Der Heizer | Page 8

Franz Kafka
gewisse Befriedigung ausdrückten, von der nicht einmal der Kapit?n frei war, er h?tte es zu seinem Schrecken am Heizer sehen müssen, der die F?uste an den gestrafften Armen so ballte, als sei diese Ballung das Wichtigste an ihm, dem er alles, was er an Leben habe, zu opfern bereit sei. Da steckte jetzt alle seine Kraft, auch die, welche ihn überhaupt aufrecht erhielt.
Und da war also der Feind, frei und frisch im Festanzug, unter dem Arm ein Gesch?ftsbuch, wahrscheinlich die Lohnlisten und Arbeitsausweise des Heizers, und sah mit dem ungescheuten Zugest?ndnis, da? er die Stimmung jedes Einzelnen vor allem feststellen wolle, in aller Augen der Reihe nach. Die sieben waren auch schon alle seine Freunde, denn wenn auch der Kapit?n früher gewisse Einw?nde gegen ihn gehabt oder vielleicht auch nur vorgeschützt hatte, nach dem Leid, das ihm der Heizer angetan hatte, schien ihm wahrscheinlich an Schubal auch das Geringste nicht mehr auszusetzen. Gegen einen Mann, wie den Heizer, konnte man nicht streng genug verfahren, und wenn dem Schubal etwas vorzuwerfen war, so war es der Umstand, da? er die Widerspenstigkeit des Heizers im Laufe der Zeit nicht so weit hatte brechen k?nnen, da? es dieser heute noch gewagt hatte, vor dem Kapit?n zu erscheinen.
Nun konnte man ja vielleicht noch annehmen, die Gegenüberstellung des Heizers und Schubals werde die ihr vor einem h?heren Forum zukommende Wirkung auch vor den Menschen nicht verfehlen, denn wenn sich auch Schubal gut verstellen konnte, er mu?te es doch durchaus nicht bis zum Ende aushalten k?nnen. Ein kurzes Aufblitzen seiner Schlechtigkeit sollte genügen, um sie den Herren sichtbar zu machen, dafür wollte Karl schon sorgen. Er kannte doch schon beil?ufig den Scharfsinn, die Schw?chen, die Launen der einzelnen Herren und unter diesem Gesichtspunkt war die bisher hier verbrachte Zeit nicht verloren. Wenn nur der Heizer besser auf dem Platz gewesen w?re, aber der schien vollst?ndig kampfunf?hig. Wenn man ihm den Schubal hingehalten h?tte, h?tte er wohl dessen geha?ten Sch?del mit den F?usten aufklopfen k?nnen. Aber schon die paar Schritte zu ihm hinzugehen, war er wohl kaum imstande. Warum hatte denn Karl das so leicht Vorauszusehende nicht vorausgesehen, da? Schubal endlich kommen müsse, wenn nicht aus eigenem Antrieb, so vom Kapit?n gerufen. Warum hatte er auf dem Herweg mit dem Heizer nicht einen genauen Kriegsplan besprochen, statt, wie sie es in Wirklichkeit getan hatten, heillos unvorbereitet einfach dort einzutreten, wo eine Tür war? Konnte der Heizer überhaupt noch reden, ja und nein sagen, wie es bei dem Kreuzverh?r, das allerdings nur im günstigsten Fall bevorstand, n?tig sein würde? Er stand da, die Beine auseinander gestellt, die Knie ein wenig gebogen, den Kopf etwas gehoben und die Luft verkehrte durch den offenen Mund, als gebe es innen keine Lungen mehr, die sie verarbeiteten.
Karl allerdings fühlte sich so kr?ftig und bei Verstand, wie er es vielleicht zu Hause niemals gewesen war. Wenn ihn doch seine Eltern sehen k?nnten, wie er in fremdem Land, vor angesehenen Pers?nlichkeiten das Gute verfocht und wenn er es auch noch nicht zum Siege gebracht hatte, so doch zur letzten Eroberung sich vollkommen bereit stellte! Würden sie ihre Meinung über ihn revidieren? Ihn zwischen sich niedersetzen und loben? Ihm einmal, einmal in die ihnen so ergebenen Augen sehn? Unsichere Fragen und ungeeignetester Augenblick, sie zu stellen!
?Ich komme, weil ich glaube, da? mich der Heizer irgendwelcher Unredlichkeiten beschuldigt. Ein M?dchen aus der Küche sagte mir, sie h?tte ihn auf dem Wege hierher gesehen. Herr Kapit?n und Sie alle meine Herren, ich bin bereit, jede Beschuldigung an der Hand meiner Schriften, n?tigenfalls durch Aussagen unvoreingenommener und unbeeinflu?ter Zeugen, die vor der Türe stehen, zu widerlegen.? So sprach Schubal. Das war allerdings die klare Rede eines Mannes und nach der Ver?nderung in den Mienen der Zuh?rer h?tte man glauben k?nnen, sie h?rten zum erstenmal nach langer Zeit wieder menschliche Laute. Sie bemerkten freilich nicht, da? selbst diese sch?ne Rede L?cher hatte. Warum war das erste sachliche Wort, das ihm einfiel, ?Unredlichkeiten?? H?tte vielleicht die Beschuldigung hier einsetzen müssen, statt bei seinen nationalen Voreingenommenheiten? Ein M?dchen aus der Küche hatte den Heizer auf dem Weg ins Bureau gesehen und Schubal hatte sofort begriffen? War es nicht das Schuldbewu?tsein, das ihm den Verstand sch?rfte? Und Zeugen hatte er gleich mitgebracht und nannte sie noch au?erdem unvoreingenommen und unbeeinflu?t? Gaunerei, nichts als Gaunerei! Und die Herren duldeten das und anerkannten es noch als richtiges Benehmen? Warum hatte er zweifellos sehr viel Zeit zwischen der Meldung des Küchenm?dchens und seiner Ankunft hier verstreichen lassen, doch zu keinem anderen Zwecke, als damit der Heizer die Herren so ermüde, da? sie allm?hlich ihre klare Urteilskraft verloren, welche Schubal vor allem zu fürchten hatte? Hatte er, der sicher schon lange hinter der Tür gestanden war, nicht erst in dem Augenblick geklopft, als er infolge der nebens?chlichen Frage jenes Herrn hoffen durfte, der Heizer sei erledigt?
Alles
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