Der Gwissenswurm | Page 8

Ludwig Anzengruber
Rücken.) Weil ich so ein Schwagern hab! Ja ja. Na, die Freud, so a bu?fertige Seel z' finden bei derer schlechten Zeit! Beispielm??ig war der Saul im Alten Testament a schlechter Sucher gegen meiner, hat ein Esel gsucht und a Kron gfunden, mir aber war kein Kron so lieb, als da? ich 's Gsuchte a find--(umarmt Grillhofer) mein lieben Schwagern!
Grillhofer. No, no, la?'s nur gut sein, und wann d' meinst, so schick halt nach'm Bader! Wann amal was sein soll, so hab ich's gern bald in Richtigkeit.
Dusterer (sitzt wieder auf seinem früheren Platz). Ich wei?, ich wei?, mer kennt dich dafür, du haltst auf die Ordnung: Ja, ja, und no war's ja recht! (Hat das Gesangbuch aus der Rocktasche gezogen und vor sich aufgeschlagen.) Und da? wir net draus k?mman, so la? uns unser Bu?lied singen! (Dusterer setzt ein, Grillhofer singt mit.)
Lied
Erl?s uns von des Lebens Pein, O Herr, in deinen Gnaden Und führ uns in den Himmel ein, Das kann uns gar nicht schaden!

(Wie beide einsetzen, um die zwei letzten Zeilen zu wiederholen, f?llt rasch der Vorhang.)

Anzengruber: Der Gwissenswurm, I. Akt, 9. Szene

Verwandlung
Freie Gegend. Im Hintergrund ein Teil des Grillhoferschen Hauses, ein Fenster nach der Bühne zu steht offen, dessen bunte, kurze Vorh?nge verwehren den Einblick in die Stube. Ein Zaun mit Einla? in der Mitte schlie?t den Hintergrund ab. Vorne rechts über einen niederen Graben f?hrt ein Steg. Links im Vordergrunde ein Heuschober.

Neunte Szene
Liesel kommt über den Steg, sie tr?gt einen Anzug, der von dem der andern Dirnen abweicht und zeigt, da? sie aus einer andern Gegend daheim.
Lied
Mit üble Vors?tz geh Fort aus'm Haus, Glei schaut die ganze Welt Anderschter aus! Bin zeitlich fruh noch fort Im Morgendunst, Kenn alle Hund im Ort, Freundlich warn s'sunst! Nenn jeden bei sein Nam, Kenn jeden gnau, Hizt bellen s'hinter oam: "Schau, schau, schau, schau! Da geht d' Horlacher-Lies, Mit der's net richtig is! Schau, schau, schau, schau!" (Jodler ad libitum.) D' V?gerln, die in der Fruh Singen so lieb, Die schrein jetzt ein'm zu: "Dieb, Dieb, Dieb, Dieb! Ui, d? Horlacher-Lies, Mit der's net richtig is! Dieb, Dieb, Dieb, Dieb!"

(Jodler. Mit einer Geb?rde, mit der man V?gel verscheucht, in die H?nde klatschend.) Gscht! Nixnutzigs Gfliederwerk, nit wahr is's, so is die Horlacher-Lies net! Freilich hot die Mahm gsagt: hingehst und einschmeichelst dich! Als ob ich a Katz w?r! Aber kein Red, d?s tu ich net. Aber furt von hoam bin i gern, u mein, wie gern! Jahraus, jahrein kein andern Kirchturm sehn als den von Ellersbrunn, d' sch?n Zeit über vor harter Arbeit 's Kreuz kaum gspürn und 'n Winter über beim Spinnradl sitzen... oh, du mein Gott, und auf einmal frei h'nausrennen dürfen in die sch?n grüne, lichte Gotteswelt h'nein--haha, bleibet a Narr hoam! --Jesses und Joseph! Frei kugeln m?cht i mich im Heu!

Zehnte Szene
Vorige. Wastl.
Wastl (schon etwas freier sichtbar, ist bei den letzten Worten durch den Zaun aufgetreten, noch rückw?rts), Tu's, Dirndel, ich schau dir gern zu!
Liesel (halb nach ihm gewendet). Wu?t ich, du denkst was Unrechts, kriegest mir eine!
Wastl (kommt vor). No wu?t i gern, was d' dir denkst, da? i mir denkt h?tt, han, Dirndl? (Erkennt sie.) Oh, heilig Mutter Anna, d? is's?!
Liesel. Jegerl, der Wastl!
Wastl. Ja, der Wastl und du bist d? Horlacher-Lies, eh schon wissen. H?tt mir's net denkt, ich komm no z'samm ... Was suchst du denn da h'rum?
Liesel. 'n Grillhofer.
Wastl. 'n Grillhofer?
Liesel. Ja 'n Grillhofer!
Wastl. So, 'n Grillhofer?--No, dem sein Gro?knecht bin ich. Willst leicht in Dienst bei ihm? Da h?tt ich a a Wartl dreinzureden. Mir zwei taugen net unter ein Dach, und wann dich gleich der Bauer nahm, so rennet ich heunt no auf und davon.
Liesel. Zwegn meiner brauchst kein Schuh z' zrei?en. Ich bin nur auf Bsuch!
Wastl. Auf Bsuch?
Liesel. Jo, auf Bsuch.
Wastl. So, auf Bsuch? Was willst eahm denn?
Liesel. D?s geht di nix an.--Sag amal, was is denn der Grillhofer für a Mon?
Wastl. A trauriger.
Liesel. Ui je, d?s taugt mer net, da geh ich lieber glei wieder.
Wastl. Is a gscheiter.
Liesel. Aber geh, Wastl, was hast denn gegn mi? Tut's dich denn net a wengerl gfreun, da? mir uns wieder zsammfinden?
Wastl. Mü?t's lügn!--Solltst dich eigentlich schamen, da? d'mich derkennst.
Liesel. Wu?t net, warum! Kimmt's mer doch v?llig für, als schamest du dich.
Wastl. I mi? Zwegn we, ich frag no, zwegn we?
Liesel. No schau, Wastl, wann ich dir als alte Bek?nnte gut dafür bin, bleib ich dir derweil die Antwort schuldig, aber m?chst mer net sagn, zwegn we ich mich schamen sollt?
Wastl. No, d?s ist doch klar.
Liesel. So sag's!
Wastl. "Sag's!"--O du... "Sag's!" sagt s'! Hat's dir denn no nie leid tan, wie d' mir mitgspielt hast, wie ich no in Ellersbrunn Knecht war?
Liesel. Wie 's du Knecht warst in Ellersbrunn?
Wastl. Jo, wie i Knecht war in Ellersbrunn.
Liesel (nachdenkend), So, wie d' Knecht warst in Ellersbrunn?
Wastl. Tu no, als wu?t von all'm nix.
Liesel.
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