Der Nachsommer | Page 5

Adalbert Stifter
und dem man folgen soll. Wie k?nnte man denn sonst auch wissen, wozu man auf der Erde bestimmt ist, ob zum K��nstler, zum Feldherrn, zum Richter, wenn nicht ein Geist da w?re, der es sagt, und der zu den Dingen f��hrt, in denen man sein Gl��ck und seine Befriedigung findet.
Gott lenkt es schon so, da? die Gaben geh?rig verteilt sind, so da? jede Arbeit getan wird, die auf der Erde zu tun ist, und da? nicht eine Zeit eintritt, in der alle Menschen Baumeister sind. In diesen Gaben liegen dann auch schon die gesellschaftlichen, und bei gro?en K��nstlern, Rechtsgelehrten, Staatsm?nnern sei auch immer die Billigkeit, Milde, Gerechtigkeit und Vaterlandsliebe. Und aus solchen M?nnern, welche ihren innern Zug am weitesten ausgebildet, seien auch in Zeiten der Gefahr am ?ftesten die Helfer und Retter ihres Vaterlandes hervorgegangen.
Es gibt solche, die sagen, sie seien zum Wohle der Menschheit Kaufleute, ?rzte, Staatsdiener geworden; aber in den meisten F?llen ist es nicht wahr. Wenn nicht der innere Beruf sie dahin gezogen hat, so verbergen sie durch ihre Aussage nur einen schlechteren Grund, nehmlich da? sie den Stand als ein Mittel betrachteten, sich Geld und Gut und Lebensunterhalt zu erwerben. Oft sind sie auch, ohne weiter ��ber eine Wahl mit sich zu Rate zu gehen, in den Stand geraten oder durch Umst?nde in ihn gesto?en worden und nehmen das Wohl der Menschheit in den Mund, das sie bezweckt h?tten, um nicht ihre Schw?che zu gestehen. Dann ist noch eine eigene Gattung, welche immer von dem ?ffentlichen Wohle spricht. Das sind die, welche mit ihren eigenen Angelegenheiten in Unordnung sind. Sie geraten stets in N?te, haben stets ?rger und Unannehmlichkeiten, und zwar aus ihrem eigenen Leichtsinne; und da liegt es ihnen als Ausweg neben der Hand, den ?ffentlichen Zust?nden ihre Lage schuld zu geben und zu sagen, sie w?ren eigentlich recht auf das Vaterland bedacht, und sie w��rden alles am besten in demselben einrichten. Aber wenn wirklich die Lage k?mmt, da? das Vaterland sie beruft, so geht es dem Vaterlande, wie es fr��her ihren eigenen Angelegenheiten gegangen ist. In Zeiten der Verirrung sind diese Menschen die selbsts��chtigsten und oft auch grausamsten. Es ist aber auch kein Zweifel. da? es solche gibt, denen Gott den Gesellschaftstrieb und die Gesellschaftsgaben in besonderem Ma?e verliehen hat. Diese widmen sich aus innerem Antriebe den Angelegenheiten der Menschen, erlernen sie auch am sichersten, finden Freude in den Anordnungen und opfern oft ihr Leben f��r ihren Beruf. Aber in der Zeit, in der sie ihr Leben opfern, sei sie lange oder sei sie ein Augenblick, empfinden sie Freude, und diese k?mmt, weil sie ihrem innern Andrange nachgegeben haben.
Gott hat uns auch nicht bei unseren Handlungen den Nutzen als Zweck vorgezeichnet, weder den Nutzen f��r uns noch f��r andere, sondern er hat der Aus��bung der Tugend einen eigenen Reiz und eine eigene Sch?nheit gegeben, welchen Dingen die edlen Gem��ter nachstreben. Wer Gutes tut, weil das Gegenteil dem menschlichen Geschlechte sch?dlich ist, der steht auf der Leiter der sittlichen Wesen schon ziemlich tief. Dieser m��?te zur S��nde greifen, sobald sie dem menschlichen Geschlechte oder ihm Nutzen bringt. Solche Menschen sind es auch, denen alle Mittel gelten, und die f��r das Vaterland, f��r ihre Familie und f��r sich selber das Schlechte tun. Solche hat man zu Zeiten, wo sie im Gro?en wirkten, Staatsm?nner gehei?en, sie sind aber nur Afterstaatsm?nner, und der augenblickliche Nutzen, den sie erzielten, ist ein Afternutzen gewesen und hat sich in den Tagen des Gerichtes als b?ses Verh?ngnis erwiesen.
Da? bei dem Vater kein Eigennutz herrschte, beweist der Umstand, da? er im Rate der Stadt ein ?ffentliches Amt unentgeltlich verwaltete, da? er ?fter die ganze Nacht in diesem Amte arbeitete, und da? er bei ?ffentlichen Dingen immer mit bedeutenden Summen an der Spitze stand.
Er sagte, man solle mich nur gehen lassen, es werde sich aus dem Unbestimmten schon entwickeln, wozu ich taugen werde, und welche Rolle ich auf der Welt einzunehmen h?tte.
Ich mu?te meine k?rperlichen ��bungen fortsetzen. Schon als sehr kleine Kinder mu?ten wir so viele k?rperliche Bewegungen machen, als nur m?glich war. Das war einer der Hauptgr��nde, weshalb wir im Sommer auf dem Lande wohnten, und der Garten, welcher bei dem Vorstadthause war, war einer der Hauptbeweggr��nde, weshalb der Vater das Haus kaufte.
Man lie? uns als kleine Kinder gew?hnlich so viel gehen und laufen, als wir selber wollten, und machte nur ein Ende, wenn wir selber aus M��digkeit ruhten. Es hatte in der Stadt sich eine Anstalt entwickelt, in welcher nach einer gewissen Ordnung Leibesbewegungen vorgenommen werden sollten, um alle Teile des K?rpers nach Bed��rfnis zu ��ben, und ihrer naturgem??en Entfaltung entgegen zu f��hren. Diese Anstalt durfte ich besuchen, nachdem der Vater den Rat erfahrener M?nner eingeholt und sich selber durch den Augenschein von den Dingen ��berzeugt hatte, die da vorgenommen wurden. F��r M?dchen bestand damals eine solche Anstalt nicht, daher lie? der
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