Der Englaender | Page 7

Jacob Michael Reinhold Lenz
Aufwartung. Sie brauchen vielleicht auf die Nacht eine W?rterin.
ROBERT. (die Z?hne knirschend.) Wer hat euch gesagt, da? ich krank sei?
TOGNINA. Niemand, gütiger Herr--die Frau vom Hause hat es mir gesagt--und in der Tat, man sieht es Ihnen an; (seine Hand fassend.) Dieser Puls will mir nicht gefallen. (streift ihm den Arm auf.) Was für einen sch?nen wei?en Arm Si ehaben--und wie nervigt! dieser Arm k?nnte Herkules Keule tragen.
ROBERT. (rei?t ich los von ihr, richtet sich auf, und sieht sie starr an.) Wer seid ihr?
TOGNINA. Ich bin--ich habe es Ihnen ja schon gesagt, wer ich bin.
ROBERT. Ihr seid eine Zauberin; aber (auf sein Herz weisend) hier ist Stein, Kieselstein. Wi?t ihr das?
TOGNINA. Das gesteh ich.--Haben Sie noch nie geliebt?--Ich mu? Ihnen doch sagen, hier ward gestern eine neue Oper gegeben--Die Scythen, oder der Sieg des Liebesgottes--Unvergleichlich, Mylord; gewi?--Es war auch so ein junger Herr drinne, wie Sie, der alles Frauenzimmer verachtete. Aber was meinen Sie wohl, womit die Liebesg?ttin und die Amors ihn bek?mpften? Raten Sie einmal, ich bitte Sie, was für fürchterliche Waffen sie seiner knotigen Keule entgegen setzten?
ROBERT. Vergiftete Blicke, wie die eurigen.
TOGNINA. Blumen, junger Herr, nichts als arme Blumen--(rei?t sich eine Rose von der Brust, und wirft ihn damit.) Sehen Sie, so machten sies--Spielend (eine aus ihrem Haarputze) Spielend. (wieder eine andere von ihrer Brust.) spielend überwanden sie ihn. Hahaha, (ihn an die Hand fassend) ist das nicht lustig, mein kleines Herzchen?
ROBERT. (verstohlen, die Z?hne knirschend.) O unbarmherziger Himmel! --Armida!--(Tognina ans Knie fassend.) Ihr seid gef?hrlich, Kleine! voll Lüsternheit! voll Liebreiz! La?t uns allein bleiben, ich habe euch viel zu sagen.
(Sie winkt den Bedienten, die gehen heraus.)
ROBERT. (zieht das Portrait aus dem Busen.) Seht, hier hab ich ein Bild, das allein ist euch im Wege. Wenn ihr Meisterin von meinem Herzen werden wollt, gebt mir eine Schere, da? ich es von diesem Halse l?se, dan den ich es damals leider, ach, auf ewig knüpfte! Ich bin nicht im Stande, euch in eurer zauberreiches Auge zu sehen, eure weiche Hand gegen mein Herz zu drücken, euren glühenden Lippen meinen zitternden Mund entgegen zu strecken, so lang dies Bild an meinem Halse h?ngt.
TOGNINA. Gleich, gn?diger Herr! (zieht eine Schere aus ihrem Etui, und sett sich aufs Bett, ihm das Bild abzul?sen.)
ROBERT. (rei?t ihr die Schere aus der Hand, und gibt sich einen Stich in die Gurgel.) Grisette! hab ich dich endlich doch überlistet.
TOGNINA. Ich in des Todes! Hülfe!--(l?uft heraus.)
ROBERT. Ists denn so weit--(breitet die Arme aus.) Ich komme, ich komme!--Furchtbarstes aller Wesen! an dessen Dasein ich so lange zweifelte; das ich zu meinem Trost leugnete, ich fühle dich--Du, der du meine Seele hierher gesetzt! du, der sie wieder in seine grausame Gewalt nimmt. Nur nicht verbiete mir, da? ich ihrer nicht mehr denken darf. Eine lange, furchtbare Ewigkeit ohne sie. Sieh, wenn ich gesündigt habe, ich will gern Straf und Marter dulden; H?llenqualen dulden, wie du sie mir auflegen magst; nur la? das Andenken an sie sie mir versü?en.
(Lord Hot, Lord Hamilton, Bedienten und Tognina kommen.)
LORD HOT. Ich unglücklicher Vater!
HAMILTON. Er wird sich nur geritzt haben.
LORD HOT. Verbindt ihn; er verblutet sich. (rei?t ein Schnupftuch aus der Tasche, und sucht das Blut aufzuhalten.) Kommt denn der Wundarzt noch nicht? So lauft denn jemand anderswo nach ihm! lauft alle miteinander nach ihm!--Das sind die Folgen deiner Politik, Hamilton.
HAMILTON. (zu Tognina.) Ihr ward rasend, da? ihr ihm das Messer in die Hand gabt.
TOGNINA. Er tat so ruhig, gn?diger Herr.
LORD HOT. M?rder! M?rder! allezusammen! ihr habt mich um meinen Sohn gebracht.
HAMILTON. Es kann unm?glich so gef?hrlich sein.
ROBERT. (im Wundfieber.) Nein, Armida! nein!--so viel Augen haben nach mir gefunkelt! so viel Busen nach mir sich ausgedehnt! ich h?tte so viel Vergnügen haben k?nnen--nein, das ist nicht dankbar.
LORD HOT. Kommt denn der Wundarzt nicht?
ROBERT. Nein, das ist nicht artig--Ich war jung, ich war sch?n! o sch?n! sch?n! ich war zum Fressen, sagten sie--Sie wurden rot, wenn sie mit mir sprachen, sie stotterten, sie stammelten, sie zitterten--nur eine, sagte ich, nur eine--und das mein Lohn!
LORD HOT. Geschwind lauft zu meinem Beichtvater!
(Bediente ab.)
(Wundarzt kommt; n?hert sich, und untersucht die Wunde.)
LORD HOT. Nun, wie ists? ist Hoffnung da?
WUNDARZT. (blickt auf, und sieht ihn eine Weile bedenklich an.)
LORD HOT. (f?llt auf einen Stuhl.) Aus!
WUNDARZT. Warum soll ich Ihnen mit vergeblicher Hoffnung schmeicheln?--die Luftr?hre ist besch?digt.
LORD HOT. (legt die Hand vors Gesicht und weint.)
ROBERT. Nun--nun--nun--meine Armida! jetzt gilt es dir zu beweisen, wer unter uns beiden Recht hat--jetzt--jetzt--La? meinen Vater sagen! la? die ganze Welt sagen-LORD HOT. (sthet auf, zu Lord Hamilton.) Du hast mich um meinen Sohn gebracht, Hamilton--Dein waren alle diese Anschl?ge!--du sollst mir dran glauben, oder ich-HAMILTON. Besser ihn tot beweint, als ihn wahnwitzig herum geschleppt. (geht ab.)
(Lord Hot zeiht den Degen, und will ihm nach. Sein Beichtvater, der herein tritt, h?lt ihn zurück.)
BEICHTVATER. Wohin, Lord Hot?
LORD HOT. Der M?rder meines Sohns-BEICHTVATER. Kommen Sie! der Verlust tut
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