LArrabbiata | Page 2

Paul Heyse
zu, da? wir vor der Hitze ankommen.
Antonino griff eben zu dem langen Ruder, um die Barke ins Freie zu treiben, als er pl?tzlich innehielt und nach der H?he des steilen Weges hinaufsah, der von dem St?dtchen Sorrent zur Marine hinabf��hrt.
Eine schlanke M?dchengestalt ward oben sichtbar, die eilig die Steine hinabschritt und mit einem Tuch winkte. Sie trug ein B��ndelchen unterm Arm, und ihr Aufzug war d��rftig genug. Doch hatte sie eine fast vornehme, nur etwas wilde Art, den Kopf in den Nacken zu werfen und die schwarze Flechte, die sie vorn ��ber der Stirn umgeschlungen trug, stand ihr wie ein Diadem.
Worauf warten wir? fragte der Pfarrer.
Es kommt da noch jemand auf die Barke zu, der auch wohl nach Capri will. Wenn Ihr erlaubt, Padre--es geht darum nicht langsamer, denn 's ist nur ein junges Ding von kaum achtzehn Jahr.
In diesem Augenblick trat das M?dchen hinter der Mauer hervor, die den gewundenen Weg einfa?t. Laurella! sagte der Pfarrer. Was hat sie in Capri zu tun?
Antonino zuckte die Achseln.--Das M?dchen kam mit hastigen Schritten heran und sah vor sich hin.
Guten Tag, l'Arrabbiata! riefen einige von den jungen Schiffern. Sie h?tten wohl noch mehr gesagt, wenn die Gegenwart des Curato sie nicht in Respekt gehalten h?tte, denn die trotzige stumme Art, in der das M?dchen ihren Gru? hinnahm, schien die ��berm��tigen zu reizen.
Guten Tag, Laurella, rief nun auch der Pfarrer. Wie steht's? Willst du mit nach Capri?
Wenn's erlaubt ist, Padre!
Frage den Antonino, der ist der Patron der Barke. Ist jeder doch Herr seines Eigentums und Gott Herr ��ber uns alle.
Da ist ein halber Carlin (3), sagte Laurella, ohne den jungen Schiffer anzusehen. Wenn ich daf��r mit kann.
{ed. (3) Carlino: alte neapolitanische M��nze }
Du kannst's besser brauchen, als ich, brummte der Bursch und schob einige K?rbe mit Orangen zurecht, da? Platz wurde. Er sollte sie in Capri verkaufen, denn die Felseninsel tr?gt nicht genug f��r den Bedarf der vielen Besucher.
Ich will nicht umsonst mit, erwiderte das M?dchen und die schwarzen Augenbrauen zuckten.
Komm nur, Kind, sagte der Pfarrer. Er ist ein braver Junge und will nicht reich werden von deinem bi?chen Armut. Da, steig ein--und er reichte ihr die Hand--und setz dich hier neben mich. Sieh, da hat er dir seine Jacke hingelegt, da? du weicher sitzen sollst. Mir hat er's nicht so gut gemacht. Aber junges Volk, das treibt's immer so. F��r ein kleines Frauenzimmer wird mehr gesorgt, als f��r zehn geistliche Herren. Nun nun, brauchst dich nicht zu entschuldigen, Tonino. 's ist unsers Herrgotts Einrichtung, da? sich gleich zu gleich h?lt.
Laurella war inzwischen eingestiegen und hatte sich gesetzt, nachdem sie die Jacke ohne ein Wort zu sagen beiseit geschoben hatte. Der junge Schiffer lie? sie liegen und murmelte was zwischen den Z?hnen. Dann stie? er kr?ftig gegen den Uferdamm und der kleine Kahn flog in den Golf hinaus.
Was hast du da im B��ndel, fragte der Pfarrer, w?hrend sie nun ��bers Meer hintrieben, das sich eben von den ersten Sonnenstrahlen lichtete.
Seide, Garn und ein Brot, Padre. Ich soll die Seide an eine Frau in Capri verkaufen, die B?nder macht, und das Garn an eine andere.
Hast du's selbst gesponnen?
Ja, Herr.
Wenn ich mich recht erinnere, hast du auch gelernt, B?nder machen.
Ja, Herr. Aber es geht wieder schlimmer mit der Mutter, da? ich nicht aus dem Hause kann und einen eignen Webstuhl k?nnen wir nicht bezahlen.
Geht schlimmer! Oh, oh! Da ich um Ostern bei euch war, sa? sie doch auf.
Der Fr��hling ist immer die b?seste Zeit f��r sie. Seit wir die gro?en St��rme hatten und die Erdst??e, hat sie immer liegen m��ssen vor Schmerzen.
La? nicht nach mit Beten und Bitten, mein Kind, da? die heilige Jungfrau F��rbitte tut. Und sei brav und flei?ig, damit dein Gebet erh?rt werde.
Nach einer Pause: Wie du da zum Strand herunterkamst, riefen sie dir zu: Guten Tag, l'Arrabbiata! Warum hei?en sie dich so? Es ist kein sch?ner Name f��r eine Christin, die sanft sein soll und dem��tig.
Das M?dchen gl��hte ��ber das ganze braune Gesicht und ihre Augen funkelten.
Sie haben ihren Spott mit mir, weil ich nicht tanze und singe und viel Redens mache, wie andere. Sie sollten mich gehen lassen; ich tu ihnen ja nichts.
Du k?nntest aber freundlich sein zu jedermann. Tanzen und singen m?gen andere, denen das Leben leichter ist. Aber ein gutes Wort geben schickt sich auch f��r einen Betr��bten.
Sie sah vor sich nieder und zog die Brauen dichter zusammen, als wollte sie ihre schwarzen Augen drunter verstecken. Eine Weile fuhren sie schweigend dahin. Die Sonne stand nun pr?chtig ��ber dem Gebirg, die Spitze des Vesuv ragte ��ber die Wolkenschicht heraus, die noch den Fu? umzogen hielt, und die H?user auf der Ebene von Sorrent blickten wei? aus den gr��nen Orangeng?rten hervor.
Hat jener Maler nichts wieder von sich h?ren lassen, Laurella, jener Napolitaner, der dich zur Frau haben wollte? fragte der Pfarrer.
Sie sch��ttelte den Kopf.
Er kam damals, ein Bild von
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