Der Diamant des Geisterkönigs | Page 2

Ferdinand Raimund
entsetzlich werden.
Erster Zauberer undr Fee Aprikosa. Ja, unerhört.
Zweiter Zauberer. Ich weiß, es kommt ein Krieg aus, bloß wegen dem.
Aber wissen S', er denkt halt so, und so sollen manche denken, besser
schön lokal reden, als schlecht hochdeutsch.
Fee Aprikosa Kurz, die Menschen haben ihn ganz verdorben; er ist
nicht mehr zu kennen.
Erster Zauberer. Er läßt sie ja scharenweise zu sich heraufkommen und
gewährt ihnen ihre Bitten.
Alle. Wahr ist's!

Zweite Szene. Vorige. Ein Feuergeist.
Feuergeist (ganz rot gekleidet, rotes Gesicht und rote Hände; er hat die
ganze Szene behorcht). Potz Pech und Schwefel, das ist zuviel! Ich bin
Feuergeist, Oberfeuerwerker und Kanonier des Zauberkönigs! Wer
kann sagen, daß seit drei Jahren eine menschliche Seele in seinen Palast
gekommen ist? Bin ich nicht auf seine Kosten nach Neapel gereist, um
den Vesuv aufzunehmen und einen ähnlichen über seinen Palast zu
bauen? Ist das nicht geschehen? Blausäure und Vitriolöl!
Fee Aprikosa. Und warum ist es geschehen? Damit wir ihn nicht sooft
belästigen und mit unserm Wolkenwagen jetzt durch den Krater fahren
müssen, wie die Hexen durch den Rauchfang.
Feuergeist. Nein! Potz Pech und Schwefel! Damit er von der
Menschheit, die sich durch verschiedene magische Künste in sein
Reich filoutiert hatte, um ihn mit Betteleien zu belästigen, Ruhe
bekomme.

Zweiter Zauberer. Ja, ja, so ist der Kaffee.
Erster Zauberer. Das müssen Sie Narren weismachen.
Feuergeist. Aber, ins Geiers Namen, das tue ich ja; und wer's nicht
glauben will, den sollen alle kongreveschen Raketen--
Zweiter Zauberer (gleich einfallend). Nun, nun, mein Herr Feuergeist
und Oberkanonier, moderieren Sie sich nur! Sie zünden ja sonst den
Palast an mit Ihren Raketen.
Alle. Werft ihn hinaus! Hinaus mit ihm!
Feuergeist. Was? Einen Feuergeist hinauswerfen?
Zweiter Zauberer. Da haben wir schon andere hinausgeworfen.
Feuergeist. Beim Brand von Moskau, das ist zuviel! (Mit geballter
Faust) Wer mir in die Nähe kommt, dem werf' ich eine Leuchtkugel an
den Kopf, daß ihm das bengalische Feuer aus den Augen spritzen soll.

Dritte Szene. Pamphilius. Vorige.
Pamphilius. He, he! was ist denn das! Sie halten ja ein völliges
Stiergefecht im Vorgemach des Zauberkönigs!
Erster Zauberer (voll Freundlichkeit). Ach, unser lieber Pamphilius!
Alle Weiber. Unser schöner Pamphilius! (Schmeicheln ihm.)
Zweiter Zauberer. Grüß' Sie der Himmel, Herr von Pamphilius! (drängt
die Weiber weg und umarmt ihr..)
Pamphilius. Ich komme, Ihnen zu melden, daß der Beherrscher seine
vierundzwanzigstündige Ruhe beendiget hat und sich alsobald mit
unglaublicher Schnelligkeit aus dem Bette begeben wird.
Erster Zauberer. Ah, scharmant!
Beide Feen. Der liebenswürdige Herr!
Zweiter Zauberer. O, fidelibus! fidelibus!
Feuergeist. Jetzt reißt mir die Geduld! Herr Pamphilius, potz Pech und
Schwefel, ich bin ein treuer Diener des Zauberkönigs, ich kann nicht
schweigen.
Pamphilius. Was haben Sie denn für einen Lärmen, Herr
Oberfeuerwerker?
Feuergeist. I, potz Pech und Schwefel!--
Pamphilius. Bleiben Sie mir nur mit Ihrem Pech vom Leibe, ich picke
schon am ganzen Körper.
Zweiter Zauberer. Er muß glauben, wir sind Schuster.
Feuergeist. Nun also, potz Schwefel und Phosphorus!

Pamphilius. Den Schwefel kann ich auch nicht vertragen, ich habe eine
schwache Brust.
Feuergeist. Nun, so hören Sie ohne Pech und Schwefel, daß diese
ehrbare Versammlung ein schlechtes Gesindel ist, das über den
Geisterfürsten schimpft und ihm vorwirft, daß er alles den Menschen
anhängt.
Alle. Das ist nicht wahr.
Feuergeist. Was? Ich schwör's bei allen Zündmaschinen von England.
Pamphilius. Und ich bei allen Löschmaschinen von Frankreich, wenn
Er sein unsinniges Feuer nicht moderiert, laß ich Ihn so durchwässern,
daß Er an mich denken soll. Hinaus mit Ihm!
Alle. Hinaus mit Ihm!
Feuergeist. Ich gehe! Aber, bei dem griechischen Feuer des Cardanus,
das melde ich dem Zauberkönig. Potz Feuerzeug und Zündbüchsen!
Schwefelgeist und Salmiak! (Geht ab.)

Vierte Szene. Vorige ohne Feuergeist.
Pamphilius. Reden Sie, einer nach dem andern. Was hat's gegeben?
Erster Zauberer. Gepriesener Pamphilius, Sie sind nun schon eine lange
Zeit in den Diensten des Geisterkönigs.
Pamphilius. Auf Martini sind's 2000 Jahr.
Erster Zauberer. Haben Sie nicht selbst bemerkt, daß er Menschen mit
Wohltaten überhäuft, die sie mißbrauchen und ihm mit Undank lohnen,
und uns versagt er so vieles?
Pamphilius. Da haben Sie recht.
Zweiter Zauberer. Ja, und wär's nicht besser, wenn er sich von uns
undankbar und schlecht behandeln ließe als von andern?
Erster Zauberer. Schweigen Sie.
Zweiter Zauberer. Ich kann auch meine Meinung sagen; ich war auch
einmal ein starker Geist, jetzt bin ich ausgeraucht.
Fee Aprikosa. An allem ist die Fee Diskantine schuld, ihre schöne
Stimme hat ihn bezaubert.
Pamphilius. Also das ist die einzige Klage gegen den Zauberkönig?
Nun, da muß ich Ihnen schon aus dem Traum helfen. Es ist wahr,
Diskantine hat durch ihren Gesang vieles für die Menschen von ihm
erwirkt; da sie aber mit ihrer Protektion auf lauter Unwürdige stieß, so
ist er darüber so erzürnt, daß er sie auf die Spitze eines Berges verbannt

und dort in einen Baum verwandelt hat.
Zweiter Zauberer. Was Sie sagen!
Pamphilius.
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