Selicour. Wer macht nicht einmal in seinem Leben Verse!
Mad. Belmont. Nun, so machen Sie uns ein Lied oder so etwas f��r heute Abend!
Selicour. Eine Romanze meinen Sie?
Mad. Belmont. Gut, die Romanzen lieben wir besonders!
Selicour. Wenn der Eifer den Mangel des Genies ersetzen k?nnte--
Mad. Belmont. Schon gut! Schon gut! Ich verstehe.
Selicour. Und ich brauchte allerdings so ein leichtes Spielwerk
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