drückende Milit?rdidaktur, über den Despotismus des Regimentschefs nahm Tonidandel umso weniger übel, als der Kompagniekommandant doch selbst seine eigene, nicht gerade rosige Meinung über den gewaltt?tigen Chef hatte.
So sa? denn Tonidandel etliche Tage sp?ter an einem Abend im kahlen, doch behaglich erw?rmten Wohnzimmer des Pfarrhauses und kneipte mit dem Prota vom Weine, den der Kommandant vorher ins Haus gesandt hatte. Der Erzpriester mit kümmerlichem Einkommen war so arm, da? er den hohen Gast nicht h?tte entsprechend bewirten k?nnen. Deshalb schickte Tonidandel mit der Besuchsansage stets Wein, Slibowitz, zuweilen auch kalten Aufschnitt ins Pfarrhaus.
So auch diesmal. Und wie die Herren nach der Begrü?ung der Damen gemütlich beisammen sa?en, erz?hlte Tonidandel vergnügt die Geschichte von den G?nsekartoffeln, und zugleich sprach er die Hoffnung aus, für die Dauer seiner Dienstzeit mit "Erd?pfel-Befehlen" verschont zu bleiben.
Der ehrwürdige Prota wagte kaum ein L?cheln. Würdevoll schlo? er sich der Hoffnung des Kommandanten an und leerte auf die Erfüllung des Wunsches Tonidandels sein Glas.
"Ist recht so, lieber Prota! Ich hoffe aber noch mehr, n?mlich die endliche Berufung unter Vorrückung nach--Europa!"
"Bog daj!"[3] rief der Erzpriester und hob die Augen zur geschw?rzten Decke. Und nachdem er die Unschlittkerze geputzt hatte, wagte er die sanft vorgebrachte Bemerkung, da? sich bei bescheidenen Ansprüchen doch auch in der weltentlegenen Lika leben lasse. "Besser freilich vielleicht im Provinzial!"[4]
"Glaub' Er das nicht, lieber Prota!" erwiderte eifrig der Kommandant. "In mancher Beziehung sind die Zust?nde bei uns in der Grenze sogar besser! Wir haben doch nicht die Rechtsbeugungen der adeligen Gutsbesitzer, nicht die Willkürherrschaft der autonomen Komitate, nicht die Gier und Leidenschaft politischer Hitzk?pfe im Provinzial!"
Milde sprach der Erzpriester im Silberhaar. "Das nicht, gn?diger Herr! Aber dafür den Despotismus des Regimentskommandanten!"
"Das mu? man als etwas Selbstverst?ndliches hinnehmen! Das Volk der Grenze so gut wie wir Offiziere! übrigens haben wir in der Grenze immer noch mehr Rechtssicherheit als das Provinzial!"
Ergebungsvoll stimmte der Prota zu. "Euer Herrlichkeit belieben recht zu haben! Nur dürfte die H?rte des Milit?rgesetzes nicht zu bestreiten sein."
"Warum 'H?rte'?"
"Halten zu Gnaden, Herr Kommandant! Hart ist es für uns Serbokroaten, weil die Auditore (Milit?rrichter) Fremde sind, unsere Sprache nicht verstehen, auf Dolmetscher angewiesen sind, die zwar Kroatisch gut, Deutsch hingegen nur ungenügend k?nnen! Ich meine, da? die beiderseitige Sprachunkenntnis gef?hrliche Folgen für Leben, Freiheit und Eigentum der Angeklagten hat und noch haben wird!"
"Hm! Ist ja richtig, aber wir zwei k?nnen das nicht ?ndern! Na zdravje!"[5]
Demütig dankte der Prota für diese Ehre. Und mit bebender Hand führte er sein Glas zum Munde.
"Recht so, lieber Prota! Mu? sagen, da? ich recht zufrieden mit Ihm bin! Der einzige Pope im ganzen Bezirk, der mir noch keinen Verdru? bereitet hat!"
"Ich danke gehorsamst für diese Anerkennung! Dennoch zittere ich schier jeglichen Tag, da? doch einmal Unheil über mich kommen werde...."
"Warum? Hat Er denn von früher her etwas auf dem Kerbholz?"
"Nicht schlimm, Euer Herrlichkeit aufzuwarten! Nur einen üblen Auftritt hat es vor Jahren gegeben, als wir zur Vorstellung vor dem damaligen neuen Regimentskommandanten, einem Deutschen, nach Otocac (Ototschatz) befohlen waren und vom Milit?rchef b?s angefahren wurden, da? wir Erzpriester Feinde des Kaisers und ?sterreichs seien...."
"Wieso?"
"Der Oberst warf uns vor, da? wir in unseren Kirchenbüchern für den Zar von Ru?land beten, nicht für den Kaiser von ?sterreich!"
Interessiert rief Tonidandel. "Was? Ist das wahr?"
"Ja und nein, Euer Herrlichkeit aufzuwarten! Die Erkl?rung ist leicht zu geben! Unsere Kirchenbücher müssen in--Ru?land gedruckt werden, weil die ?sterreichische Regierung nicht erlaubt, da? unsere orthodoxen Bücher in ?sterreich gedruckt werden! So ist es denn ganz erkl?rlich, da? in den in Ru?land gedruckten Büchern der Name des dortigen Landesherrn steht. Selbstverbindlich beten wir aber für den Kaiser von ?sterreich, für unseren Landesherrn!"
"Weiter!"
"Jener Oberst steifte sich aber darauf, da? es in den Büchern 'Zar', nicht 'Kaiser' hei?t! Ich als Sprecher der Erzpriester habe den gestrengen Kommandanten aufmerksam gemacht, da? man in der slavischen Sprache das Wort 'Kaiser' nicht kennt, nicht anders nennen kann als 'Zar'! Zar ist gleichbedeutend mit Kaiser! Zum Schlu? der denkwürdigen Audienz hatte ich gebeten, es m?ge der Oberst bewirken, da? unsere Kirchenbücher in ?sterreich gedruckt werden dürfen; dann werde sicher der Name unseres ?sterreichischen Zaren = Kaisers gedruckt werden!"
"Was geschah dann?"
"Wir wurden ziemlich ungn?dig entlassen! Der Oberst schien nicht recht zu glauben, was ich ihm sagte! Und seither befürchte ich immer, da? man mir meinen Freimut verübeln, mich hinterdrein bestrafen, um meine so k?rgliche Stelle bringen werde!"
"Mut, lieber Alter! Jener Oberst ist l?ngst nach--Europa versetzt, also hat es für den Prota von S. keine Gefahr! Und selbst im Falle, da? sich unser gestrenger Chef um diese verj?hrte Geschichte unerwarteterweise kümmern sollte, werde ich für den Prota schon einzutreten wissen! Jawohl! Prosit!"
Erfreut, von dieser alten Sorge befreit, griff der alte Erzpriester zum Glase, dankte für die Zusicherung des Wohlwollens und der Unterstützung und leerte das Glas auf das Wohl des gn?digen Kompagniekommandanten.
Sp?t wurde es an diesem Abend, bis Tonidandel sich verabschiedete und sporenklirrend seiner Behausung zustapfte.
In der
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