Memorandum. Mill schwer beleidigt:) Ich danke Ihnen. (Er nimmt das Papier und steht mit dem R��cken gegen sie an den Tisch gelehnt und liest.) Sie f?ngt an, auf der Schreibmaschine ihre stenographischen Aufzeichnungen zu ��bertragen, ohne auf Mills Gef��hle zu achten.
(Burgess tritt unangemeldet ein.) Er ist ein Mann von sechzig Jahren, derb und filzig geworden durch die notwendige Selbstsucht des kleinen Kr?mers, die sich sp?ter durch ��berf��tterung und gesch?ftlichen Erfolg zu tr?ger Aufgeblasenheit milderte. Ein gemeiner, unwissender, unm??iger Mensch, beleidigend und hochnasig Leuten gegen��ber, deren Arbeit wohlfeil ist, ehrf��rchtig gegen Menschen von Reichtum und Rang, aber beiden gegen��ber ganz aufrichtig und ohne Groll oder Neid. Da sie ihn ohne besondere F?higkeiten sah, hat ihm die Welt keine andere gut bezahlte Arbeit zu bieten gewu?t, als unnoble Arbeit, und er wurde infolgedessen etwas erb?rmlich, hat aber keine Ahnung, da? er so beschaffen ist, und betrachtet seinen kommerziellen Wohlstand ganz ehrlich als den unvermeidlichen und sozial berechtigten Triumph der Geschicklichkeit, T��chtigkeit, F?higkeit und Erfahrung eines Mannes, der im Privatleben ��bertrieben, leichtsinnig, liebensw��rdig und leutselig ist. K?rperlich ist er kurz und dick, mit einer schnauzen?hnlichen Nase in der Mitte eines flachen, breiten Gesichtes; unter dem Kinn ein staubfarbener Bart mit einem grauen Fleck in der Mitte; er hat w?sserige blaue Augen mit klagend sentimentalem Ausdruck, der sich durch die Gewohnheit, seine S?tze wichtigtuend zu singen, auch leicht auf seine Stimme ��bertr?gt.
(Burgess bleibt an der Schwelle stehen und blickt umher:) Man sagte mir, Herr Morell sei hier.
(Proserpina sich erhebend:) Er ist oben, ich will ihn holen.
(Burgess sie frech anstarrend:) Sie sind nicht dieselbe junge Dame, die sonst f��r ihn schrieb.
(Proserpina.) Nein.
(Burgess beistimmend:) Nein, die war j��nger. (Fr?ulein Garnett starrt ihn an, dann gebt sie mit gro?er W��rde hinaus. Er nimmt dies gleichg��ltig entgegen und geht an den Kaminteppich, wo er sich umwendet und sich breitspurig aufpflanzt, den R��cken dem Feuer zugekehrt.)
(Burgess.) Sind Sie im Begriff Ihren Rundgang zu machen, Herr Mill?
(Mill faltet sein Papier und steckt es in die Tasche:) Jawohl, ich mu? gleich fort.
(Burgess wichtig:) Lassen Sie sich nicht aufhalten; was ich mit Herrn Morell zu besprechen habe, ist ganz privater Natur.
(Mill aufgeblasen:) Ich habe durchaus nicht die Absicht, mich einzumengen, verlassen Sie sich darauf, Herr Burgess. Guten Morgen!
(Burgess herablassend:) Guten Morgen, guten Morgen!
(Morell kommt zur��ck, w?hrend Mill sich zur T��r wendet.)
(Morell zu Mill:) Sie gehen an die Arbeit?
(Mill.) Jawohl, Herr Pastor.
(Morell klopft ihn liebensw��rdig auf die Schulter:) Da, nehmen Sie mein Seidentuch um den Hals, es geht ein kalter Wind drau?en. Aber jetzt machen Sie, da? Sie fortkommen. (Mill, mehr als getr?stet ��ber Burgess' Schroffheit, freut sich und geht hinaus.)
(Burgess.) Guten Morgen, Jakob. Sie verw?hnen Ihren Unterpfarrer wie immer. Wenn ich einen Mann bezahle und einer auf meine Kosten lebt, dann weise ich ihm geh?rig seinen Platz an.
(Morell etwas kurz angebunden:) Ich weise meinem Unterpfarrer immer seinen Platz an, n?mlich an meiner Seite als meinem Helfer und Kameraden. Wenn es Ihnen gelingt, so viel Arbeit aus Ihren Kommis und Angestellten herauszukriegen wie ich aus meinem Unterpfarrer, dann m��ssen Sie ziemlich rasch reich werden. Bitte, setzen Sie sich in Ihren gewohnten Stuhl. (Er weist mit trockener Autorit?t auf den Armstuhl neben dem Kamin, dann ergreift er einen freien Stuhl und setzt sich in zur��ckhaltender Entfernung von seinem Besucher.)
(Burgess ohne sich zu r��hren:) Sie sind ganz der alte, Jakob.
(Morell.) Als Sie mich das letztemal besuchten--ich glaube, es war vor drei Jahren--da sagten Sie genau dasselbe. Nur etwas aufrichtiger. Ihr w?rtlicher Ausspruch war damals: "Derselbe Narr wie immer, Jakob."
(Burgess sich rechtfertigend:) Vielleicht sagte ich das, aber (mit vers?hnender Heiterkeit:) ich meinte nichts Beleidigendes damit. Ein Geistlicher hat das Privilegium, ein wenig n?rrisch sein zu d��rfen--wissen Sie, das liegt schon in seinem Beruf. Einerlei, ich bin nicht hergekommen, um alte Meinungsverschiedenheiten aufzuw?rmen, sondern um die Vergangenheit vergessen sein zu lassen. (Er wird pl?tzlich sehr feierlich und n?hert sich Morell.) Jakob, vor drei Jahren haben Sie mir ��bel mitgespielt. Sie haben mich um meine Lieferungen gebracht, und als ich Ihnen in meiner erkl?rlichen Verzweiflung b?se Worte gab, brachten Sie meine Tochter gegen mich auf. Nun, ich bin gekommen, um Ihnen zu zeigen, da? ich ein guter Christ bin. (Ihm seine Hand darreichend:) Ich verzeihe Ihnen, Jakob.
(Morell auffahrend:) Verdammt frech!
(Burgess weicht zur��ck mit fast schluchzendem Vorwurf ��ber diese Behandlung:) Ziemt diese Sprache einem Pastor, Jakob? Und besonders Ihnen?
(Morell bitzig:) Nein, sie ziemt ihm nicht, ich habe das falsche Wort gebraucht,--ich h?tte sagen sollen: "Der Teufel soll Ihre Frechheit holen!" Das w��rde Ihnen der heilige Paulus und jeder andere brave Priester gesagt haben. Glauben Sie, ich habe Ihr Anerbieten vergessen, als Sie f��r das Armenhaus vertragsm??ig Kleider liefern sollten?
(Burgess in h?chster Erbitterung, weil ihm seine Forderung nur recht und billig erscheint:) Ich habe im Interesse der Steuerzahler gehandelt, Jakob,--es war das niedrigste Angebot, das k?nnen Sie nicht leugnen.
(Morell.) Jawohl, das niedrigste, weil Sie schlechtere L?hne zahlten als irgendein anderer
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