bei Famars. Dieses allgemeine Abfeuern n��tzte mir, die Lage der Batterien und die Stellung der Truppen kennen zu lernen; zugleich war ein ernstlicher Handel bei Bretzenheim, denn freilich hatten die Franzosen alle Ursache, uns aus diesem so nahe gelegenen Dorfe zu vertreiben.
Inzwischen erfuhr man, woher das M?rchen der gestrigen Desertion entstanden: durch seltsam zuf?llige Kombinationen, so abgeschmackt als m?glich, aber doch einige Zeit umherlaufend.
Ich begleitete meinen gn?digsten Herrn nach dem linken Fl��gel, wartete dem Herrn Landgrafen von Darmstadt auf, dessen Lager besonders zierlich mit kiefernen Lauben ausgeputzt war, dessen Zelt jedoch alles, was ich je in dieser Art gesehen, ��bertraf, wohl ausgedacht, vortrefflich gearbeitet, bequem und pr?chtig.
Gegen Abend war uns, mir aber besonders, ein liebensw��rdiges Schauspiel bereitet; die Prinzessinnen von Mecklenburg hatten im Hauptquartier zu Bodenheim bei Ihro Majest?t dem K?nige gespeist und besuchten nach Tafel das Lager. Ich heftelte mich in mein Zelt ein und durfte so die hohen Herrschaften, welche unmittelbar davor ganz vertraulich auf und nieder gingen, auf das genauste beobachten. Und wirklich konnte man in diesem Kriegsget��mmel die beiden jungen Damen f��r himmlische Erscheinungen halten, deren Eindruck auch mir niemals verl?schen wird.
Freitag den 30. Mai. Fr��h h?rte man hinter dem Lager Kleingewehrfeuer, welches einige Apprehension gab; dies kl?rte sich dahin auf, da? die Bauern den Fronleichnam gefeiert. Ferner ward Viktoria geschossen aus Kanonen und kleinem Gewehr, jenes gl��cklichen Ereignisses in den Niederlanden wegen; dazwischen scharf aus der Stadt und hinein. Nachmittag ein Donnerwetter.
Holl?ndische Artillerie-flottille ist angekommen, liegt bei Ebenheim.
In der Nacht vom 30. zum 31. Mai schlief ich, wie gew?hnlich ganz angezogen, ruhig im Zelte, als ich vom Platzen eines kleinen Gewehrfeuers aufgeweckt wurde, das nicht allzu entfernt schien. Ich sprang auf und heraus und fand schon alles in Bewegung; es war offenbar, da? Marienborn ��berfallen sei. Bald darauf feuerten unsere Kanonen von der Batterie vor dem Chausseehaus, dies mu?te also einem herandringenden Feinde gelten. Das Regiment des Herzogs, von dem eine Schwadron hinter dem Chausseehaus gelagert war, ruckte aus; der Moment war kaum erkl?rbar. Das kleine Gewehrfeuer in Marienborn, im R��cken unserer Batterien, dauerte fort, und unsere Batterien schossen auch. Ich setzte mich zu Pferde und ritt weiter vor, wo ich, nach fr��her genommener Kenntnis, ob es gleich Nacht war, die Gegend beurteilen konnte. Ich erwartete jeden Augenblick, Marienborn in Flammen zu sehen, und ritt zu unseren Zelten zur��ck, wo ich die Leute des Herzogs besch?ftigt fand, ein- und aufzupacken, auf alle F?lle. Ich empfahl ihnen meinen Koffer und Portefeuille und besprach unsern R��ckzug. Sie wollten auf Oppenheim zu; dorthin konnte ich leicht folgen, da mir der Fu?pfad durch das Fruchtfeld bekannt war, doch wollt' ich den Erfolg erst abwarten und mich nicht eher entfernen, bis das Dorf brennte und der Streit sich hinter demselben weiter heraufz?ge.
In solcher Ungewi?heit sah ich der Sache zu, aber bald legte sich das kleine Gewehrfeuer, die Kanonen schwiegen, der Tag fing an, zu grauen, und das Dorf lag ganz ruhig vor mir. Ich ritt hinunter. Die Sonne ging auf mit tr��bem Schein, und die Opfer der Nacht lagen neben einander. Unsere riesenhaften, wohlgekleideten K��rassiere machten einen wunderlichen Kontrast mit den zwergenhaften, schneiderischen, zerlumpten Ohnehosen; der Tod hatte sie ohne Unterschied hingem?ht. Unser guter Rittmeister La Viere war unter den ersten geblieben, Rittmeister von Vo?, Adjutant des Grafen Kalckreuth, durch die Brust geschossen, man erwartete seinen Tod. Ich war veranla?t, eine kurze Relation dieses wunderbaren und unangenehmen Vorfalls aufzusetzen, welche ich hier einschalte und sodann noch einige Partikularit?ten hinzuf��ge.
* * * * *
Von dem Ausfall der Franzosen in der Nacht auf Marienborn vermelde ich folgendes:
Das Hauptquartier Marienborn liegt in der Mitte des Halbkreises von Lagern und Batterien, die am linken Ufer des Rheins oberhalb Mainz anfangen, die Stadt nicht gar in der Entfernung einer halben Stunde umgeben und unterhalb derselben sich wieder an den Flu? anschlie?en. Die Kapelle zum heiligen Kreuz, die D?rfer Wei?enau, Hechtsheim, Marienborn, Drais, Gunzenheim, Mombach werden von diesem Kreise entweder ber��hrt oder liegen nicht weit au?erhalb desselben. Die beiden Fl��gel bei Wei?enau und Mombach wurden vom Anfang der Blockade an von den Franzosen ?fters angegriffen und ersteres Dorf abgebrannt, die Mitte hingegen blieb ohne Anfechtung. Niemand konnte vermuten, da? sie dahin einen Ausfall richten w��rden, weil sie in Gefahr kamen, von allen Seiten ins Gedr?nge zu geraten, abgeschnitten zu werden, ohne irgend etwas von Bedeutung auszurichten. Indessen waren die Vorposten um Bretzenheim und Dalheim, Orte, die vor Marienborn in einem Grunde liegen, der sich nach der Stadt zieht, immer aneinander, und man behauptete Bretzenheim diesseits um so eifriger, als die Franzosen bei Zahlbach, einem Kloster nahe bei Dalheim, eine Batterie errichtet hatten und damit das Feld und die Chaussee bestrichen.
Eine Absicht, die man dem Feinde nicht zutraute, bewog ihn endlich zu einem Ausfall gegen das Hauptquartier. Die Franzosen wollten -- so ist man durch die Gefangenen ��berzeugt -- den General Kalckreuth, der in Marienborn, den Prinzen
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