Celsissimus | Page 2

Arthur Achleitner
ob es erlaubt und wessen der Inhalt sei. "Was man hat, besitzt man!" gr?hlte ein junger Negotiator, und sein Beispiel wirkte aneifernd genug.
Im Hauptsaale, so sch?n und gro?artig, da? darin ein r?mischer Kaiser logieren k?nnte, war die Tafel, bedeckt mit schwerem Damast und goldenen wie silbernen Kannen, Bechern und Sch��sseln, ausgestellt, wundersam zu beschauen auch ob der Schaugerichte, so da waren ein Pfau mit aufgeschlagenem Rade, der unvermeidliche Schweinskopf in reicher Garnierung, gewaltige Huchen und rotbetupfte Ferchen, auch Fasanen mit senkrecht aufragendem Sto?, und etliche Gebirge aus Zucker, darunter der Untersberg, aus dessen Quellen Wei?wein als Bergbr��nnlein herniederrieselten.
Lustige Weisen der Zinkenbl?ser und Posaunisten, dazu Trommelwirbel und Schellengeklingel t?nten von der Galerie herab, den buntgeschm��ckten Festg?sten die Wartezeit bis zum Beginn zu verk��rzen, doch h?rte man nicht viel auf die lockende, bald leise schwirrende, bald wieder grell l?rmende Musik. Die Weiber hatten Besseres, Wichtigeres zu thun im Mustern der Kleider von Freundinnen, im schauen und kritisieren, und der Anblick, den Salome Alt, des Kaufherrn bildsch?ne Tochter bot, versetzte die anwesende Frauenwelt in eine Erregung, die sich in Rufen des Erstaunens, im Gemurmel und Tuscheln grimmigsten Neides ?u?erte.
Salome, ein M?dchen mittlerer Gr??e von kaum zwanzig Lenzen, war soeben in den f��r die Frauen reservierten Raum getreten; l?chelnd begr��?te sie die Damen, nickte den M?dchen zu und schritt langsam zur B��rgermeisterin, die sich ob der Pracht solcher Kleidung nicht zu fassen wu?te, wiewohl sie wahrlich wei?, da? Salome ��ber Prachtgew?nder dank der Freigebigkeit des Vaters zu verf��gen hat. Ein bezaubernder Liebreiz ist ��ber das runde Madonnenantlitz des M?dchens ausgegossen, der schlanke Wuchs weist das herrlichste Ebenma? auf mit einer F��lle reizendster Formen, die ein M?nnerauge in hellstes Entz��cken versetzen mu?. Blendend wei? die reine Stirne, von blonden L?ckchen umrahmt, die Z?hnchen schimmernd gleich Perlen, das goldige Haar aufleuchtend im Licht der vielen Kerzen, Kinderaugen lieb und rein, rundes Kinn, ein Wesen so sanft, unschuldsvoll und lockend, und dennoch bescheidener Art, die es vermeidet, das eigene sch?ne Ich irgendwie in den Vordergrund zu dr?ngen. Ein leises Rot liegt wie angehaucht auf Salomes zarten Wangen, ein L?cheln inneren Triumphes auf den leicht ge?ffneten Lippen. F��rstlich mu? die Erscheinung des M?dchens genannt werden im weiten blauen, mit N?rzpelz gef��tterten Atlasrock, besetzt mit goldenen und silbernen Schn��ren, um den Hals eine vierfache Perlenkette, am Halsausschnitt die steife Spitzenkrause, die ?rmel verbr?mt mit golddurchwirktem Tuch.
"Gott zum Gru?, liebwerte Muhme!" lispelte Salome und erwies der B��rgermeisterin geb��hrende Reverenz.
Frau Alt brachte den Mund nicht zu vor ��berraschung und mu?te erst verschnaufen, bis sie zu stammeln vermochte: "Salome! Wie eine F��rstin siehst du aus! Gott straf' mich peinlich, so dein Rock nicht die f��nfhundert Lot Perlen hat und in die tausend Thaler kostet!"
"Gef?llt Euch das Kleid nicht? Das th?t' mich schmerzen, der gute Vater ist zufrieden, und das macht mich immer gl��cklich!"
"Schon, gewi? auch! Aber Perlen, so viel Perlen f��r eine junge Maid! Das ist zu viel des Guten, Kind! Und Perlen bringen dereinst Z?hren, das hat mein Ahnl schon gesagt!"
"Des will ich warten, Muhme!" lachte silberhell die sch?ne Salome, "ich habe Zeit und f��rchte mich nicht davor. Doch wenn Ihr verlaubet, will die anderen Frauen ich begr��?en!"
Indes Salome einer F��rstin gleich und doch b��rgerlich bescheiden den Frauen zuschritt, ward es immer lauter am Schenktisch dr��ben, wo der hastig geschluckte starke S��dwein die Geister bereits zu entfesseln begann, und sowohl Stadtrat Thalhammer wie der ob seines Festbieres besorgte Vater Puchner herbeigeeilt waren, um weiteren Beraubungen der Getr?nkevorr?te vorzubeugen. Ihr Veto und der Hinweis, da? die k?stlichen Weine f��r das f��rstliche Gefolge, nicht aber f��r Schmarotzer bestimmt seien, rief lebhaften Protest der naschhaften B��rgers?hne hervor, und besonders der noch ziemlich jugendliche Ratssohn Lechner opponierte lauter als schicklich war, gegen sothane Bemutterung. "Festg?ste sind wir alle und in der Trinkstube zum trinken da, es bleibt sich gleich, ob wir unser Deputat vor oder erst nach dem Mahle trinken. Und auf diesen Wein wird der F��rst wohl nicht reflektieren, der hat besseren Tropfen im Keller des Keutschachhofes, besseren, sag' ich, als dieser Raifel, und der H?pfwein gar, der hat einen Stich!"
Nun war es zu Ende mit der Ruhe Thalhammers, den eine Verschimpfung von Weinen, die seine Zunge als f��rtrefflich erkieset, beleidigte. "Die Pest hat er, so diese Weine stichig sind! Sauf' er Wasser vom Gerhardsberg, das giebt Ihm den Verstand wieder, so einer ��berhaupt vorhanden war! Und die Rumorknechte schick' ich ihm auf den Hals!"
"Die la?t nur h��bsch zu Hause! Wir sind in unserer Trinkstube, die ist st?dtisch und geh?rt uns B��rgern! Wollt Ihr beten, geht in den Dom, ist Platz genug darin, f��r Euch und den Erzbischof!"
"Wollt Ihr gleich stille sein!" mischte sich Vater Puchner dazwischen, dem nicht ganz wohl ward bei so respektwidriger Erw?hnung des noch dazu eben erwarteten Landesf��rsten. "Wollet Ihr gr?hlen, wartet bessere Gelegenheit ab! Kein Wort aber mehr ��ber den erleuchteten erlauchten Herrn!"
Dem Lechner sa? der Weinteufel aber schon
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