Der Heizer | Page 3

Franz Kafka
uns Deutsche auf einem deutschen Schiff. Glauben Sie nicht? -- ihm ging die Luft aus, er fackelte mit der Hand -- ?da? ich klage, um zu klagen. Ich wei?, da? Sie keinen Einflu? haben und selbst ein armes B��rschchen sind. Aber es ist zu arg!? Und er schlug auf den Tisch mehrmals mit der Faust und lie? kein Auge von ihr, w?hrend er schlug. ?Ich habe doch schon auf so vielen Schiffen gedient? -- und er nannte zwanzig Namen hintereinander als sei es ein Wort, Karl wurde ganz wirr -- ?und habe mich ausgezeichnet, bin belobt worden, war ein Arbeiter nach dem Geschmack meiner Kapit?ne, sogar auf dem gleichen Handelssegler war ich einige Jahre? -- er erhob sich, als sei das der H?hepunkt seines Lebens -- ?und hier auf diesem Kasten, wo alles nach der Schnur eingerichtet ist, wo kein Witz erfordert wird, hier taug' ich nichts, hier stehe ich dem Schubal immer im Wege, bin ein Faulpelz, verdiene hinausgeworfen zu werden und bekomme meinen Lohn aus Gnade. Verstehen Sie das? Ich nicht.? ?Das d��rfen Sie sich nicht gefallen lassen,? sagte Karl aufgeregt. Er hatte fast das Gef��hl davon verloren, da? er auf dem unsicheren Boden eines Schiffes, an der K��ste eines unbekannten Erdteils war, so heimisch war ihm hier auf dem Bett des Heizers zumute. ?Waren Sie schon beim Kapit?n? Haben Sie schon bei ihm Ihr Recht gesucht?? ?Ach gehen Sie, gehen Sie lieber weg. Ich will Sie nicht hier haben. Sie h?ren nicht zu was ich sage und geben mir Ratschl?ge. Wie soll ich denn zum Kapit?n gehen!? Und m��de setzte sich der Heizer wieder und legte das Gesicht in beide H?nde.
?Einen besseren Rat kann ich ihm nicht geben,? sagte sich Karl. Und er fand ��berhaupt, da? er lieber seinen Koffer h?tte holen sollen, statt hier Ratschl?ge zu geben, die doch nur f��r dumm gehalten wurden. Als ihm der Vater den Koffer f��r immer ��bergeben hatte, hatte er im Scherz gefragt: ?Wielange wirst Du ihn haben?? und jetzt war dieser teuere Koffer vielleicht schon im Ernst verloren. Der einzige Trost war noch, da? der Vater von seiner jetzigen Lage kaum erfahren konnte, selbst wenn er nachforschen sollte. Nur da? er bis New York mitgekommen war, konnte die Schiffsgesellschaft gerade noch sagen. Leid tat es aber Karl, da? er die Sachen im Koffer noch kaum verwendet hatte, trotzdem er es beispielsweise l?ngst n?tig gehabt h?tte, das Hemd zu wechseln. Da hatte er also am unrichtigen Ort gespart; jetzt, wo er es gerade am Beginn seiner Laufbahn n?tig haben w��rde, rein gekleidet aufzutreten, w��rde er im schmutzigen Hemd erscheinen m��ssen. Sonst w?re der Verlust des Koffers nicht gar so arg gewesen, denn der Anzug, den er anhatte, war sogar besser, als jener im Koffer, der eigentlich nur ein Notanzug war, den die Mutter noch knapp vor der Abreise hatte flicken m��ssen. Jetzt erinnerte er sich auch, da? im Koffer noch ein St��ck Veroneser Salami war, die ihm die Mutter als Extragabe eingepackt hatte, von der er jedoch nur den kleinsten Teil hatte aufessen k?nnen, da er w?hrend der Fahrt ganz ohne Appetit gewesen war und die Suppe, die im Zwischendeck zur Verteilung kam, ihm reichlich gen��gt hatte. Jetzt h?tte er aber die Wurst gern bei der Hand gehabt, um sie dem Heizer zu verehren. Denn solche Leute sind leicht gewonnen, wenn man ihnen irgendeine Kleinigkeit zusteckt, das wu?te Karl noch von seinem Vater her, welcher durch Zigarrenverteilung alle die niedrigeren Angestellten gewann, mit denen er gesch?ftlich zu tun hatte. Jetzt besa? Karl an Verschenkbarem nur noch sein Geld, und das wollte er, wenn er schon vielleicht den Koffer verloren haben sollte, vorl?ufig nicht anr��hren. Wieder kehrten seine Gedanken zum Koffer zur��ck, und er konnte jetzt wirklich nicht einsehen, warum er den Koffer w?hrend der Fahrt so aufmerksam bewacht hatte, da? ihm die Wache fast den Schlaf gekostet hatte, wenn er jetzt diesen gleichen Koffer so leicht sich hatte wegnehmen lassen. Er erinnerte sich an die f��nf N?chte, w?hrend derer er einen kleinen Slowaken, der zwei Schlafstellen links von ihm gelegen war, unausgesetzt im Verdacht gehabt hatte, da? er es auf seinen Koffer abgesehen habe. Dieser Slowake hatte nur darauf gelauert, da? Karl endlich, von Schw?che befallen, f��r einen Augenblick einnicke, damit er den Koffer mit einer langen Stange, mit der er immer w?hrend des Tages spielte oder ��bte, zu sich hin��berziehen k?nne. Bei Tag sah dieser Slowake genug unschuldig aus, aber kaum war die Nacht gekommen, erhob er sich von Zeit zu Zeit von seinem Lager und sah traurig zu Karls Koffer hin��ber. Karl konnte dies ganz deutlich erkennen, denn immer hatte hie und da jemand mit der Unruhe des Auswanderers ein Lichtchen angez��ndet, trotzdem dies nach der Schiffsordnung verboten war, und versuchte, unverst?ndliche Prospekte der Auswanderungsagenturen zu entziffern. War ein solches Licht in der N?he, dann konnte Karl ein
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