Du wei?t warum die Flamme, die einst in brillanten Feuerwerkspielen die Welt erg?tzte, pl?tzlich zu weit ernsteren Br?nden verwendet werden mu?te ... Du wei?t warum sie jetzt in schweigender Glut mein Herz verzehrt ... Du verstehst mich, gro?er sch?ner Gott, der du ebenfalls die goldene Leier zuweilen?vertauschtest mit dem starken Bogen und den t?dlichen Pfeilen ... Erinnerst du dich auch noch des Marsyas, den du lebendig geschunden? Es ist schon lange her, und ein ?hnliches Beispiel t?t wieder Not ... Du l?chelst, o mein ewiger Vater!?Geschrieben zu Paris den 20. Februar 1839.?Heinrich Heine.
Junge Leiden?1817-1821
Traumbilder
I
Mir tr?umte einst von wildem Liebesglühn,?Von hübschen Locken, Myrten und Resede,?Von sü?en Lippen und von bittrer Rede,?Von düstrer Lieder düstern Melodien.
Verblichen und verweht sind l?ngst die Tr?ume,?Verweht ist gar mein liebstes Traumgebild!?Geblieben ist mir nur, was glutenwild?Ich einst gegossen hab in weiche Reime.
Du bliebst, verwaistes Lied! Verweh jetzt auch,?Und such das Traumbild, das mir l?ngst entschwunden,?Und grü? es mir, wenn du es aufgefunden --?Dem luftgen Schatten send ich luftgen Hauch.
II
Ein Traum, gar seltsam schauerlich,?Erg?tzte und erschreckte mich.?Noch schwebt mir vor mach grausig Bild,?Und in dem Herzen wogt es wild.
Das war ein Garten, wundersch?n,?Da wollte ich lustig mich ergehn;?Viel sch?ne Blumen sahn mich an,?Ich hatte meine Freude dran.
Es zwitscherten die V?gelein?Viel muntre Liebesmelodein;?Die Sonne rot, von Gold umstrahlt,?Die Blumen lustig bunt bemalt.
Viel Balsamduft aus Kr?utern rinnt,?Die Lüfte wehen lieb und lind;?Und alles schimmert, alles lacht,?Und zeigt mir freundlich seine Pracht.
Inmitten in dem Blumenland?Ein klarer Marmorbrunnen stand;?Da schaut ich eine sch?ne Maid,?Die emsig wusch ein wei?es Kleid.
Die W?nglein sü?, die ?uglein mild,?Ein blondgelocktes Heilgenbild;?Und wie ich schau, die Maid ich fand?So fremd und doch so wohlbekannt.
Die sch?ne Maid, die sputet sich,?Sie summt ein Lied gar wunderlich;?"Rinne, rinne, W?sserlein,?Wasche mir das Linnen rein."
Ich ging und nahete mich ihr,?Und flüsterte: O sage mir,?Du wundersch?ne, sü?e Maid,?Für wen ist dieses wei?e Kleid?
Da sprach sie schnell: "Sei bald bereit,?Ich wasche dir dein Totenkleid!"?Und als sie dies gesprochen kaum,?Zerflo? das ganze Bild, wie Schaum. --
Und fortgezaubert stand ich bald?In einem düstern, wilden Wald.?Die B?ume ragten himmelan;?Ich stand erstaunt und sann und sann.
Und horch! Welch dumpfer Widerhall!?Wie ferner ?xtenschl?ge Schall;?Ich eil durch Busch und Wildnis fort,?Und komm an einen freien Ort.
Inmitten in dem grünen Raum,?Da stand ein gro?er Eichenbaum;?Und sieh! mein M?gdlein wundersam?Haut mit dem Beil den Eichenstamm.
Und Schlag auf Schlag, und sonder Weil,?Summt sie ein Lied und schwingt das Beil:?"Eisen blink, Eisen blank,?Zimmre hurtig Eichenschrank."
Ich ging und nahete mich ihr,?Und flüsterte: O sage mir,?Du wundersü?es M?gdelein,?Wem zimmerst du den Eichenschrein?
Da sprach sie schnell: "Die Zeit ist karg,?Ich zimmre deinen Totensarg!"?Und als sie dies gesprochen kaum,?Zerflo? das ganze Bild, wie Schaum. --
Es lag so bleich, es lag so weit?Ringsum nur kahle, kahle Heid;?Ich wu?te nicht, wie mir geschah,?Und heimlich schaudernd stand ich da.
Und nun ich eben fürder schweif,?Gewahr ich einen wei?en Streif;?Ich eilt drauf zu, und eilt und stand,?Und sieh! die sch?ne Maid ich fand.
Auf weiter Heid stand wei?e Maid,?Grub tief die Erd mit Grabescheit.?Kaum wagt ich noch sie anzuschaun,?Sie war so sch?n und doch ein Graun.
Die sch?ne Maid, die sputet sich,?Sie summt ein Lied gar wunderlich:?"Spaten, Spaten, scharf und breit,?Schaufle Grube tief und weit."
Ich ging und nahete mich ihr,?Und flüsterte: O sage mir,?Du wundersch?ne, sü?e Maid,?Was diese Grube hier bedeut't?
Da sprach sie schnell: "Sei still, ich hab?Geschaufelt dir ein kühles Grab."?Und als so sprach die sch?ne Maid,?Da ?ffnet sich die Grube weit;
Und als ich in die Grube schaut,?Ein kalter Schauer mich durchgraut;?Und in die dunkle Grabesnacht?Stürzt ich hinein -- und bin erwacht.
III
Im n?chtgen Traum hab ich mich selbst geschaut,?In schwarzem Galafrack und seidner Weste,?Manschetten an der Hand, als ging's zum Feste,?Und vor mir stand mein Liebchen, sü? und traut.?Ich beugte mich und sagte: "Sind Sie Braut??Ei! ei! so gratulier ich, meine Beste!"?Doch fast die Kehle mir zusammenpre?te?Der langgezogne, vornehm kalte Laut.?Und bittre Tr?nen pl?tzlich sich ergossen?Aus Liebchens Augen, und in Tr?nenwogen?Ist mir das holde Bildnis fast zerflossen.?O sü?e Augen, fromme Liebessterne,?Obschon ihr mir im Wachen oft gelogen,?Und auch im Traum, glaub ich euch dennoch gerne.
IV
Im Traum sah ich ein M?nnchen klein und putzig,?Das ging auf Stelzen, Schritte ellenweit,?Trug wei?e W?sche und ein feines Kleid,?Inwendig aber war es grob und schmutzig.?Inwendig war es j?mmerlich, nichtsnutzig,?Jedoch von au?en voller Würdigkeit;?Von der Courage sprach es lang und breit,?Und tat sogar recht trutzig und recht stutzig.?"Und wei?t Du, wer das ist, Komm her und schau!"?So sprach der Traumgott, und er zeigt' mir schlau?Die Bilderflut in eines Spiegels Rahmen.?Vor einem Altar stand das M?nnchen da,?Mein Lieb daneben, beide sprachen: Ja!?Und tausend Teufel riefen lachend: Amen!
V
Was treibt und tobt mein tolles Blut??Was flammt mein Herz in wilder Glut??Es kocht mein Blut und sch?umt und g?rt,?Und grimme Wut mein Herz verzehrt.
Das Blut ist toll, und g?rt und sch?umt,?Weil ich den b?sen Traum getr?umt;?Es kam der finstre Sohn der Nacht,?Und hat mich keuchend fortgebracht.
Er bracht mich in ein helles Haus,?Wo Harfenklang und Saus und Braus?Und Fackelglanz und Kerzenschein;?Ich kam zum Saal, ich
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