Der Heizer | Page 5

Franz Kafka
mit gro?en Folianten hantierte, die auf einem starken B��cherbrett in Kopfh?he vor ihm aneinander gereiht waren. Neben ihm stand eine offene, wenigstens auf den ersten Blick leere Kassa.
Das zweite Fenster war leer und gab den besten Ausblick. In der N?he des dritten aber standen zwei Herren in halblautem Gespr?ch. Der eine lehnte neben dem Fenster, trug auch die Schiffsuniform und spielte mit dem Griff des Degens. Derjenige, mit dem er sprach, war dem Fenster zugewendet und enth��llte hie und da durch eine Bewegung einen Teil der Ordensreihe auf der Brust des andern. Er war in Zivil und hatte ein d��nnes Bambusst?ckchen, das, da er beide H?nde an den H��ften festhielt, auch wie ein Degen abstand.
Karl hatte nicht viel Zeit, alles anzusehen, denn bald trat ein Diener auf sie zu und fragte den Heizer mit einem Blick, als geh?re er nicht hierher, was er denn wolle. Der Heizer antwortete, so leise als er gefragt wurde, er wolle mit dem Herrn Oberkassier reden. Der Diener lehnte f��r seinen Teil mit einer Handbewegung diese Bitte ab, ging aber dennoch auf den Fu?spitzen, dem runden Tisch in gro?em Bogen ausweichend, zu dem Herrn mit den Folianten. Dieser Herr -- das sah man deutlich -- erstarrte geradezu unter den Worten des Dieners, kehrte sich aber endlich nach dem Manne um, der ihn zu sprechen w��nschte, und fuchtelte dann, streng abwehrend, gegen den Heizer und der Sicherheit halber auch gegen den Diener hin. Der Diener kehrte darauf zum Heizer zur��ck und sagte in einem Tone, als vertraue er ihm etwas an: ?Scheren Sie sich sofort aus dem Zimmer!?
Der Heizer sah nach dieser Antwort zu Karl hinunter, als sei dieser sein Herz, dem er stumm seinen Jammer klage. Ohne weitere Besinnung machte sich Karl los, lief quer durchs Zimmer, da? er sogar leicht an den Sessel des Offiziers streifte, der Diener lief gebeugt mit zum Umfangen bereiten Armen, als jage er ein Ungeziefer, aber Karl war der erste beim Tisch des Oberkassiers, wo er sich festhielt, f��r den Fall, da? der Diener versuchen sollte, ihn fortzuziehen.
Nat��rlich wurde gleich das ganze Zimmer lebendig. Der Schiffsoffizier am Tisch war aufgesprungen, die Herren von der Hafenbeh?rde sahen ruhig, aber aufmerksam zu, die beiden Herren am Fenster waren nebeneinander getreten, der Diener, welcher glaubte, er sei dort, wo schon die hohen Herren Interesse zeigten, nicht mehr am Platze, trat zur��ck. Der Heizer an der T��r wartete angespannt auf den Augenblick, bis seine Hilfe n?tig w��rde. Der Oberkassier endlich machte in seinem Lehnsessel eine gro?e Rechtswendung.
Karl kramte aus seiner Geheimtasche, die er den Blicken dieser Leute zu zeigen keine Bedenken hatte, seinen Reisepa? hervor, den er statt weiterer Vorstellung ge?ffnet auf den Tisch legte. Der Oberkassier schien diesen Pa? f��r nebens?chlich zu halten, denn er schnippte ihn mit zwei Fingern beiseite, worauf Karl, als sei diese Formalit?t zur Zufriedenheit erledigt, den Pa? wieder einsteckte.
?Ich erlaube mir zu sagen,? begann er dann, ?da? meiner Meinung nach dem Herrn Heizer Unrecht geschehen ist. Es ist hier ein gewisser Schubal, der ihm aufsitzt. Er selbst hat schon auf vielen Schiffen, die er Ihnen alle nennen kann, zur vollst?ndigen Zufriedenheit gedient, ist flei?ig, meint es mit seiner Arbeit gut, und es ist wirklich nicht einzusehen, warum er gerade auf diesem Schiff, wo doch der Dienst nicht so ��berm??ig schwer ist, wie zum Beispiel auf Handelsseglern, schlecht entsprechen sollte. Es kann daher nur Verleumdung sein, die ihn in seinem Vorw?rtskommen hindert und ihn um die Anerkennung bringt, die ihm sonst ganz bestimmt nicht fehlen w��rde. Ich habe nur das Allgemeine ��ber diese Sache gesagt, seine besonderen Beschwerden wird er Ihnen selbst vorbringen.? Karl hatte sich mit dieser Rede an alle Herren gewendet, weil ja tats?chlich auch alle zuh?rten und es viel wahrscheinlicher schien, da? sich unter allen zusammen ein Gerechter vorfand, als da? dieser Gerechte gerade der Oberkassier sein sollte. Aus Schlauheit hatte au?erdem Karl verschwiegen, da? er den Heizer erst so kurze Zeit kannte. Im ��brigen h?tte er noch viel besser gesprochen, wenn er nicht durch das rote Gesicht des Herrn mit dem Bambusst?ckchen beirrt worden w?re, das er von seinem jetzigen Standort zum erstenmal sah.
?Es ist alles Wort f��r Wort richtig,? sagte der Heizer, ehe ihn noch jemand gefragt, ja ehe man noch ��berhaupt auf ihn hingesehen hatte. Diese ��bereiltheit des Heizers w?re ein gro?er Fehler gewesen, wenn nicht der Herr mit den Orden, der, wie es jetzt Karl aufleuchtete, jedenfalls der Kapit?n war, offenbar mit sich bereits ��bereingekommen w?re, den Heizer anzuh?ren. Er streckte n?mlich die Hand aus und rief dem Heizer zu: ?Kommen Sie her!? mit einer Stimme, fest, um mit einem Hammer darauf zu schlagen. Jetzt hing alles vom Benehmen des Heizers ab, denn was die Gerechtigkeit seiner Sache anlangte, an der zweifelte Karl nicht.
Gl��cklicherweise zeigte sich bei dieser Gelegenheit, da? der Heizer schon viel in der Welt herumgekommen war. Musterhaft ruhig
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