zu erfahren, was der Fürst zu sothaner Neuerung sagen werde.
Wolf Dietrich war aber schon wieder in ein Gespr?ch mit Salome vertieft und hatte weder Aug' noch Ohr für die übrige Gesellschaft.
L?ngeres Zaudern würde eine auff?llige Unterbrechung des Mahles herbeiführen, der Bürgermeister mu?te daher das Zeichen geben, und sogleich erschienen die Aufw?rter, deren jeder eine in der Form noch ziemlich ungeschlachte, zweizinkige Gabel zur Rechten jedes Tafelgastes legte. Von der schw?tzenden Menge ward das neue Instrument vielfach nicht beachtet; einigen G?sten aber fiel es doch sofort auf, sie ergriffen die Gabeln, besahen sie, fuhren damit in die Luft, und als von einigen vielgereisten ?lteren Bürgern der Gebrauch dieser neuen Tischinstrumente erkl?rt wurde, konnte es an praktischen Erprobungen nicht fehlen. Unter gro?er Lebhaftigkeit ward aufgespie?t, was den überraschten G?sten erreichbar war und die Fasanen kamen hierzu just recht. V?llig unbeachtet blieb die Neuerung am Pr?sidium der Tafel; den Altschen Familien war sie bekannt, für das heutige Mahl eigens bestimmt, und der Landesvater widmete sich ausschlie?lich seiner Tischnachbarin.
Die Edelknaben kamen mit den Fasanen auf silbernen Platten, und unwillig wollte Wolf Dietrich abwinken, da bat Salome, es m?ge der gn?dige Herr doch auf die Atzung nicht ganz vergessen, wasma?en diese Leib und Seele zusammenhalte. So lie? sich denn der fürstliche Ehrengast von den Fasanen vorlegen, ebenso Salome, und beide bedienten sich der neumodischen Gabeln ohne das geringste Anzeichen einer überraschung.
Von Salome wunderte das den Bürgermeister ja nicht, aber die Vertrautheit des Fürsten mit dem neuen Instrument verblüffte und entt?uschte ihn derart, da? Ludwig Alt dem Bruder zuflüsterte: "Der kennt alles!"
Und Wilhelm raunte zurück: "Stimmt! Der wird uns in allem über!"
Wolf Dietrich hatte mit Behagen von der leckeren Speise genossen und dann einen Blick über die Tafel geworfen, an der es lebhaft zuging, denn der in gro?en Mengen genossene schwere Südwein aus Welschland übte auf M?nnlein und Weiblein seine Wirkung aus. "Meine Salzburger lieben den süffigen Wein!" meinte der Fürst zum Bürgermeister, der sogleich beteuerte, da? das gew?hnliche Volk sich wohl an das Hopfenbier halte, denn sü?e Weine seien von wegen der Teuerung und dem kostspieligen Transport nur den bemittelten St?nden erreichbar.
"Wird denn viel solchen Weines eingeführt ins Erzstift?"
"Ew. Hochfürstliche Gnaden unterth?nigst aufzuwarten, ja; man bringet auf Wasser und Land überflüssig aus allen Landen herzu, als n?mlich vom Rhein, Neckher (Nekar), aus Elsa?, Franken, auch Osterwein (aus ?sterreich), Marchwein (aus Steiermark), aus Hungern (Ungarn), viel aus Welschland, so man sie hei?et Terrant, Raifel, Muscatell, Malvasier von Napoli, Romanier, so in Griechenland wachset, Rosatzer auch und Farn?tscher, Veltliner, und aus dem Etschland Traminer und H?pfwein und dergleichen noch manche, die des Thalhammer Zunge besser kennet als Dero unterth?niger Knecht!"
"Ich staune! Wu?te wahrlich nicht, da? meine Salzburger so gern und viel der schweren und teuren Weine trinken!"
Voreilig sprach Ludwig Alt: "Sie trinken nicht, o Herr, sie saufen ihn! Ein Laster ist's, ein allgemeines in ganz Deutschland, und es hilft so viel wie nichts, mag man dagegen wettern oder sich selber eines guten Wandels beflei?igen. Der Saufteufel hat sie alle am Kragen, M?nnerleut und Weibes, ein Halbes k?nnen Kinder selbst schon zutrinken, die Eltern lehren's wohl den Kleinen! Ein Kreuz ist's und ein Elend mit dem Weinteufel!"
"Und der Bürgermeister wei? sich nicht Rat, sothanem Laster wirksam zu steuern?" fragte der Landesherr.
"Dero Gnaden unterth?nigst aufzuwarten, ich nicht, und besseren Leuten kann ich die Rumorknechte nicht auf den Leib hetzen!"
"So! Nun es erscheinet mir günstig, da? der Landesherr sich Rats wei?, ich wei? ein Mittel, doch ist es nicht an der Zeit, es heute schon zu publizieren. Ich will es mir merken, und dem Saufteufel rücke ich an den Leib, ich zwing' ihn, darauf k?nnt Ihr Euch verlassen!"
"Das kann, o hoher Herr, der Menschheit nur zum Segen gereichen!" sprach Salome, der die überm??ige Trinklust ein Greuel war, und die es peinlich berührte zu sehen, wie namentlich die jungen Bürgers?hne ohne Rücksicht auf die Anwesenheit des Landesherrn dem Wein in gro?en Mengen zusprachen.
"Eure Zustimmung erquickt meinen Sinn, wie Eure Anmut mein Herz erg?tzt! Ich wünsche mir nichts Besseres, als mit Euch, teure Salome, auch die Ma?nahmen der Regierung beraten zu k?nnen. Seid Ihr dazu gewillt?"
Salome fühlte den tieferen, verhüllten Sinn dieser Frage, und hei?e R?te scho? in des klugen M?dchens Wangen, ein Zittern lief durch ihren K?rper, bebenden Tones erwiderte sie: "Wie sollt' ich je in solche Lage kommen? Gebannt in die engen Schranken der H?uslichkeit, gezwungen nach Zeit und Art, zu stiller Arbeit, Sinn und Zunge gefesselt! Doch was will ich sagen, da Fürstent?chter es kaum anders haben und verdorren schier in dumpfer Kemenate!"
"So sehnt Salome sich hinaus in die Freiheit glanzerfüllter Welt?"
"Nicht das ist meines Sinnes Streben, gn?digster Herr! Ich kenne die gezogenen Grenzen und beug' mich willig diesem Gebot. Was ich ersehne hei?, w?r' ein Erfassen vieler Dinge, die man kaum dem Namen nach uns einst gelehrt! Denkt nur, hoher Gebieter, wie karg die Kost gewesen, die uns
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