worin sie
liegen, dem Grafen.)
Graf Otto (steht auf). Herr Friedrich Wetter Graf vom Strahl, du bist
Einstimmig von der Vehme losgesprochen, Und dir dort, Theobald, dir
geb ich auf, Nicht fürder mit der Klage zu erscheinen, Bis du kannst
bessere Beweise bringen.
(Zu den Richtern.) Steht auf, ihr Herrn! die Sitzung ist geschlossen.
(Die Richter erheben sich.)
Theobald. Ihr hochverehrten Herrn, ihr sprecht ihn schuldlos? Gott sagt
ihr, hat die Welt aus nichts gemacht; Und er, der sie durch nichts und
wieder nichts Vernichtet, in das erste Chaos stürzt, Der sollte nicht der
leidge Satan sein?
Graf Otto. Schweig, alter, grauer Tor! Wir sind nicht da, Dir die
verrückten Sinnen einzurenken. Vehmhäscher, an dein Amt! Blend ihm
die Augen, Und führ ihn wieder auf das Feld hinaus.
Theobald. Was! Auf das Feld? Mich hilflos greisen Alten? Und dies
mein einzig liebes Kind,--?
Graf Otto. Herr Graf, Das überläßt die Vehme Euch! Ihr zeigtet Von
der Gewalt, die Ihr hier übt, so manche Besondre Probe uns; laßt uns
noch eine, Die größeste, bevor wir scheiden, sehn, Und gebt sie ihrem
alten Vater wieder.
Der Graf vom Strahl. Ihr Herren, was ich tun kann, soll geschehn.
--Jungfrau!
Käthchen. Mein hoher Herr!
Der Graf vom Strahl. Du liebst mich?
Käthchen. Herzlich!
Der Graf vom Strahl. So tu mir was zu Lieb.
Käthchen. Was willst du? Sprich.
Der Graf vom Strahl. Verfolg mich nicht. Geh nach Heilbronn zurück.
--Willst du das tun?
Käthchen. Ich hab es dir versprochen.
(Sie fällt in Ohnmacht.)
Theobald (empfängt sie). Mein Kind! Mein Einziges! Hilf, Gott im
Himmel!
Der Graf vom Strahl (wendet sich). Dein Tuch her, Häscher! (Er
verbindet sich die Augen.)
Theobald. O verflucht sei, Mordschaunder Basiliskengeist! Mußt ich
Auch diese Probe deiner Kunst noch sehn?
Graf Otto (vom Richtstuhl herabsteigend). Was ist geschehn, ihr Herrn?
Wenzel. Sie sank zu Boden.
(Sie betrachten sie.)
Der Graf vom Strahl (zu den Häschern). Führt mich hinweg!
Theobald. Der Hölle zu, du Satan! Laß ihre schlangenhaargen Pförtner
dich An ihrem Eingang, Zauberer, ergreifen, Und dich zehntausend
Klafter tiefer noch, Als ihre wildsten Flammen lodern, schleudern!
Graf Otto. Schweig Alter, schweig!
Theobald (weint). Mein Kind! Mein Käthchen!
Käthchen. Ach!
Wenzel (freudig). Sie schlägt die Augen auf!
Hans. Sie wird sich fassen.
Graf Otto. Bringt in des Pförtners Wohnung sie! Hinweg!
(Alle ab.)
Zweiter Akt
Szene: Wald vor der Höhle des heimlichen Gerichts.
Erster Auftritt
Der Graf vom Strahl (tritt auf, mit verbundenen Augen, geführt von
zwei Häschern, die ihm die Augen aufbinden, und alsdann in die Höhle
zurückkehren--Er wirft sich auf den Boden nieder und weint). Nun will
ich hier, wie ein Schäfer liegen und klagen. Die Sonne scheint noch
rötlich durch die Stämme, auf welchen die Wipfel des Waldes ruhn;
und wenn ich, nach einer kurzen Viertelstunde, sobald sie hinter den
Hügel gesunken ist, aufsitze, und mich im Blachfelde, wo der Weg
eben ist, ein wenig daran halte, so komme ich noch nach Schloß
Wetterstrahl, ehe die Lichter darin erloschen sind. Ich will mir
einbilden, meine Pferde dort unten, wo die Quelle rieselt, wären Schafe
und Ziegen, die an dem Felsen kletterten, und an Gräsern und bittern
Gesträuchen rissen; ein leichtes weißes linnenes Zeug bedeckte mich,
mit roten Bändern zusammengebunden, und um mich her flatterte eine
Schar muntrer Winde, um die Seufzer, die meiner, von Gram sehr
gepreßten, Brust entquillen, gradaus zu der guten Götter Ohr empor zu
tragen. Wirklich und wahrhaftig! Ich will meine Muttersprache
durchblättern, und das ganze, reiche Kapitel, das diese Überschrift führt:
Empfindung, dergestalt plündern, daß kein Reimschmied mehr, auf
eine neue Art, soll sagen können: ich bin betrübt. Alles, was die
Wehmut Rührendes hat, will ich aufbieten, Lust und in den Tod
gehende Betrübnis sollen sich abwechseln, und meine Stimme, wie
einen schönen Tänzer, durch alle Beugungen hindurch führen, die die
Seele bezaubern; und wenn die Bäume nicht in der Tat bewegt werden,
und ihren milden Tau, als ob es geregnet hätte, herabträufeln lassen, so
sind sie von Holz, und alles, was uns die Dichter von ihnen sagen, ein
bloßes liebliches Märchen. O du--wie nenn ich dich? Käthchen!
Warum kann ich dich nicht mein nennen? Käthchen, Mädchen,
Käthchen! Warum kann ich dich nicht mein nennen? Warum kann ich
dich nicht aufheben, und in das duftende Himmelbett tragen, das mir
die Mutter, daheim im Prunkgemach, aufgerichtet hat? Käthchen,
Käthchen, Käthchen! Du, deren junge Seele, als sie heut nackt vor mir
stand, von wollüstiger Schönheit gänzlich triefte, wie die mit Ölen
gesalbte Braut eines Perserkönigs, wenn sie, auf alle Teppiche
niederregnend, in sein Gemach geführt wird! Käthchen, Mädchen,
Käthchen! Warum kann ich es nicht? Du Schönere, als ich singen kann,
ich will eine eigene Kunst erfinden, und dich weinen. Alle Phiolen der
Empfindung, himmlische und irdische, will ich eröffnen, und eine
solche Mischung von Tränen, einen Erguß so eigentümlicher Art, so
heilig zugleich und üppig, zusammenschütten, daß
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