Das goldene Vliess | Page 9

Franz Grillparzer
Mich litt es l?nger nicht, ich mu?te fort. H?tt' er nicht selbst, der Falsche, mir geboten Hierher zu ziehn in dieses Inselland Das goldne G?tterkleinod abzuholen Von dem man spricht, so weit die Erde reicht Und das dem G?ttersohne Phryxus einst, Ihn selber t?tend, raubten die Barbaren, Ich w?re selbst gegangen, freien Willens, Dem eckelhaften Treiben zu entfliehn. Ruhmvoller Tod f��r ruhmentbl??tes Leben Mag's tadeln wer da will, mich lockt der Tausch! Da? dich, o Freund, ich mitzog und die andern, Das ist wohl schlimm, allein ihr wolltet's so!
Milo. Ja freilich wollt' ich so und will noch immer Denn sieh, ich glaub', du hast mir's angetan, So lieb' ich dich und all dein Tun und Treiben.
Jason. Mein guter Milo!
Milo. Nein! 's ist unrecht sag' ich, Ich sollt' der Kl��gre sein, ich bin der ?ltre. H?ttst du mich hingef��hrt, wohin auch immer, Nur nicht in dieses gottverla?ne Land. Kommt irgend sonst ein Mann in F?hrlichkeit, Nu Schwert heraus und Mut voran. Doch hier In dieses Landes feuchter Nebelluft Legt Rost sich, wie ans Schwert, so an den Mut. H?rt man in einem fort die Wellen brausen, Die Fichten rauschen und die Winde tosen, Sieht kaum die Sonne durch der dichten Nebel Und rauhen Wipfel schaurigen Versteck, Kein Mensch rings, keine H��tte, keine Spur, Da wird das Herz so weit, so hohl, so n��chtern Und man erschrickt wohl endlich vor sich selbst. Ich, der als Knabe voll Verwundrung horchte, Wenn man erz?hlte, 's g?b' ein Ding Die (Furcht) genannt, hier seh' ich fast Gespenster Und jeder d��rre Stamm scheint mir ein Riese Und jedes Licht ein Feuermann. 's ist seltsam. Was unbedenklich sonst, erscheint hier schreckhaft Und was sonst greulich wieder hier gemein. Nur k��rzlich sah ich einen B?r im Walde, So gro? vielleicht als keinen ich gesehn Und doch kams fast mir vor, ich sollt' ihn streicheln, Wie einen Scho?hund streicheln mit der Hand, So klein, so unbedeutend schien das Tier Im Abstich seiner schaurigen Umgebung. Du h?rst nicht?
Jason (der indes den Turm betrachtet hat). Ja ich will hinein!
Milo. Wohin?
Jason. Dort in den Turm.
Milo. Mensch, bist du rasend?
(Ihn anfassend). H?re!
Jason (sich losmachend und das Schwert ziehend). Ich will, wer h?lt mich? Hier mein Schwert! Es sch��tzt mich Vor Feinden wie vor ��berl?st'gen Freunden. Die erste Spur von Menschen find' ich hier Ich will hinein. Mit vorgehaltnen Eisen Zwing' einen ich von des Geb?uds Bewohnern, Zu folgen mir, zu f��hren unsre Schar Auf sichern Pfad aus dieses Waldes Umfang, Wo Hunger sie und Feindeshinterhalt Weit sichrer trifft als mich hier die Gefahr. Sprich nicht! Ich bin entschlossen. Geh zur��ck Ermutige die Schar. Bald bring' ich Rettung!
Milo. Bedenk'!
Jason. Es ist bedacht! Wer kann hier weilen Im kleinen Hause, w��st und abgeschieden? Ein Haushalt von Barbaren und was mehr? Ich denk' du kennst mich! Hier ist nicht Gefahr Als im Verweilen.--Keine Worte weiter!
Milo. Doch wie gelangst du hin?
Jason. Siehst du dort dr��ben G?hnt weit ein Spalt im alternden Gem?uer. Das Meer leiht seinen R��cken bis da hin Und leicht erreich' ich's schwimmend.
Milo. H?re doch!
Jason. Leb' wohl!
Milo. La? mich statt dir!
Jason. Auf Wiedersehn!
(Springt von einer Klippe ins Meer)
Milo. Er wagt es doch!--Dort schwimmt er!--Tut es (doch), Und l??t mich schm?len hier nach Herzenslust! Ein wackres Herz, doch jung, gewaltig jung! Hier will ich stehn und seiner R��ckkehr harren: Und geht's auch schief, wir hauen uns heraus.
(Er lehnt sich an einen Baum.)
(Ein d��steres Gew?lbe im Innern des Turms. Links im Hintergrunde die Bilds?ule eines Gottes auf hohem Fu?gestell, im Vorgrunde rechts eine Felsenbank.) (Jungfrauen mit Fackeln bringen einen kleinen Altar und Opfergef??e und stellen alles ordnend umher.)
(Eine Jungfrau tritt ein und spricht an der T��re:)
Jungfrau. Genug! Es naht Medea! St?rt sie nicht!
(Alle ab mit den Lichtern.)
Jason (tritt durch einen Seiteneingang links auf mit blo?em Schwerte.)
Jason. Ein finsteres Gew?lb'.--Ich bin im Innern! Mehr Menschen fa?t das Haus, scheint's, als ich glaubte, Doch immerhin! wird nur mein Ziel erreicht. Behutsam sp?h ich, bis ein Einzelner Mir aufst??t, dann das Schwert ihm auf die Brust Und mit mir soll er, will er nicht den Tod.
(Er sp?ht mit vorgehaltenem Schwerte umher.)
Ist da kein Ausgang?--Halt!--Ein Block von Stein Das Fu?gestell wohl eines G?tterbildes. Ehrt man hier G?tter und verh?hnt das Recht? Doch horch!--ein Fu?tritt!--Bleiche Helle gleitet Fortschreitend an des Ganges engen Bogen. Man kommt!--Wohin--?--Verbirg mich dunkler Gott!
(Er versteckt sich hinter die Bilds?ule.)
Medea (kommt, einen schwarzen Stab in der Rechten, eine Lampe in der Linken.)
Medea. Es ist so schw��l hier, so dumpf! Feuchter Qualm dr��ckt die Flamme der Lampe, Sie brennt ohne zu leuchten.
(Sie setzt die Lampe hin.) --Horch!--Es ist mein eignes Herz, Das gegen die Brust pocht mit starken Schl?gen! Wie schwach, wie t?richt!--Auf Medea! Es gilt des Vaters Sache, der G?tter! Sollen die Fremden siegen, Kolchis untergehn? Nimmermehr! Nimmermehr! Ans Werk denn! Seid mir gew?rtig G?tter, h?ret mich, Und gebt Antwort meiner Frage!
(Mit dem Stabe Zeichen in die Luft machend.)
Die
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